Wohnungen in Vomp: „Geht weit über Eigenbedarf hinaus“
Seit einigen Jahren steigt die Bevölkerungszahl in Vomp stetig an. Das liegt daran, dass Wohnungen und Häuser wie Schwammerln aus dem Boden schießen. Die Infrastruktur könne das aber nicht mehr lange schlucken.
Von Eva-Maria Fankhauser
Vomp –Kräne, Bagger und Baumaschinen findet man in der Gemeinde Vomp zur Genüge. Es wird fleißig gebaut. Laut Bürgermeister Karl-Josef Schubert sind im Zeitraum von 2016 bis 2020 rund 250 Wohnungen geplant. Was den Dorfchef freut, beschert ihm aber auch zugleich Sorgenfalten.
Erst vor Kurzem fand im Vomper Westen der Spatenstich für ein großes Wohnprojekt auf rund 11.000 m² statt. 34 Wohneinheiten werden bis Ende 2018 dort gebaut. Noch einmal so viele sollen etwa drei Jahre später folgen. Und Vomp hat noch viele weitere grüne Flächen, wo gebaut werden könnte. Laut BM Schubert gibt es etwa 15 Hektar unverbautes Bauland-Wohngebiet. „Ich bin da zweigeteilt. Natürlich ist jeder in unserer Gemeinde herzlich willkommen. Aber mit der steigenden Bevölkerungszahl wächst auch der Bedarf an Infrastruktur“, sagt Schubert. Das fange bei der Kinderbetreuung an und gehe über die schulische Ausbildung, Arbeitsplätze und Altenpflege bis hin zum Platz für ein Grab. Die 250 geplanten Wohnungen in den kommenden vier Jahren würden laut Schubert den jährlichen örtlichen Bedarf um ein Vielfaches übersteigen. „Wir sind in vielen Bereichen gut aufstellt, aber die Reserven können schnell aufgebraucht werden. Für den steigenden Bedarf an Infrastruktur braucht es auch Geld. Das bedeutet, die Gemeinde muss Schulden machen“, rechnet Schubert vor. Der Bau von Straßen, Gehwegen und Kanal käme noch hinzu.
Woher kommt die rege Bautätigkeit in Vomp? Laut dem Ortschef wurden in den 70er- und 80er-Jahren sehr viele Baulandreserven geschaffen. „Die kamen aber nicht alle auf den Markt. Früher gab es kein Gesetz, dass innerhalb einiger Jahre gebaut werden muss. Jetzt entschließen sich aber viele Bürger, Geld in eine Immobilie zu investieren“, erklärt er. Zudem sei der Wohnungsbedarf im Raum Innsbruck bei Weitem nicht gedeckt. Daraus ergebe sich die große Bautätigkeit in der Marktgemeinde.
30 bis 40 Einwohner pro Jahr sind im Schnitt verträglich – findet BM Schubert. „Aber wenn jährlich 100 bis 150 Leute zuziehen, ist das schwierig für uns. Das geht weit über unseren Eigenbedarf hinaus“, sagt er.
Anfang des Jahres hat sich der Gemeinderat daher eine Maßnahme überlegt, um die rege Bautätigkeit etwas einzubremsen. Die Erschließungskosten bzw. der Verkehrsaufschließungsbeitrag wurde von 5,43 €/m² auf 9 €/m² erhöht. Dadurch soll nicht nur mehr Geld in die Gemeindekassa gespült werden, sondern auch große Bauvorhaben sollen abgeschreckt werden. Im Gegenzug führte die Gemeinde eine Wohnbauförderung ein, die all jene erhalten, die nicht nach der Stellplatz-Novelle von 2015 bauen, sondern mehr Parkplätze einplanen. Denn auch Parkraum sei in Vomp ein großes Thema. Zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. „Das bedeutet, dass kleinere Bauvorhaben durch die neue Förderung mit keiner Kostensteigerung rechnen müssen“, erklärt der Bürgermeister.
Trotzdem rechnet er damit, dass die derzeitige Einwohnerzahl von 5259 Personen (rund 5100 mit Hauptwohnsitz) in den nächsten acht Jahren die 6000er-Marke übersteigt.
Ein Baustopp sei für Schubert, der seit 20 Jahren Bürgermeister ist, aber kein Thema: „Das kann man nicht machen.“