Der höchste Riffler Tirols
Eine traumhafte Bergtour führt auf den Hohen Riffler in den Zillertaler Alpen. Einzige Voraussetzung: Wer den 3231 Meter hohen Berg an einem Tag besteigen will, muss konditionsstark und trittsicher sein.
Von Irene Rapp
Mayrhofen –Gehen wir auf den Riffler, sagt die Freundin, die im Zillertal wohnt und ich bin verwundert. Warum sollen wir ganz in den Westen Tirols, in die Verwallgruppe, fahren, um den Hohen Riffler (3168 m) zu besteigen? Doch auch im Zillertal gibt es einen Hohen Riffler, und der ist mit 3231 Metern noch höher. Am vergangenen Samstag sind wir somit auf den „Höchsten Riffler“ Tirols gestiegen – eine anspruchsvolle, aber traumhafte Bergtour. Will man vom Schlegeisspeicher aus den Gipfel an einem Tag machen, sind nämlich über 1400 Höhenmeter zu bewältigen. Noch dazu ist der Riffler eine mit Blockwerk übersäte Erhebung, die besondere Gehtechnik verlangt.
So kommt man hin: Zunächst geht es ins Zillertal nach Mayrhofen, dann nach Ginzling und über die Mautstraße zum Schlegeisspeicher (teilweise einspurig befahrbar, daher Ampelregelung und Wartezeiten). Dort, in der Nähe der Dominikushütte (1805 m), auf einem Parkplatz das Auto abstellen. Gleich zu Beginn des Parkplatzes führt der Weg hinauf zum Friesenberghaus (Wegweiser): Zunächst wandert man durch lieblichen Mischwald, dann Latschengelände, bis man Almwiesen erreicht und zur Friesenbergalm gelangt. Was auffällt: Wasser kommt viel den Berg herab, immer wieder sind Brücken bzw. Holzstege zu passieren, die auf nassem Boden aufgelegt sind.
Nach der Alm biegt man quasi ums Eck und hat am Ende eines Tales schon das Friesenberghaus vor sich. Allerdings noch in weiter Ferne, sodass die Gehzeit bis hierher mit angeführten 2,5 Stunden seine Berechtigung hat. Der schöne, teilweise wie gepflastert wirkende Weg führt auf die andere Talseite, dann zieht es sich in Serpentinen hinauf zur Unterkunft. Und wie gesagt: Wasserfälle und Bäche gibt es hier genug zu bewundern.
Beim Friesenberghaus (2477 m), das oberhalb des Friesenbergsees liegt, sollte man pausieren, denn die Geschichte dieses Hauses ist interessant. Jüdische Bergsteiger bauten es vor dem Zweiten Weltkrieg, weil ihnen in anderen Tiroler Hütten des Alpenvereins der Eintritt verboten war. 1931 wurde das Haus eröffnet, doch 1938 von den Nazis beschlagnahmt. Noch heute erinnert vieles an diese traurige Geschichte.
Vom Friesenberghaus aus geht es weiter nach Norden. Den Hohen Riffler kann man schon gut erkennen, schön ist er zwar nicht – aber dafür macht seine Besteigung Spaß.
Rund 600 Höhenmeter geht es über Blockwerk, teilweise ohne richtigen Weg, zum Gipfel hinauf – es zieht sich also. Dass dieses Gelände eine andere Gehtechnik erfordert, weiß Ulrich Huber, Bergrettungs-Ortsstellenleiter von Ginzling: „Speziell beim Bergabgehen sollte man sich nicht steif wie ein Stock bewegen, sondern weich in den Knien bleiben. Und die Leute sollten auch darauf vertrauen, dass ihre Schuhe auf dem Blockwerk Halt bieten.“ Bevor es so weit ist, erreicht man jedoch einen Sattel (ca. 2600 m): Und hier kommt man aus dem Staunen nicht heraus – gefühlte Hunderte Steinmandln empfangen einen, auf dem rechts vom Sattel liegenden Petersköpfl (2679 m) scheinen es noch mehr zu sein. Zurück zum Riffler: Wenn man das Blockwerk geschafft hat und über den Südwestgrat (Schwindelfreiheit erforderlich) am Gipfel steht, wird man für alles entschädigt – die Rundum-Aussicht ist ein einziger Traum. Zurück auf dem bekannten Weg.
Tourentipp online
Den Track für die Tour finden Sie unter bit.ly/2grgP92