Erdbeben auf Ischia: Oberflächlicher Erdstoß bewirkte große Schäden

Ischia Porto (APA) - Das Erdbeben, das am Montagabend die süditalienische Insel Ischia getroffen hat, war ein oberflächlicher Erststoß mit d...

Ischia Porto (APA) - Das Erdbeben, das am Montagabend die süditalienische Insel Ischia getroffen hat, war ein oberflächlicher Erststoß mit dem Epizentrum im Meer, der jedoch wegen eines Verstärkungseffekts größere Schäden verursacht hat als anfangs gedacht. Das erläuterte der Präsident des italienischen Instituts für Geologie und Vulkanologie (INGV), Carlo Doglioni, laut dem italienischen Staatsfernsehen RAI.

Nach schweren Erdbeben rechnen Seismologen mit einer Serie von Nachbeben. Die Erdstöße könnten sogar noch monatelang andauern. Doglioni kritisierte mangelnde Vorsorge: Die Immobilien auf Ischia würden nicht antiseismischen Kriterien entsprechen, daher seien die Schäden groß. „Die Italiener müssen begreifen, dass wir in einem geologisch besonders vitalen Gebiet leben. Wir müssen mit dem Problem der Erdbeben leben und dementsprechende Vorbeugungsmaßnahmen ergreifen“, so Doglioni.

Fast drei Millionen Menschen leben in Italien in Gebieten mit einem hohen Erdbebenrisiko, während 21 Millionen Bürger in Regionen mit einem leicht erhöhten Risiko wohnen. Es gebe aber kaum Prävention. Man unterschätze die Erdbebengefahr, während man lernen sollte, damit zusammenzuleben, so Doglioni.

Auf seismisch aktiven Gebieten befinden sich laut dem Experten zwölf Millionen Privatwohnungen und sechs Millionen öffentliche Gebäuden in Italien. Besonders gefährdet seien Kommunen entlang des Apennins. Investitionen in erdbebensichere Baustandards seien der einzige Weg, um sich vor der Gefahr zu schützen. 60 Prozent der Immobilien in Italien seien vor 1971 errichtet worden, drei Jahre vor Einführung eines Gesetzes, das antiseismische Standards in der Bauwirtschaft eingeführt hat.

In Europa sind Italien und Griechenland die am meisten gefährdeten Gebiete. Sie liegen in der weltweit größten Erdbebenzone, die von West- und Mitteleuropa bis nach China reicht, berichteten die Geologen. Dort treten immer wieder tektonische Beben auf. Die Ursachen liegen in gebirgsbildenden geologischen Kräften, so die Forscher.