BAUERNBUND

Generationswechsel an der Spitze des ÖVP-Bauernbundes vollzogen

Sebastain Kurz gratuliert Georg Strasser, der mit 99,1 Prozent zum neuen Bauernbund-Präsident gewählt wurde.
© OTS

Georg Strasser folgt Jakob Auer nach. Mit 99,1 Prozent wurde er am Samstag vom Bundesbauernrat gewählt. Bei der Veranstaltung in Yspertal gab es viele Wahlkampftöne zu vernehmen.

Wien - Der gut 235.000 Mitglieder zählende ÖVP-Bauernbund hat einen neuen Präsidenten. Georg Strasser ist am Samstag in Yspertal in Niederösterreich mit 99,1 Prozent oder 115 von 116 Delegiertenstimmen zum Chef der ÖVP-Teilorganisation gewählt worden. Er folgt damit Jakob Auer nach. Die Veranstaltung barg insgesamt sehr viele Wahlkampftöne, war doch auch ÖVP-Chef Sebastian Kurz anwesend.

„Mein Leben lang Bauernbund“, beschwor der 46 Jahre alte Landwirt, Bürgermeister von Nöchling in Niederösterreich und Nationalratsabgeordnete Strasser zu Beginn seiner Rede den Bund als „Teil der neuen Volkspartei“. Er dankte seinen Wählern und seinem Vorgänger Auer für viele Leistungen, im Speziellen für die Pauschalierung des agrarischen Einheitswertes, die ihm zu verdanken sei. „Schweren Herzens“ wird der Niederösterreicher sein Bürgermeisteramt wegen der neuen Herausforderung bald abgeben.

Märkte sollen stabilisiert werden

Strasser formulierte seine Ziele. Als erstes ging es ihm ums Einkommen, das zuletzt Sorge bereitet habe. Zwar stimme seit dem Vorjahr die Tendenz wieder. „Aber Schwankungen sind nicht gut für unsere Höhe. Wir brauchen mehr Marktstabilität und Einkommensstabilität. Märkte sind beeinflussbar. Ich möchte Märkte stärker zum Thema machen.“ Es müsse mehr über Mengen und Qualitäten diskutiert werden, die manchmal vermarktbar seien, manchmal aber auch nicht. Vereinbarungen könnten dazu dienen, Märkte zu stabilisieren. Auch Interventionen - wie im Vorjahr am Milchmarkt mit Lieferverzicht - seien anzudenken. Auch Innovationen brauche es, die Chancen bereiten könnten. „Wir werden die Kooperation mit Wirtschaft und Gewerbe suchen“, kündigte Strassesr weiters an.

Europa müsse Sicherheit und den sozialen Frieden mitsichern. In Bürokratie und Subsidiarität müsse Europa schlank sein. Stark müsse Europa die Außengrenzen schützen, das sei 2015 nicht der Fall gewesen. Maßvoll müsse die EU sein, wenn es um Eigentum, Landnutzung und Bewirtschaftung gehe, so Strasser.

Die bäuerliche Sozialversicherung leiste Großes, das beweise die neueste LSE-Untersuchung. Über neue Vorschläge könne man reden. „Aber wir werden keinesfalls leichtfertig Errungenschaften opfern, die wir für die Bauern geschafft haben“, versprach der neue Bauernbundchef seinen Mitgliedern.

Mehr Wertschätzung für Bauern und deren Leistung

„Meine Mama hat immer gesagt, als Bauer bist du dein eigener Herr. Emotional steht aber vielen Bauern das Wasser bis zum Hals“, sagte Strasser. Danach zählte er die einzelnen Agrarbereiche auf, die alle ihren Platz haben müssten, denn alle hätten ihren Sinn. „Ich wünsche mir aber Wertschätzung für unsere Produkte.“ Dahingehend will er an der Herkunftskennzeichnung heimischer Produkte arbeiten. Wertschätzung sei auch wichtig für die öffentlichen Gelder, die die Agrarwirtschaft auch in Gunstlagen brauche.

