E-Sport: Gaming in der Sportwelt im Vormarsch
Wien (APA) - Ob Fußball, Eishockey oder Formel 1 - der E-Sport-Markt floriert. International haben schon viele Ligen und Vereine auf den Tre...
Wien (APA) - Ob Fußball, Eishockey oder Formel 1 - der E-Sport-Markt floriert. International haben schon viele Ligen und Vereine auf den Trend reagiert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) verfolgt die Bewegung aufmerksam, ebenso die Österreichische Bundes-Sportorganisation (BSO). Und Österreich versucht mittlerweile, eine professionelle Community aufzubauen.
Schon sehr früh auf den E-Sport-Boom reagierte der Fußball-Weltverband (FIFA). Seit 2004 gibt es eine offizielle Weltmeisterschaft, den Interactive World Cup. Mit Wolfgang Meier schaffte es 2006 sogar ein Österreicher ins große Finale. Generell sind die heimischen Gamer im virtuellen Fußball stark vertreten. Der Mistelbacher Mirza Jahic siegte 2014 in der Konsolen-Version der deutschen Bundesliga.
Immer mehr Clubs richten eigene E-Sport-Sektionen ein, um dem Trend nachzukommen und ihr Geschäftsfeld zu erweitern. Vereine wie Paris St. Germain, Manchester City, Ajax Amsterdam, VfL Wolfsburg oder Schalke 04 beschäftigen mittlerweile Profi-E-Sportler. Mario Viska, als ehemaliger EM-Dritter und mehrfacher nationaler Meister einer der erfolgreichsten Österreicher, war in der vergangenen Saison bei Schalke engagiert. Nun will er sich auf Projekte in seinem Heimatland konzentrieren.
An Wettbewerben mangelt es in Österreich nicht. Im September startet die erste Ausgabe der österreichischen Fußball-eBundesliga. In einer Online-Qualifikation haben alle Teilnehmer die Gelegenheit, sich für die Club-Events ihres Favoriten-Teams zu qualifizieren. Dort werden schließlich die Plätze für das Finale am 9. Dezember ausgespielt. Alle zehn Bundesliga-Vereine beteiligen sich an der Premiere. Lediglich bei der Anzahl der Profispieler steht man den großen Fußballnationen noch um einiges nach. Red Bull Salzburg hat mit dem Wiener Andres Torres als einziges Team einen Gamer unter Vertrag.
„Der direkte Kontakt zu den Fußballfans ist uns sehr wichtig und das Interesse an FIFA überschneidet sich stark mit dem Interesse am Fußball generell. Diese beiden Welten wollen wir mit der krone.at-eBundesliga nun verbinden und gleichzeitig die Identifikation mit österreichischen Clubs steigern“, meinte Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer über die Beweggründe für die Einführung der eBundesliga.
Gespielt wird die Fußball-Simulation „FIFA“. Ein Profitgeschäft soll das Vorhaben anfangs nicht sein. „Gemeinsam mit unseren Sponsoren wollen wir einen E-Sport-Bewerb etablieren, der für jeden österreichischen Gamer das jährliche Highlight ist. Um das zu erreichen, wird jeder Euro, den wir aktuell einnehmen, wieder in die eBundesliga investiert“, erklärte Ebenbauer.
Die Bedeutung des neu geschaffenen Bewerbes für die Szene schätzt man bei der Bundesliga hoch ein. „Die eBundesliga hebt die österreichische FIFA-Szene auf ein ganz neues Level. E-Sport-Turniere sind zu weltweit professionell geführten Wettbewerben geworden, in Österreich sind wir gemeinsam mit unseren Clubs Vorreiter“, meinte Patrick Lenhart, der die Marketing- und PR-Abteilung der Bundesliga leitet.
Das neue Format dürfte eine große Zielgruppe erreichen. „Die allgemeine Bekanntheit der Bundesliga und ihrer Clubs sorgt für eine große öffentliche Wahrnehmung, weg von der Nische hin zu einer breiten Masse. Auch die Gamer stehen dadurch im Rampenlicht und haben ganz neue Möglichkeiten“, sagte Lenhart weiter.
Neben der Fußball-Bundesliga erobert auch die Erste Bank Eishockeyliga den Markt des virtuellen Sports. Ab dieser Saison wird die EBEL mit allen Teams, Spielern und Sponsoren in „NHL 18“ von EA Sports vertreten sein. Eine entsprechende offizielle E-Liga gibt es hierzulande noch nicht.
Auch bei der Österreichischen Bundes-Sportorganisation (BSO) ist man dem Phänomen E-Sport gegenüber offen. „Die BSO beobachtet die Entwicklungen bewusst. Allerdings muss man auch sagen, dass ein großes wirtschaftliches Interesse hinter E-Sport steckt“, meint BSO-Pressesprecher Georg Höfner-Harttila im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur.
Die Integration des heimischen E-Sport-Verbandes (ESVÖ) als Mitglied der BSO dürfte allerdings noch etwas auf sich warten lassen. „Zwar wäre eine Aufnahme aus heutiger Sicht schwierig, möglicherweise muss man aber auch die Statuten dahingehend anpassen. In der Praxis wurden wir aber noch nicht mit einem Ansuchen konfrontiert“, erklärte Höfner-Harttila. Insbesondere eine Erfüllung der Aufnahmekriterien hinsichtlich „eigenständiger, unverwechselbarer Bewegungsabläufe“ ist fraglich.
Dass Computer- oder Konsolenspiele in nahezu allen Sportarten beliebt sind, hat unterdessen auch die Führungsetage der Formel 1 erkannt. Mit einer drei Rennen umfassenden Serie bietet die Motorsport-Königsklasse ambitionierten E-Sportlern ab September einen offiziellen Wettbewerb an. Die 20 Besten qualifizieren sich für das große Finale am 24. und 25. November in Abu Dhabi (VAE), das im Rahmen des letzten WM-Laufs der Formel 1 ausgetragen wird.