Harte Arbeit, reich entlohnt: Converge zertrümmerten die Arena

Wien (APA) - Sie sind immer wieder ein Ereignis: Die US-Hardcore-Band Converge ist seit gut zwei Jahrzehnten eine Konstante im Wanderzirkus ...

Wien (APA) - Sie sind immer wieder ein Ereignis: Die US-Hardcore-Band Converge ist seit gut zwei Jahrzehnten eine Konstante im Wanderzirkus der harten Gitarren und treibenden Schlagzeugarbeit. Das stellte der energetische Vierer am gestrigen Dienstagabend in der Wiener Arena erneut eindrucksvoll unter Beweis, wobei das Publikum auch mit Material vom kommenden, neuen Album „The Dusk In Us“ erfreut wurde.

Sänger Jacob Bannon und seine Kollegen vorzustellen, scheint auch jenseits von Metal- und Rockkreisen langsam müßig zu werden. Dazu ist der Bandschriftzug sowie das prägende Coverartwork des legendären „Jane Doe“-Albums mittlerweile zu allgegenwärtig, wenn sich jüngere und ältere Musikfans dies- und jenseits des Atlantiks zum gemeinsamen Konzerterlebnis treffen. Mit jedem Album hat die Gruppe ihren Sound eine Spur weiter gedreht, fügt metallischer Härte und schneidender Präzision gerne mal doomige Passagen bei und scheint stets kluge Entwicklungen zu finden.

Ähnliches dürfte auch für „The Dusk In Us“ gelten, mittlerweile der neunte Longplayer von Converge, von dem bereits zwei Songs durch die Weiten des Internets kreisen. Beide wurden auch in Wien vorgestellt, wobei allen voran das früh gesetzte „Under Duress“ viel Druck erzeugen konnte. Insofern man von einem Manko sprechen möchte, war nämlich der Einstieg in die Darbietung noch etwas beliebig und schienen sich die Musiker erst akklimatisieren zu müssen auf der Bühne der Arena (auf der sie zugegebenermaßen schon Dutzende Male gestanden sind).

Aber das durchaus gesellschaftskritisch angelegte „Under Duress“ machte damit Schluss, walzte unbarmherzig über die Köpfe der Anhänger hinweg und präsentierte allen voran einen keifenden Bannon in Bestform. Danach folgte eine Machtdemonstration, die mittlerweile zum Dauerzustand bei Converge geworden ist: Drummer Ben Koller saß, durchwegs mit einem breiten Grinsen ausgestattet, bestens gelaunt hinter seinem Kit und zimmerte das Fundament, auf dem sich seine Kollegen austoben konnten. Mal in unglaublicher Geschwindigkeit wie bei „Trespasses“, dann wieder atmosphärisch dicht wie beim ebenfalls neuen Song „Eve“, der als B-Seite der Single „I Can Tell You About Pain“ erschienen ist.

Und wenn sich bei dieser Gelegenheit etliche Fans mit viel Elan ins Moshpit warfen, aufeinander zustürmten, gemeinsam sprangen und schrien, während Bannon immer wieder das Mikrofon durch die Reihen wandern ließ, schien der Austausch zwischen Künstler und Publikum am effektivsten. Da verwundert es ein wenig, wenn der höchst sympathische Sänger vor dem Konzert gegenüber der APA noch von einer speziellen Situation im Live-Setting sprach. „Ich versuche mich in den Songs zu verlieren und einfach Spaß zu haben. Du konzentrierst dich da stark auf dein Umfeld und denkst einfach an das Spielen. Da ist nicht viel Zeit für anderes.“

Die durchwegs positiven Reaktionen schienen allerdings trotzdem anzukommen, jedenfalls wirkten Bannon und Co ziemlich zufrieden mit dem, was sich als dichtes Knäuel aus Armen und Beinen da vor ihren Füßen pulsierend zur Musik bewegte. Aber schließlich ließ die Band auch nichts zu wünschen übrig, pflügte durch Hassbatzen wie „Concubine“, ließ die Wände mit „Worms Will Feed Rats“ erzittern und gab als Höhepunkt den über zehnminütigen „Jane Doe“-Titelsong zum Besten.

Am Ende war es harte Arbeit, auf und vor der Bühne. Man erlebte eine Band, die mit einer minimalen Lichtshow (sofern man von einer sprechen wollte) alle Aufmerksamkeit auf die Songs lenkte. Die nach kurzer Anlaufzeit auf Hochtouren werkelte. Und die ob der langen gemeinsamen Geschichte durchaus für Staunen sorgt, vergleicht man ihre Konsequenz und unbändige Kraft mit anderen Gruppen. Bei Converge scheint zwar alles leicht von den acht Händen zu gehen, aber dem Zufall wird hier nichts überlassen. Harte Musik, stets neu gedeutet und bis zum Äußersten getrieben. Man freut sich bereits auf den nächsten Besuch.

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(S E R V I C E - www.convergecult.com)