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Zwei ungleiche Bayern-Zwillinge

Die BMW R nineT Racer und R nineT Pure: Puristisches Roadster-Feeling und sportive Dynamik nach klassischen Konzepten.
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BMW hat seine R nineT-Familie für das heurige Modelljahr erweitert und mit der R nineT Pure und der Racer zwei Motorräder präsentiert, die trotz gleicher Basis nicht unterschiedlicher sein könnten.

Seefeld –Fast fünf Jahre ist es nun her, dass sich die Bayern zum neunzigsten Geburtstag selbst beschenkten und mit der R nineT ein nostalgisches Naked-Bike auf die Fangemeinde losließen. Mittlerweile entpuppte sich der minimalistische Retro-Roadster zum vollen Erfolg, und so braucht es einen nicht zu wundern, dass mittlerweile vier Ableger der nineT über unsere Straßen cruisen. Kürzlich durften wir mit der R nineT Pure und der Racer die zwei jüngsten Mitglieder der Retrofamilie zum Test begrüßen.

Bei der R nineT Pure geht es – wie der Name schon verrät – um die pure Freude am Motorradfahren. Ein einziges Rundinstrument gibt Auskunft über die Geschwindigkeit, es gibt keine unnötige Ganganzeige, und dass man vielleicht doch einmal rechts ran fahren und tanken sollte, verrät einem lediglich ein Lämpchen. Während die originale nineT noch einen gebürsteten Alutank tragen darf, verzichtet man bei der Pure auf sämtlichen Schnickschnack, wodurch das Retro-Vergnügen mit Preisen ab 14.900 Euro leistbar werden soll. Ein Druck auf den Anlasser weckt den alten luftgekühlten Boxer zum Leben. 110 PS aus 1170 ccm Hubraum und ein Drehmoment von 116 Nm am Hinterrad. Die leistungsrelevanten Daten sind sowohl bei der R nineT Pure als auch bei der Racer dieselben. Schon im Stand knattert der Boxer nach Herzenslust und zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht.

Die Sitzposition auf der nackten nineT fällt etwas aufrechter aus und dank der höhergelegten Bank – 5mm klingen zwar nach nicht viel – ist der Kniewinkel deutlich bequemer als auf der normalen R nineT. Dass die BMW-Entwickler beim Projekt Pure an Fahrwerkskomponenten gespart haben, wird der Normalo-Biker auf öffentlichen Straßen kaum bemerken. Willig lässt sie sich beim Kurven-Swing ums Eck zirkeln, lässt in puncto Rückmeldung kaum Wünsche offen und ist ein herrlich einfach zu fahrendes Bike.

Auch der Boxer passt perfekt zum Charakter der puristischen Bayerin, schiebt druckvoll aus der Kurve und wühlt sich munter durchs Drehzahldickicht. Lediglich die schmal geschnittene Sitzbank lässt den Allerwertesten auf Dauer einschlafen. Doch die R nineT Pure ist ohnehin eher für die Fahrt ins nächste Café als für die große Tour gebaut.

So angenehm man auf der R nineT Pure thront, so sportlich geht es auf der Racer zu. Der tief platzierte Lenkerstummel und die nach hinten versetzten Fußrasten bedingen eine äußerst dynamische Sitzposition. Man liegt förmlich auf dem langgezogenen Tank und fühlt sich sofort in die frühen Siebziger zurückversetzt. Doch schon nach kurzer Zeit haben wir uns daran gewöhnt und sind überrascht, wie anders die Racer im Vergleich zur Pure ist. Sind wir eben noch Blümchen pflückend durch die Gegend gegondelt, gehen wir es jetzt sportlich aktiv an und finden uns schnell in einer langen Kurve neben dem 17-Liter-Tank hängend wieder.

Wer sich für die sportlichere Variante des Retro-Bikes entscheidet, der muss mindestens 16.100 Euro über den Ladentisch reichen. (luc)

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