Warum Metalldetektoren den Nahen Osten in Aufruhr versetzen

Jerusalem (APA/Reuters) - Es sind Geräte, die weltweit verbreitet ist. Doch seit der israelischen Entscheidung, Metalldetektoren an den Zugä...

Jerusalem (APA/Reuters) - Es sind Geräte, die weltweit verbreitet ist. Doch seit der israelischen Entscheidung, Metalldetektoren an den Zugängen zu den heiligen Stätten in Ostjerusalem aufzubauen, herrscht in der Region Aufruhr. Wie bei vielen politischen oder religiösen Auseinandersetzungen im Nahen Osten geht es bei dem Streit um weiterreichende Fragen wie Souveränität, Religionsfreiheit oder Besatzung.

Nachfolgend wichtige Fragen und Antworten:

WARUM UND WO WURDEN METALLDETEKTOREN AUFGEBAUT?

Israel stellte die Geräte vor gut einer Woche nach einem Anschlag auf zwei Polizisten auf. Die beiden Männer wurden von arabischen Israelis erschossen, die ihre Waffen in die heiligen Stätten geschmuggelt hatten. Für den Islam ist das Gebiet das Edle Heiligtum, weil dort die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom stehen. Den Juden ist es sogar der heiligste Ort überhaupt, weil dort Tempel standen. Deswegen ist er auch als Tempelberg bekannt. Die Detektoren wurden an den Eingängen aufgestellt, durch die Muslime zu den Gebeten gehen. Nicht-Muslime dürfen das Areal als Touristen besuchen. An deren Zugang stehen schon seit langem Metalldetektoren.

WARUM SIND PALÄSTINENSER VERÄRGERT?

Die Palästinenser wurden nach eigener Darstellung nicht über den Schritt informiert. Israel hat erklärt, man habe Jordanien informiert, das die heiligen Stätten verwaltet. Jedenfalls wurde die Maßnahme schnell umgesetzt und hatte unmittelbare Auswirkungen auf Palästinenser, obwohl der Auslöser eine Attacke arabischer Israelis war.

Israel nahm Ostjerusalem erst im Sechstagekrieg 1967 ein. Bis heute vertreten die meisten Länder die Ansicht, dass Israel Besatzer ist und der Konflikt mit Verhandlungen gelöst werden soll. Palästinenser lehnen die israelische Kontrolle und die Präsenz seiner Sicherheitskräfte ab.

Der Konflikt reicht aber noch weiter: Über Jahrhunderte galt, dass Juden und Christen das Gebiet zwar besuchen dürfen, aber nur Muslimen das Gebet gestattet ist. Als Israel die heiligen Stätten einnahm, verpflichtete sich der jüdische Staat dazu, diese Regelung beizubehalten. Viele Palästinenser sind aber unzufrieden, weil mehr und mehr nationalistische Juden zu Besuch kommen. Manche wollen beten. In der Regel werden sie zwar von israelischen Polizisten hinausgeworfen. Die Errichtung der Detektoren hat aber zum Eindruck der Palästinenser beigetragen, dass Israel die Regeln ändern wolle. Die Regierung weist dies zurück.

WAS MACHT DIE POLITIK?

Ministerpräsident Benjamin Netanyahu steht international unter Druck, die Detektoren abzubauen. Er betont aber, die Sicherheit habe Vorrang. Ein Kompromiss könnten Kameras mit Gesichtserkennung oder punktuelle Kontrollen sein. Das würden aber die Palästinenser und eventuell auch Jordanien ablehnen. Daher könnten internationale Vermittler gefragt sein. Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas hat die Zusammenarbeit mit Israel in Sicherheitsfragen abgebrochen.

WAS SAGEN DIE BÜRGER?

Israelis sind über die Aufregung verwundert und verweisen darauf, dass Metalldetektoren überall auf der Welt normal sind. Schließlich müssen auch Juden sie passieren, wenn sie an der Klagemauer beten wollen.

Für Palästinenser dagegen sind die heiligen Stätten ein Symbol für das Streben nach einem eigenen Staat. „Wir haben nicht nur mit den Zugängen ein Problem, sondern mit der israelischen Besatzung“, sagt ein Ostjerusalemer Ladenbesitzer. „Die Al-Aksa-Moschee ist nicht der Ort, an dem man Sicherheitsschleusen aufstellt und das Gefühl hat, als sei es eine israelische Einrichtung.“