Griechische Küstenwache schießt auf türkisches Frachtschiff
Die griechische Küstenwache sucht in der Ägäis nach Drogen und will einen türkischen Frachter kontrollieren. Der Kapitän hält nicht an, Schüsse fallen - der Frachter entkommt.
Piräus – Die griechische Küstenwache hat vor der Insel Rhodos Warnschüsse abgegeben und dabei ein türkisches Frachtschiff getroffen. Das Schiff „ACT“ konnte trotz der Schüsse entkommen. „Wir hatten Informationen, dass der Frachter Drogen transportierte“, sagte eine Sprecherin der griechischen Küstenwache am Montag. Zum Zeitpunkt des Zwischenfalls befand sich der verdächtige Frachter innerhalb der griechischen Hoheitsgewässer etwa drei Seemeilen vor der Insel Rhodos.
Zunächst seien Warnschüsse vor den Bug abgefeuert worden. Als der Kapitän nicht anhielt, sei gezielt auf Stellen des Schiffs gefeuert worden, wo keine Menschenleben gefährdet waren, hieß es aus Kreisen der Küstenwache in Piräus.
Kapitän verweigerte Inspektion
Der Kapitän des Frachtschiffs, Sami Kalkavan, sagte dem Sender CNN Türk, die griechische Küstenwache habe sie dazu aufgefordert, im Hafen von Rhodos zur Kontrolle anzulegen. Die Besatzung habe jedoch nicht eingewilligt. Daraufhin hätten die Griechen sie vorgewarnt und geschossen, als das Schiff nicht anhielt. Er habe 16 Einschüsse gezählt.
Der türkische Sender NTV zeigte am Montag Bilder des Schiffs mit mehreren Einschusslöchern. Die Nachrichtenagentur DHA berichtete unter Berufung auf die türkischen Streitkräfte, zwei Schiffe der Küstenwache und ein Schnellboot seien ausgerückt.
In der Region werden regelmäßig Schiffe kontrolliert, die im Verdacht stehen, Migranten zu transportieren oder Drogen und Zigaretten zu schmuggeln. Reaktionen auf politischer Ebene gab es zunächst nicht.
Zwischenfall könnte Zypern-Gespräche überschatten
Aus türkischen Diplomatenkreisen hieß es, das Außenministerium sei wegen des Vorfalls mit anderen Stellen in Kontakt. Viele griechische Ägäis-Inseln liegen direkt vor der türkischen Küste. Es gibt dort regelmäßig Spannungen, da sich die Nato-Partner Verletzungen ihrer Hoheitsgebiete vorwerfen.
Der Vorfall fällt mitten in eine neue Verhandlungsrunde über die Wiedervereinigung der geteilten Insel Zypern. Athen und Ankara wirken zusammen mit der früheren Kolonialmacht Großbritannien als Garantiemächte bei den Gesprächen in der Schweiz. (APA/dpa/AFP)