Barcelona-Terror - Zahl der Todesopfer auf 15 erhöht
Barcelona (APA/dpa/Reuters//AFP) - Die Zahl der Todesopfer der Terroranschläge in der spanischen Region Katalonien ist offiziell auf 15 gest...
Barcelona (APA/dpa/Reuters//AFP) - Die Zahl der Todesopfer der Terroranschläge in der spanischen Region Katalonien ist offiziell auf 15 gestiegen. Es gelte inzwischen als erwiesen, dass der flüchtige Attentäter Younes Abouyaaquoub nach seiner Terrorfahrt am Donnerstag in Barcelona ein Auto entführt und Insassen, einen 34-jährigen Spanier, erstochen habe, sagte der katalanische Innenminister Joaquim Forn am Montag.
Unter den Toten seien sechs Spanier, drei Italiener, zwei Portugiesen, eine Belgierin, ein US-Amerikaner, ein Kanadier und ein Kind mit australisch-britischer Nationalität, erklärte das katalanische Justizministerium am Montag. Sieben Frauen und acht Männer wurden bei dem Anschlag in Barcelona und bei dem späteren Terroreinsatz in Cambrils vergangene Woche getötet, zwei sind Kinder.
Mehr als 100 Menschen wurden verletzt. Rund 50 Verletzte wurden am Montag noch in Spitälern behandelt. Einige von ihnen schwebten nach Angaben der Rettungsdienste noch in Lebensgefahr. Verletzt wurde auch eine Österreicherin, die aber kurz nach dem Anschlag von Barcelona das Krankenhaus wieder verlassen konnte.
Die spanischen Behörden schrieben den mutmaßlichen Haupttäter unterdessen europaweit zur Fahndung aus. Die katalanische Polizei warnte am Montag vor dem 22-jährigen flüchtigen Marokkaner, er sei möglicherweise bewaffnet. Younes Abouyaaquoub hatte nach Überzeugung der Ermittler am Donnerstag mit einem weißen Lieferwagen gezielt Passanten auf Barcelonas berühmter Flaniermeile La Rambla umgefahren. 13 Menschen wurden getötet und 120 weitere verletzt. Der Fahrer konnte zu Fuß entkommen. Stunden später wurde bei einem weiteren Anschlag im Badeort Cambrils eine Passantin getötet. Die Polizei erschoss die fünf Attentäter.
Ein 15. Opfer wurde nach Angaben des katalanischen Innenministers Joaquim Forn erstochen in einem Ford Focus entdeckt, der kurz nach dem Attentat auf La Rambla eine Polizeisperre durchbrochen hatte. Die Ermittler vermuten, dass Abouyaaquoub den Fahrer des Fords tötete, um mit dessen Auto aus der katalanischen Hauptstadt fliehen zu können. Der Wagen mit der Leiche wurde später in Sant Just Desvern bei Barcelona wiedergefunden.
Hinter den Anschlägen steht nach Einschätzung der Ermittler eine zwölfköpfige Terrorzelle, von denen die meisten tot oder in Haft sind. Sie stammten aus dem kleinen Ort Ripoll am Fuße der Pyrenäen. Dort wurden sie laut Medienberichten von dem aus Marokko stammenden Imam Abdelkadi Es Satty radikalisiert. Demnach könnte der Imam auch Kopf der Zelle sein: Nach Informationen von „El País“ hielt er sich in den vergangenen zwei Jahren im Brüsseler Vorort Machelen sowie in Frankreich auf.
Möglicherweise stand Es Satty auch in Kontakt mit einem Anführer der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), berichtete das Blatt. Auch Abouyaaquoubs Familie in Marokko warf dem Imam vor, den 22-Jährigen, seinen Bruder sowie die anderen jungen Marokkaner radikalisiert zu haben. Dagegen sagte der Vorsteher der Moschee in Ripoll, der rund 40-Jährige habe sich völlig unauffällig verhalten. Möglicherweise aber habe er ein Doppelleben geführt.
Von Es Satty fehlt seit Dienstag jede Spur. Am Samstag durchsuchte die Polizei seine Wohnung in Ripoll, am Montag weitete sie die Durchsuchungen auf weitere Wohnungen aus. Die Ermittler vermuten, dass Es Satty möglicherweise am Mittwoch gemeinsam mit mindestens einem weiteren Verdächtigen bei der Explosion eines Hauses in Alcanar umkam.
Offenbar wurde die Explosion versehentlich ausgelöst: Nach Angaben der Polizei hortete die Zelle in dem Haus neben Sprengstoff 120 Gasflaschen für weitaus verheerende Anschläge - nach der Explosion änderten sie jedoch spontan ihre Pläne.
Die 61-jährige französische Pensionistin Martine Groby, die neben dem Haus in Alcanar wohnt, sagte der Nachrichtenagentur AFP, sie habe seit April vier Männer gesehen, „die alle französisch sprachen“. Sie seien gekommen und gegangen und hätten Waren entladen.
Zu den beiden Anschlägen hatte sich der IS bekannt. Sollten sich die Angaben bestätigen, wäre es die ersten IS-Anschläge auf spanischem Boden.