Gesundheit

35 Prozent der Kranken haben psychische Probleme

Die Zahl der psychisch Erkrankten steigt. 2015 waren in Tirol 2911 Patienten in Therapie, 2019 rechnet die TGKK mit 3580 Patienten.
© Kneschke

Vom Burnout bis zu Panikattacken: Die Zahl der psychisch Kranken nimmt zu. Die Sozialversicherung setzt auf Prävention und erweitert das Angebot.

Innsbruck –4000 Patienten hat Harald Meller, der Vorsitzende der Gesellschaft für psychotherapeutische Versorgung, in seiner Laufbahn befragt. „Im Durchschnitt hat es zwölf Jahre gedauert, bis die Patienten an der richtigen Stelle waren und die richtige Therapie erhielten.“ Die Ursachen für psychische Erkrankungen lägen oft lange zurück und könnten unter anderem zu Depression, Essstörungen, Psychosen bis hin zu Panikattacken führen, erzählt der Primar. Er leitet auch das Zentrum für psychosoziale Gesundheit in Lans, im Volksmund Burnout-Klinik genannt. Gestern saß Meller neben Vertretern der Tiroler Gebietskrankenkasse und des Hauptverbandes zusammen mit der Vorsitzenden des Tiroler Landesverbandes für Psychotherapie, Verena Berger-Kolb, bei einer Pressekonferenz in Alpbach. Im Rahmen des Forums wurde der Ausbau des therapeutischen Angebotes in ganz Österreich angekündigt.

65.000 Patienten österreichweit sind derzeit in Einzel- oder Gruppentherapie. 2019 werden es laut Hauptverband 78.000 Patienten sein. Der Aufwand werde von 53 Millionen Euro auf 71 Millionen Euro steigen, berichtete der neue Vorstandsvorsitzende des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, Alexander Biach. Es gebe markante Unterschiede bei den Berufsgruppen. Bauern würden im Verhältnis am wenigsten Therapieangebote annehmen. Selbstständige weniger als unselbstständig Erwerbstätige. Biach kann das aus den Daten der einzelnen, auch der kleinen Kassen, herauslesen. „35 Prozent derer, die in Invaliditätspension sind, sind aufgrund einer psychischen Erkrankung erwerbsunfähig“, erklärte Biach. Reha-Patienten seien da noch gar nicht mitgerechnet. Der Hauptverband setzt daher auf Prävention und durch das ausgebaute Angebot auch darauf, dass sich Menschen früher helfen lassen. „Am Land ist die Hemmschwelle auch größer als in der Stadt“, sagt Biach. Eine Aussage, die sowohl Meller als auch Berger-Kolb bestätigten.

In Tirol nahmen im Jahr 2015 2911 Patienten Einzel- oder Gruppentherapie in Anspruch. 2019 rechnet der Obmann der Tiroler Gebietskrankenkasse, Werner Salzburger, mit 3580 Patienten. Für Kinder stünden 200 Therapieplätze zur Verfügung, Wartezeiten gebe es keine. 400 Therapeuten seien insgesamt im Einsatz, erklärte Direktor Arno Melitopulos. „Das Angebot von Therapeuten in Wohnortnähe, der niederschwellige Zugang zu den Beratungsstellen oder eine neu eingerichtete Hotline sichern eine flächendeckende Versorgung“, meint Melitopulos. Man sei gut unterwegs, bestätigte Meller. Luft nach oben ortet der Primar allerdings dennoch.

Berger-Kolb forderte ein Nahstellenmanagement von Spitälern und Therapeuten vor Ort. Der Landesverband hat 512 Mitglieder. (aheu)

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