Die Bünde in der ÖVP seien wie eine „große Familie“, sagte Strasser weiters. „Die Bauernbund-Wahlkampfmaschine ist angeworfen und sie ist zu 100 Prozent für dich da. Mit etwas Glück können wir mit dir in eine bessere Zukunft gehen“, sagte Strasser in Richtung des anwesenden ÖVP-Spitzenkandidaten Sebastian Kurz.

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„Der Bauernbund vollzieht heute einen von mir gewollten Generationenwechsel“, sagte Jakob Auer in seiner Rede. Das bäuerliche Netzwerk dürfe nicht verloren gehen, etwa indem man sich gegeneinander ausspielen lasse. „Wir müssen nach außen eisern zusammenhalten“, forderte Auer von seinen Standesgenossen.

Das Nationalratsurgestein war seit 2011 - „nach einer überraschenden Nominierung“ - zum Bauernbundpräsident gewählt worden. Er zog nicht nur Bilanz über die sechs Jahre als Präsident, sondern auch über 34,5 Jahre Nationalratsangehörigkeit. „Ich habe 1983 (im Nationalrat, Anm.) begonnen, da war Sebastian Kurz noch gar nicht auf der Welt“, sorgte Auer einen Tag vor Kurz‘ 31. Geburtstag für ein paar Lacher unter den mehr als 1.000 Gästen. „Ich habe immer versucht bestmöglich meine Aufgabe zu bewältigen - im Sinne jener, die mich gewählt haben.“

Alles, was er erreicht habe, wollte Auer nicht sagen, dann würde man bis zum Abend nicht fertig. Lieber lobte er die Stimmung, die Kurz in der Partei ausgelöst habe. Für den 15. Oktober rief Auer zu dessen Wahl auf, es handle sich schließlich „auch um eine Kanzlerwahl“. Kritik bekamen im begonnenen Wahlkampf die anderen Parteien ab. Die SPÖ sei im „Steuerrausch“. Alles was Sozialisten vom Geld verstehen würden sei, dass sie es von anderen haben wollten, zitierte Auer Konrad Adenauer. Im FPÖ-Wirtschaftsprogramm finde er nichts Neues, die Grünen seien Regulierungsfanatiker, die NEOS würden die Bauern als privilegiert ansehen.

EU-Einmischungen als großes Thema

Elisabeth Köstinger, ÖVP-Generalsekretärin und EU-Abgeordnete, kritisierte permanent herrschenden Dumpingpreisdruck für die Bauern, gegen den man vorgehen müsse. Die EU-Budgetverhandlungen ab kommendem Jahr würden sehr wichtig werden. Man müsse den Auswirkungen des Brexit entgegenhalten. Die Fördersysteme müssten noch effizienter werden, es sei nicht so, dass das nicht möglich sei. „Es gibt sehr viel Effizienzpotenzial.“

Agrarminister Andrä Rupprechter warnte vor massiven Einschnitten in die Agrarfinanzierung der EU. Das EU-Budget sei schlussendlich Sache der Staatschefs, also brauche es Kurz als Kanzler, denn der amtierende Bundeskanzler, SPÖ-Chef Christian Kern, stehe nicht für die Landwirtschaft, wahlkämpfte Rupprechter.

Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes nannte als einen Punkt von ÖVP-Bauernforderungen für die Wahl, dass er lieber die Bauernsozialversicherung behalten würde. Würden alle Sozialversicherungen zusammengelegt, gebe es die Sorge, dass diese nicht für die Bauern arbeite. Eine Zusammenlegung sei nur vorstellbar, wenn die eine übrig bleibende Sozialversicherung auch für die Bauern arbeite.

Jakob Auer wurde am Ende des Bauernrates noch zum Bauernbund-Ehrenpräsident erklärt. (APA)

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