„Zeitkurier“ - Dystopischer Zukunftsroman im Cinemascope-Format
Wien (APA) - Düster sieht die Zukunft aus: Nach dem Dritten Weltkrieg liegt die Erde im Sterben. Die Reichen wohnen längst auf anderen Plane...
Wien (APA) - Düster sieht die Zukunft aus: Nach dem Dritten Weltkrieg liegt die Erde im Sterben. Die Reichen wohnen längst auf anderen Planeten. Zeitreisende stehlen aus der Vergangenheit Ressourcen. Und eine machtgierige Firma greift in die Geschichte der Menschheit ein. Wesley Chu schrieb mit „Zeitkurier“ einen Science-Fiction-Roman im Cinemascope-Format. Paramount hat bereits die Filmrechte gekauft.
Energievorräte sind knapp geworden in unserem Sonnensystem. Chronauten wie James Griffin-Mars springen in die Vergangenheit, um diese aufzufüllen. Den Zeitstrom dürfen sie nicht verändern, darüber wacht eine Behörde. „Die ChronoCom erkauft der Menschheit Zeit, indem sie die Vergangenheit ausbeutet“, heißt es in „Zeitkurier“ (Heyne), wobei der englische Titel „Time Salvager“ (etwa: Zeit-Schrottsammler) treffender ist.
Eine Seuche verheert die Erde. In Ackertürmen, ehemaligen Wolkenkratzern, bauen verelendete, dem Untergang geweihte Stämme karge Nahrung an. Der Konzern Valta hat wohl zu diesem Zustand beigetragen, indem er entgegen aller Gesetze die Vergangenheit manipulierte, wie es Griffin-Mars langsam dämmert. Der nun rebellische Chronaut bringt kurzerhand eine Wissenschafterin „aus ihrer utopischen Vergangenheit in seine dystopische Zukunft“. Die junge Frau war in ihrer Zeit der Seuche auf den Fersen und könnte die Welt retten. Aber da hat Valta etwas dagegen...
Wesley Chu, der die ersten Lebensjahre bei seinen Großeltern in Taiwan aufgewachsen ist, ehe er von seinen ausgewanderten Eltern nach Amerika geholt wurde, hat aus diversen klassischen Genrezutaten einen spannenden, gut komponierten, schnell zu lesenden, aber keineswegs zu platt geschrieben utopischen Roman verfasst. Es gibt ausreichend Action in „Zeitkurier“ in Form von wüsten Schlägereien und Raumschlachten. Da wundert es nicht, dass Michael Bay („Transformers“) als Regisseur für die Leinwand-Adaption im Gespräch sein soll.
Aber das Buch bietet mehr als nur rasante Spannung. Der 40-jährige Autor liefert eine anschauliche ferne Welt und drosselt immer wieder kurzfristig das Tempo, um Gedanken und Motivation seiner Charaktere ausreichend Platz zu bieten. Kleine subversive Seitenhiebe in Richtung Gegenwart und die eine oder andere Hommage an Genreklassiker steigern zusätzlich den Lesegenuss. „Zeitkurier“ erfindet Science-Fiction nicht neu, setzt aber bekannte Motive neu zusammen und bietet pure Unterhaltung - Popcorn-Kino eben. Fortsetzung folgt...
(S E R V I C E - Wesley Chu, „Zeitkurier“, Heyne Verlag, Paperback, 480 Seiten, 15,50 Euro)