1914-2017

Sekundenbilder für die Ewigkeit: Karl Otto Götz ist tot

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Der große alte Meister der deutschen Nachkriegskunst, Karl Otto Götz, ist im Alter von 103 Jahren gestorben.

Saarbrücken –In seinem Leben spiegelten sich die tiefen Brüche in der deutschen Geschichte, allen voran der Zweite Weltkrieg: Nach dessen Ende waren es Künstler wie Karl Otto Götz, die die deutsche Kunst wieder international hoffähig machten. K. O. Götz, wie er von allen genannt wurde, wurde zu einem Wegbereiter und Pionier der modernen Kunst Deutschlands. Er werkte auch aktiv daran, aktuellen Strömungen von Kunst und Literatur der Zeit in Deutschland ein Forum zu bieten, etwa mit der Zeitschrift META, die er ab 1948 fünf Jahre lang herausgab.

Geboren wurde K. O. Götz am 22. Februar 1914 in Aachen, noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Unter den Nazis hatte er wegen seiner Vorliebe für Abstraktes Malverbot. Nach Kriegsende war er als einziger Deutscher Mitglied der internationalen Künstlergruppe CoBrA. Eine wichtige Rolle spielte Götz außerdem als Lehrender: Zwanzig Jahre lang – bis 1979 – war er Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Seine Schüler Gerhard Richter und Sigmar Polke wurden weltberühmt.

Götz selbst wurde mit großformatigen gestischen Schwarz-Weiß-Kompositionen berühmt. Ein Grundprinzip seiner Technik war das sekundenschnelle Malen: Er trug mit breiten Pinseln Farbe auf die verkleisterte Leinwand auf und zog dann blitzschnell einen Gummirakel über die Fläche. Am vergangenen Samstag ist der Biennale- und Documenta-Teilnehmer K. O. Götz, dessen stilistische Anfänge nah bei den Surrealisten und Miró lagen, im Alter von 103 Jahren gestorben. Noch mit über 100 Jahren hatte der fast erblindete Künstler mit Hilfe seiner Frau Rissa gemalt. (APA, dpa, TT)

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