Selbstzünder-Sünder auf Besinnungsweg
Bei der Präsentation der dritten Generation des Cayenne feiert Porsche die technische Weiterentwicklung und die dynamischen Fahrqualitäten des großen Sport Utility Vehicle. Diesel stehen anfangs nicht auf dem Programm.
Von Markus Höscheler
Stuttgart –Es wird viel geredet am Premierenabend, und doch wird auch geschwiegen. Wenn Porsche-Vorstandsvorsitzender Oliver Blume die Vorzüge der dritten Cayenne-Generation hervorhebt, dann kommt er auch auf das anfängliche Motorenangebot zu sprechen. Über einen Diesel verliert er allerdings keine Silbe. Der Selbstzünder brachte die zweite Generation am Ende ihrer Laufzeit in Verruf – wegen Ungereimtheiten bei der Abgasreinigung. In Deutschland reagierte die sonst eher autofreundliche Bundesregierung sogar mit einem Zulassungsverbot für den V6-TDI.
Die Image-Delle am Ende kann aber nicht über den Erfolg hinwegtäuschen, den der Cayenne seit 15 Jahren für Porsche einfährt. 760.000 Exemplare wurden von beiden Generationen produziert, zwei Drittel davon gehen aufs Konto der Nummer 2. Diese steht nach gut acht Jahren Marktpräsenz vor der Ablöse. Der Nachfolger setzt in optischer Hinsicht das Erbe des großen Sport Utility Vehicle erkennbar fort, wobei einige Feinheiten auf Anhieb erkennbar sind. Als Beispiele dafür fungieren das durchgehende Leuchtenband am Heck, die geknickten C-Säulen und die vergrößerten Lufteinlässe vorne. Dank eines Zuwachses von 63 auf 4918 Millimeter gibt es Raumgewinne innen, die sich auch und vor allem im Ladeabteil niederschlagen: Netto offeriert das neue Modell 770 Liter, also hundert mehr als der Vorläufer. Die Dachlinie ist knapp einen Zentimeter niedriger ausgeführt als in der bisher verkauften Baureihe.
Am markantesten verändert hat sich der Cayenne im Innenraum. Zwar gibt es noch eine analoge Anzeige – den mittig platzierten Drehzahlmesser. Flankiert wird er dann aber von hochauflösenden Digital-Displays, die zudem eine Ergänzung im besonders breiten Infotainment-Touchscreen auf der Mittelkonsole finden. Das Panel darunter ist ebenfalls berührungsempfindlich – die Tastenvielfalt der vergangenen Modelle ist damit passé.
Beim Komfort hat der Porsche Cayenne also aufgerüstet, Ähnliches gilt für die Antriebskomponenten. Ein neues Achtgang-Tiptronic-S-Getriebe kann mit kürzeren Schaltzeiten und optimierten Übersetzungen – kürzere bei den niedrigeren Gänge, eine ganz lange bei der höchsten Stufe – aufwarten, der Allradantrieb (Porsche Traction Management) wirbt mit mehreren Offroad/Onroad-Modi für ein problemfreies Vorankommen. Für dieses treten auch die beiden anfangs angebotenen, aufgeladenen 2,9-Sechszylinder-Benzinmotoren ein, die dank Aufladung 340 beziehungsweise 440 PS leisten. Die stärkere Variante ist bis zu 265 km/h schnell und kann mit Sport-Chrono-Paket in weniger als fünf Sekunden von null auf 100 km/h beschleunigen. Wobei Porsche nicht nur auf Längsdynamik Wert legt, denn dank mitlenkender Hinerachse, Wankausgleich und Luftfederung dürfte der Cayenne seinem Anspruch gerecht werden, hohen Komfort mit „ausgeprägter Sportlichkeit“ (Blume) zu verbinden. Mit der Markteinführung ist Anfang Dezember zu rechnen, weitere Motorvarianten (inklusive Hybrid) werden folgen, nur bei Ölbrennern fehlt bisher noch eine Bestätigung.