Prozess um Wiederbetätigung 3 - Schul- und Jugendfreunde am Wort

Wiener Neustadt (APA) - Im Prozess gegen einen 26-Jährigen aus dem Bezirk Mödling, der NS-Devotionalien gesammelt und Fotos verschickt hatte...

Wiener Neustadt (APA) - Im Prozess gegen einen 26-Jährigen aus dem Bezirk Mödling, der NS-Devotionalien gesammelt und Fotos verschickt hatte und sich deshalb nach dem Verbotsgesetz verantworten musste, sind am Landesgericht Wiener Neustadt am Dienstagnachmittag mehrere Schul- und Jugendfreunde gehört worden. Dem Vernehmen nach sollte heute noch ein Urteil gefällt werden.

Ein Gleichaltriger kannte den Angeklagten seit der Schule. Sein Freund habe früh seine Mutter verloren, es habe kein Familienleben gegeben, alles wurde mit Geld geregelt, zu viel Zeit hatte er auch, „da kommt dann so ein Blödsinn raus wie diese Nazi-G‘schichten“, meinte er. Die Wehrmachtsuniformen habe er im Bunker im Keller gesehen, weil er beim Ausbau des Raums mitgeholfen hatte. „Ich habe ihm gesagt, dass er ein Idiot ist“, meinte der Zeuge auf die Frage, was er von der NS-Sammlung hielt. Irgendwelche Weltanschauungen oder Nazi-Parolen habe sein Freund ihm aber nie aufgedrängt. Das bestätigte ein weiterer Bekannter. Er kannte die Sachen im Keller ebenfalls - aber was einer sammle, sei ihm egal, meinte der 29-Jährige ebenso wie ein weiterer Bekannter. Ein öfter beschäftigter Gärtner gab an, nichts dergleichen wahrgenommen zu haben.

Ein Friseur hatte den Angeklagten zunächst als Kunden kennengelernt. Ab und zu trank man etwas gemeinsam, die beiden wurden Freunde, waren einmal Rodeln am Semmering. Weil der 26-Jährige Jägermeister getrunken hatte, fuhr der Zeuge zurück und schlief dann bei ihm. „Geweckt“ wurde er, weil ihm eine Red Bull Dose auf die Stirn geknallt war, bestätigte der Zeuge nach Richtervorhalt seine frühere Aussage. Ausländerfeindlichkeit wollte er bei dem Angeklagten nie bemerkt haben: „Seine besten Freunde stammen aus Bosnien - und ich auch“, meinte er, musste dann aber doch einräumen, dass der 26-Jährige einmal mit dem Foto eines SS-Schergen ankam, um sich nach diesem Vorbild die Haare schneiden zu lassen.

Ein Ermittler berichtete von einschlägigen Bildern auf mehreren Datenträgern. Die Rede war auch von einer anonymen Anzeige gegen den Angeklagten. Er stimmte der von der Staatsanwaltschaft beantragten Einziehung u.a. der Waffen und Munition zu - seine elektronischen Geräte hätte er schon gern zurück, meinte er. Einige Zeugen waren nicht erschienen, Ankläger und Verteidiger stimmten aber der Verlesung der Aussagen zu.

Eine zunächst nicht erschienene Zeugin wurde von der Polizei geholt. Die junge Frau, ein 18-jähriger Lehrling, wurde gegen 17.00 Uhr aufgerufen. Sie kannte den Beschuldigten seit Juli 2016 und hatte auch fallweise in dessen Haus übernachtet. Nach einem Streit mit ihrem Freund kam sie ebenfalls zu ihm und äußerte Selbstmordabsichten - „ich war betrunken“, sagte sie heute. Der 26-Jährige habe sie davon abgebracht, aber es kam zum „Ausprobieren“ einer Waffe. Sie filmte die Schussabgaben gegen die Wand. Sie hätten auch einen Joint miteinander geraucht. Bei ihren Aufenthalten im Haus habe sie im Keller eine Hakenkreuzfahne gesehen. „Die Sachen haben ihm gefallen.“ Feindselige Äußerungen gegenüber Muslimen, die sie laut ihrer früheren Aussage bei der Polizei gehört hatte, tat sie heute als „blödes Gerede im Rausch“ ab.