Alpiq legt Wasserkraftverkauf auf Eis, keine Investoren gefunden
Olten (APA/sda) - Der Schweizer Energiekonzern Alpiq legt den teilweisen Verkauf seines Wasserkraftportfolios auf Eis. Der Konzern fand nach...
Olten (APA/sda) - Der Schweizer Energiekonzern Alpiq legt den teilweisen Verkauf seines Wasserkraftportfolios auf Eis. Der Konzern fand nach eigenen Angaben keine Käufer, welche auch die Risiken mittragen wollten. Alpiq hofft auf die Politik.
Keiner der in- und ausländischen Investoren seien bereit gewesen, die regulatorischen Unwägbarkeiten mitzutragen, sagte Alpiq-Chefin Jasmin Staiblin am Montag vor den Medien in Olten. „Keiner war bereit, diese Risiken zu übernehmen und die Situation zu überbrücken, bis sich die Preise am mittleren und langen Ende wieder erholen.“
Der Konzern hatte im März 2016 nach Millionenverlusten angekündigt, man wolle bis zu 49 Prozent am Wasserkraftportfolio an Investoren verkaufen. Den teilweisen Verkauf hatte Alpiq vom Preis, den vertraglichen Konditionen sowie von der Transaktionssicherheit abhängig gemacht. Diese drei Kriterien wurden nicht erfüllt, wie es hieß.
Als weiterer Stein auf dem Weg wurden die politischen Diskussionen angeführt. Die Politik habe jedoch erkannt, dass die Wasserkraft defizitär sei, hielt Staiblin fest. Dies zeige, dass die Fakten rational angesehen würden. Der Ball liege bei der Politik, heißt es bei Alpiq.
Es gebe die Erkenntnis, dass für die Wasserkraft eine „Übergangslösung“ notwendig sei, sagte die Alpiq-Chefin. So könne die Wasserkraft im Markt wirtschaftlich betrieben werden. Man sei im konstruktiven Dialog und zeige die Situation transparent auf. Konkrete Forderungen stelle Staiblin nicht.
Alpiq verkauft den produzierten Strom im teilliberalisierten Markt an der Strombörse. Zwölf weitere Schweizer Produzenten sind in der gleichen Situation. Die Verkaufserlöse decken jedoch die Produktionskosten nicht. Die Gestehungskosten der Wasserkraft liegen bei 6,5 Rappen pro Kilowattstunde (kWh), während die Großhandelspreise unter 3,5 Rappen pro kWh liegen. Alpiq rechnet mit keiner baldigen Erholung der Terminpreise.
Der Alpiq-Bereich „Generation Schweiz“, in der die Wasserkraftanlagen und die beiden Beteiligungen an den AKW Leibstadt AG und Gösgen zusammengefasst sind, weist im ersten Halbjahr ein Defizit von 100 Mio. Franken (88 Mio. Euro) aus. Das Schweizer Wasserkraftportfolio der Alpiq besteht aus zwölf Speicherkraftwerken, einem Pumpspeicherkraftwerk sowie aus fünf Flusskraftwerken. An den Anlagen ist die Alpiq beteiligt oder besitzt sie vollständig.
Alpiq-Chefin Staiblin sagte, die Wasserkraft im geschützten Monopol habe kein Problem. Es sind Produzenten, die den Strom direkt dem Endkunden zu den Gestehungskosten überwälzen können. „Im Markt ist die gesamte Schweizer Wasserkraft defizitär“, betonte Staiblin. Das Defizit der Schweizer Wasserkraft betrage 1 Mrd. Franken pro Jahr. Rund 60 Prozent der Wasserproduzenten seien im regulierten Markt. „Diese Situation ist absurd. Sie verzerrt den Markt“, hielt sie fest.
Im ersten Halbjahr betrug der Reinverlust von Alpiq 109 Mio. Franken. Im Vorjahr waren es noch 2 Mio. Franken gewesen. Werden Aufwendungen im Zusammenhang mit Schiedsgerichtverfahren, Rückstellungen, Verkäufen von Firmenteilen sowie weitere Sondereinflüsse herausgerechnet, beträgt der Verlust 5 Mio. Franken, nach einem Gewinn von 41 Mio. Franken im Vorjahr.
Alpiq bekommt unter anderem die Euro-Mindestkursaufhebung vom Jänner 2015 zu spüren: Die Währungsabsicherungsgeschäfte, die vor dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) abgeschlossen wurden, laufen nun aus.
Zudem drückt der außerplanmäßige Stillstand des Kernkraftwerks Leibstadt auf das Ergebnis. Für das erste Halbjahr 2017 sind das 30 Mio. Franken und 2016 waren es 42 Millionen, sodass für den gesamten Produktionsausfall wegen technischer Probleme 72 Mio. Franken aufliefen.