TT-Café in Lienz brachte Spannung und gute Laune
Beim zehnten und letzten TT-Café dieses Jahres strahlte die Sonne mit den Besuchern um die Wette. Auf dem Podium gab es manch spannendes Interview.
Von Catharina Oblasser
Lienz — Ein Vormittag, wie er schöner nicht sein konnte: Beim gestrigen TT-Café am Hauptplatz in Lienz war alles dabei, was zu einem perfekten Start ins Wochenende gehört: strahlender Sonnenschein, ein köstliches Frühstück, flotte Musik und interessante Podiumsgäste, die sich den Fragen von TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern stellten. Heuer neu dabei und gleich beliebt: der Stand von Hansaton, an dem die TT-Café-Besucher Gratis-Hörtests machen konnten. Das bewährte Kinderprogramm mit Hüpfburg, Malecke und einem überdimensionalen „Vier-Gewinnt"-Spiel punktete bei den Familien.
Und die vielen Besucher in Lienz ließen es sich zur Livemusik des Trios Prime Time schmecken: 2500 Becher Kaffee von Wedl/Testa Rossa und 800 Flaschen Montes-Mineralwasser löschten den Durst, 1500-mal holten sich die Zuschauer Gebäck aus der Hofer Backbox.
Dass die nächsten Wahlen nicht mehr fern sind, zeigte sich in der ersten Interviewrunde. Da nahm die SPÖ-Landeschefin und Lienzer Bürgermeisterin Elisabeth Blanik neben dem FPÖ-Nationalratsabgeordneten Gerald Hauser auf der Bühne Platz. „Es ist spannend, die Landespartei von Osttirol aus zu führen", meinte Blanik auf die Frage von Mario Zenhäusern. „Ich will beweisen, dass das auch von einer peripheren Region wie Osttirol aus funktioniert." Ihr Urlaub in Vorwahlzeiten beschränkte sich auf einige Tage auf einer Alm in Innervillgraten. „Aber ohne Handy", verriet Blanik. Hauser, der ein „Politiker aus Leidenschaft" ist, opferte trotz des Wahlkampfs eine Woche für einen Familienurlaub. Das muss reichen, sagt er: „Schließlich wohne ich ja dort, wohin andere auf Urlaub kommen." Zum Osttiroler Tourismus allgemein will Hauser all jenen ein Kompliment ausrichten, die zu den tollen Nächtigungszahlen in der bisherigen Sommersaison beigetragen haben.
Künstlerisch ging es in die zweite Interviewrunde. Da saßen dem TT-Chefredakteur der Bildhauser Lois Fasching sowie Musiker und Komponist Hansl Klaunzer gegenüber. Fasching berichtete von seinem jüngsten großen Werk, einer Skulptur für die Pfarrkirche Debant. „Die Herausforderung war nicht klein", so der Künstler. Schließlich hätte es gegolten, „eine Wand so groß wie die Klagemauer" zu bespielen. „Da kann man viele Fehler machen." Der Dölsacher widmet sich in seiner Kunst oft sakralen Themen. Ob er selbst sehr gläubig sei? „Ich bin nur ein armer Sünder", äußerte sich Fasching sehr offen. „Aber wenn jemand mit Kirche nichts zu tun haben will, sollte er die sakrale Kunst sein lassen." Musiker und Komponist Hansl Klaunzer aus Matrei i. O. fühlt sich auf jeder Bühne wie zu Hause, so auch auf dem Podium beim TT-Café. In breitestem Matreier Dialekt gab er seiner Freude über sein neuestes Projekt Ausdruck: die Freiluft-Oper „Mut zur Freiheit", bei der alle Aufführungen bisher ausverkauft waren. „Wir müssen sogar eine Zusatzvorstellung am 9. September einschieben, weil die Nachfrage so groß ist", strahlt der Musiker übers ganze Gesicht. Dabei kommt Klaunzer ursprünglich aus der volkstümlichen Musik, war er doch 22 Jahre beim bekannten Goldried Quintett. „Aber wenn man älter wird, entwickelt man eben andere Interessen", meint der „Maestro" aus Matrei. Ein neues Projekt schwebt ihm schon vor, doch das bleibe vorerst ein Geheimnis, meint Klaunzer.
Eine Premiere war der Auftritt von ORF-Landes-chef Helmut Krieghofer auf der TT-Bühne. Die zwei größten Medien des Landes saßen Seite an Seite. „Wir sind zwar mediale Konkurrenten, haben aber auch gemeinsame Projekte", meinte TT-Chefredakteur Mario Zenhäusern, „zum Beispiel die Reihe ,Zeitzeugen', in der bedeutende Tiroler Persönlichkeiten interviewt werden." In einem Punkt sind die beiden Medienmacher sich einig: Die Präsenz mit eigenen Redaktionen in Osttirol ist wichtig für die Berichterstattung. „Wir brauchen Berichte von hier, von vor Ort. Von Innsbruck aus würde das nicht gehen", meint der gebürtige Lienzer Krieghofer.
Sportlich-traditionell ging es beim nächsten Gespräch weiter. Zu Gast waren Ergometer-Rekordhalter und Vielfachmeister Ulrich Mattersberger sowie der Obertilliacher Nachtwächter Helmut Egartner — der Einzige seiner Zunft in Österreich. Die beneidenswerte Fitness Mattersbergers hat ihren Preis, erzählt er: „Ich stehe täglich um fünf Uhr Früh auf, radle 50 Kilometer auf dem Ergometer, gehe in Fitnessstudio und radle danach noch einmal 70 bis 100 Kilometer." Eine Woche Auszeit im Urlaub, das kann er sich nicht vorstellen. „Mein Körper ist auf den Sport programmiert, das würde nicht gehen", so der Extremsportler. Für Charity-Projekte hat sich Mattersberger in den letzten 26 Jah- ren wahrhaft abgestram- pelt. „Ich habe über eine Million Kilometer abgespult und zwischen 500.000 und 700.000 Euro an Spendengeldern erradelt."
Weniger extrem, aber dennoch manchmal turbulent geht es bei Nachtwächter Helmut Egartner zu. „Wenn wir in Obertilliach Tiroler Abend haben, dann gibt es immer ein paar Leute, die nicht heimgehen wollen", schmunzelt er. Einmal kam sogar die Hellebarde zum Einsatz, die auch Zeichen von Egartners Zunft ist. „Das war 2010 bei einem sehr betrunkenen Holländer. Da musste ich mit der Hellebarde ein bisschen nachhelfen." Dass der Obertilliacher Nachtwächter mit seiner Ausrüstung ein sehr beliebtes Fotomotiv ist, erduldet er gelassen. „Gern hab' ich's nicht. Aber es ist mir eigentlich auch gleich", meint Egartner.
Zum Ausklang des Vormittags griff der achtjährige Emilio als Glücksengerl in die Schachtel mit den Losen des TT-Gewinnspiels. Annelies Micheler aus Thaur darf sich über eine Kapsel-Kaffeemaschine von Testa Rossa freuen, Hermann Zeiner aus Lienz über einen 300-Euro-Einkaufsgutschein für das Shoppingcenter dez.
Mit dem TT-Café in Lienz ging der Reigen der Frühstückstouren zu Ende. Auf zehn Stationen in ganz Tirol wurden 30.850 Becher Kaffee von Testa Rossa, 17.250 Stück Gebäck aus der Hofer Backbox und 10.300 Flaschen Montes-Mineralwasser verteilt.