Brandstiftung in Asylunterkunft: Prozess in Graz wegen Mordversuchs

Graz/Schäffern (APA) - Ein 23-Jähriger hat sich am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht wegen versuchten Mordes an zwei Mitbewohnern eine...

Graz/Schäffern (APA) - Ein 23-Jähriger hat sich am Donnerstag im Grazer Straflandesgericht wegen versuchten Mordes an zwei Mitbewohnern einer Asylunterkunft verantworten müssen. Der junge Somalier soll seine beiden Landsmänner in deren Zimmer eingesperrt und an der Tür ein Feuer gelegt haben. Vor Gericht bestritt der Beschuldigte die Tat zur Gänze - ebenso wie mehrere Brandstiftungen an Autos in Graz.

Der Asylwerber war 2014 nach Österreich gekommen und war seither schon in fünf unterschiedlichen Unterkünften untergebracht. Mehrmals wurde gegen ihn ermittelt und er ist auch schon einschlägig vorbestraft. Die Staatsanwaltschaft Graz ist überzeugt, dass der 23-Jährige in der Nacht auf den 11. Jänner in Schäffern seine Mitbewohner ermorden wollte. Aus Zorn, weil er keine Zigaretten geschnorrt bekam. Laut Anklage soll der Mann den einzigen Schlüssel zum Zimmer innen abgezogen und von außen die Tür versperrt haben.

Die Staatsanwaltschaft führte aus, dass der Beschuldigte anschließend eine Jacke nahm, diese anzündete und vor die versperrte Tür warf. Das Feuer breitete sich auf den Türstock und die Tür aus, Rauch zog in das Zimmer. „Eine Flucht durch das Fenster war nicht möglich“, so der Staatsanwalt. Daher handle es sich um versuchten Mord. Andere Bewohner wurden auf die Schreie der Eingeschlossenen aufmerksam, löschten die Flammen und traten die Tür ein.

Von all dem will der Angeklagte nichts mitbekommen haben. Er erklärte Richterin Elisabeth Juschitz, dass er an dem Abend - wie schon öfter davor - eine Flasche Wodka fast ausgetrunken habe. Er habe sich schlafen gelegt und in der Nacht die anderen nach Zigaretten gefragt, aber danach erinnere er sich an nichts mehr. Er sei erst am nächsten Tag wieder aufgewacht: „Ich habe nichts angezündet. Ich habe auch keinen Schlüssel genommen und abgesperrt.“ Letzteres hatte er jedoch bei einer anderen Vernehmung gestanden. Dieses Geständnis zog der 23-Jährige am Donnerstag zurück.

Der Beschuldigte leugnete auch, am 5. Jänner mehrere Autos in Graz in Brand gesetzt zu haben. Im Gegenteil - er habe die Flammen mit einem Ast löschen wollen. Deshalb habe er auch Asche an den Händen gehabt. Ein Gutachter kam zu dem Schluss, dass der junge Mann an einer sogenannten Borderline-Persönlichkeitsstörung leidet und im überlasteten oder zornigen Zustand überschießend reagiert. Er soll dabei aber stets zurechnungsfähig sein. Die Staatsanwaltschaft beantragte am ersten Prozesstag eine Einweisung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Der Verteidiger des 23-Jährigen beschwichtigte die länger zurückliegenden Handlungen seines Mandanten. Diese laufen in seinen Augen unter „Kleinkriminalität“, doch die „Staatsanwaltschaft will ihn als Schwerkriminellen hinstellen“, meinte er. Der Somalier schieße, wenn er alkoholisiert sei, einfach über das Ziel hinaus. Für den Mordversuch gebe es keine Beweise oder Zeugen und auch nicht im Fall der angezündeten Autos. „Die Mordversuch-Anklage ist überzogen“, meinte der Anwalt, denn „von einer wirklichen Gefahrensituation war das weit weg“.

Zu entscheiden haben die Geschworenen. Am Nachmittag sollen erste Zeugen gehört werden, am Freitag die Gutachten. Ein Urteil ist ebenfalls für Freitag geplant.

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