Bezirk Kufstein

Gedenkstätte für vier NS-Widerstandskämpfer in der Wildschönau

© Haun

Auf der Praa-Alm in Wildschönau wurde am Sonntag ein Mahnmal für Tiroler Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime gesegnet.

Von Florian Haun

Wildschönau –„Bitte bringt für mich auf der Praa-Alm, dem schönsten Ort der Welt, ein Marterl mit der Bitte zum Gebet an!“ Das war der letzte Wunsch von Widerstandskämpfer Walter Caldonazzi aus Kramsach, der am 9. Jänner 1945 vom NS-Regime im Landesgericht Wien enthauptet wurde. Zuvor hatte sich Caldonazzi, welcher nach abgeschlossenem Studium in einer Wiener Forstkanzlei tätig war, einer kleinen katholischen Wiener Widerstandsgruppe angeschlossen, die den Alliierten Informationen über deutsche Rüstungswerke lieferte, Flugblätter verteilte und Kriegsgefangenen zur Flucht verhalf.

Seine Freunde in der Tiroler Heimat entsprachen seinem letzten Wunsch und stellten auf der rund 1430 Meter hoch gelegenen Alm im Wildschön­auer Ortsgebiet Auffach bereits 1945 ein kleines hölzernes Kreuz mit Caldonazzis Worten „O Land Tirol, mein einzig Glück, Dir sei geweiht mein letzter Blick!“ auf.

Da die Witterung dem Kreuz stark zusetzte, wurde es vom Tiroler Forstverein im Jahre 1988 erneuert. Durch das „Heranwachsen“ der Alm sowie der Forststraße stellte der Standort des Mahnmals allerdings Probleme dar und so setzte sich schließlich Landesforstdirektor i. R. Hubert Kammerlander im vergangenen Herbst mit Peter Riedmann in Verbindung, um einen würdigen Platz für eine neue Gedenkstätte zu finden. Dieser wurde am Waldrand oberhalb der Praa-Alm gefunden, wo nun ein großes Kreuz mit einer gravierten Tafel an den Mut von Caldonazzi und drei weiteren Tiroler Forstarbeitern erinnert.

Zum Mahnmal gehört auch eine Urne in Edelstahl, welche die Lebensläufe der vier tapferen Männer enthält. Errichtet wurde dieses Denkmal im heurigen Jahr vom Tiroler Forstverein in Zusammenarbeit mit den beiden österreichischen Hochschulverbindungen „K.Ö.H.V. Amelungia Wien“ und „K.Ö.St.V. Cimbria Kufstein“, bei welchen Walter Caldonazzi Mitglied war.

Am Sonntag wurde die Gedenkstätte schließlich von Pfarrer Paul Rauchenschwandtner vor den Augen zahlreicher Gäste, darunter auch einige Nachfahren und Verwandte der Opfer, gesegnet.

Bei den anderen drei Widerstandskämpfern handelt es sich um Karl Mayr, Viktor Czerny und Ferdinand Eberharter. Der 1884 in Innsbruck geborene Oberforstwart Mayr, der in Baumkirchen lebte, weigerte sich strikt, seine Söhne der Hitlerjugend beitreten zu lassen. Er verstarb schließlich im KZ Sachsenhausen an Herzschwäche. Czerny wurde 1896 im tschechischen Prerau geboren. Er arbeitete als Forstmeister in Ried im Oberinntal. Eberharter stammt aus Kaltenbach im Zillertal. Der bekennende NS-Gegner wurde vom Splitter einer Handgranate tödlich getroffen. Wer sie warf und warum, ist bis heute unklar.

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