Innsbruck

Erste Hürde für künftige Ärzte: 2903 Bewerber bei Mediziner-Test

Insgesamt 2903 Bewerber stellten sich in Innsbruck dem Mediziner-Test.
© Rudy De Moor

Insgesamt werden für vier medizinische Studiengänge 455 Plätze in Innsbruck vergeben. Neun Stunden haben die Bewerber für die Prüfungen Zeit.

Von Anna-Lena Winsauer

Innsbruck –Acht Uhr morgens in Innsbruck: Meterlange Menschenschlangen haben sich vor den Eingängen des Messegeländes gebildet. Fast könnte man meinen, es gebe hier etwas gratis. Die Gesichter der herumstehenden jungen Menschen sagen jedoch etwas ganz anderes. Eine gewisse Nervosität liegt in der Luft, die sich bei manchen am Fingernägelkauen oder Füßezappeln bemerkbar macht.

Die alljährlichen Aufnahmetests für das Human- und Zahnmedizinstudium fanden gestern zur selben Zeit in Linz, Wien, Graz und Innsbruck statt. Ab neun Uhr morgens mussten sich die Teilnehmer in den Bereichen „Basiskenntnisse“, „Textverständnis“, „kognitive Fähigkeiten“ und „sozial-emotionale Kompetenzen“ beweisen. „Es ist bereits das zwölfte Mal, dass in Innsbruck Aufnahmetests für die medizinischen Fächer gemacht werden. Das Testformat wurde angepasst und läuft überall in Österreich gleich ab“, beschreibt Martina Heidegger, Leiterin der Studienabteilung, das Verfahren.

Strengen Sicherheitsvorkehrungen in der Messe: Einlass und Abhaltung verliefen reibungslos.
© Rudy De Moor

Im Messegebäude werden zuerst die im Saal unerlaubten Gegenstände in Plastikbeuteln verpackt an der Garderobe abgegeben. Dann geht es weiter zu den Sicherheitsleuten in den gelben T-Shirts. Begleitet von einem dauerhaften Piepsen der Metalldetektoren, betreten die Bewerber die Messehalle. Handys sind hier verboten.

„Der Großteil, der hier heute den Test schreibt, nimmt es sich zum Ziel, auch einen Studienplatz zu ergattern“, meint Peter Loidl, Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten. „Den Prozentsatz derer, die den Test einfach nur probieren, schätze ich als gering ein.“ Wobei es meiner Meinung nach auch von Vorteil wäre, wenn man schon ein Jahr vor der Matura den Test absolvieren würde. Dann hätten die Teilnehmer bei der Prüfung im darauffolgenden Jahr einen Plan vom Ablauf und könnten sich vielleicht schneller zurechtfinden.

360 Plätze für Humanmedizin, 40 Plätze für Zahnmedizin und isgesamt 55 Plätze für das Bachelor- bzw. Masterstudium Molekulare Medizin stehen in Innsbruck zur Verfügung.
© Rudy De Moor

Spätestens in der Messehalle wird es ernst. Die großen, roten Ziffern der Uhr zeigen 8.30 Uhr an. Platz für Platz füllt sich der Saal. Unter den strengen Blicken der Aufsichtspersonen suchen sich die Bewerber einen Tisch. Während die einen noch miteinander diskutieren, sitzen die anderen wie auf Nadeln auf ihren Stühlen. Für den einen oder anderen ist das Ganze jedoch zum Gähnen – womöglich liegt es aber auch nur an der frühen Stunde des Tages. Ein Tag, der ganz im Zeichen der Hoffnungen auf einen Studienplatz an der Universität Innsbruck steht.

Die vom Nationalrat 2006 beschlossene Quotenregelung kommt bei der Human- sowie Zahnmedizin trotz Kritik von EU-Ländern erneut zum Einsatz: Demnach stehen 75 Prozent der Plätze für Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis zur Verfügung, 20 Prozent für Bewerber aus EU-Mitgliedstaaten und fünf Prozent für Bewerber aus anderen Ländern. Grund für die Quotenregelung ist die Sorge, dass die medizinische Versorgung in Österreich nicht gesichert sein könnte, da Studierende aus dem Ausland Österreich nach dem Studiumabschluss wieder verlassen könnten und somit dem heimischen Gesundheitssystem nicht zur Verfügung stünden. Vor allem aus Deutschland kommen auch in diesem Jahr viele Bewerber: Insgesamt 3672 Personen haben sich für die Medizin-Aufnahmeprüfung angemeldet, davon stammen 1441 Interessenten aus Österreich, 2047 aus Deutschland.

Einer der deutschen Bewerber ist der 22-jährige Nils. „Man kann seine Chancen nicht wirklich einschätzen. Ich weiß ja nicht, wie gut die anderen sind“, sagt Nils. Er könne sich durchaus vorstellen, nach dem Medizinstudium in Österreich zu arbeiten. Auch dem 19-jährigen Laurin-Emanuel gefällt es in Innsbruck gut. Er wolle sich aber noch keine Gedanken darüber machen, wo er mal arbeiten wird. Zuerst sei es einmal vorrangig, die Prüfungsergebnisse abzuwarten.

Mit Wasserflaschen, Bananen und Broten bewaffnet, beginnt für die Teilnehmer der neunstündige Kampf um die begehrten Studienplätze. Nach dem ersten Teil des Tests herrscht in der Messehalle überwiegend Erleichterung. „Die Fragen waren gefühlsmäßig leichter als im letzten Jahr“, sagt der 20-jährige Mathias. Er ist nicht der Einzige, der bereits zum zweiten Mal sein Glück versucht, um seinem Traumberuf ein Stück näher zu kommen. Gegen 16 Uhr geht ein nervenaufreibender Prüfungstag zu Ende.

Die Ergebnisse erscheinen im August, das Studium beginnt für 400 der Bewerber im Herbst. Für diejenigen, denen dieses Jahr der Wunsch eines Medizinstudiums verwehrt blieb, öffnen sich 2018 erneut die Tore der Messehalle und vielleicht auch die Türen zu einer Zukunft mit Medizinstudium. Vor dem Messegelände lassen private Unis dann wieder Flyer zu Auslandsstudien verteilen, inklusive mitleidigem Blick und einem „Viel Glück“. Einen Studienplatz im Bereich der Medizin gibt es nun einmal nicht geschenkt.