Kulturherbst: Musiktheater zwischen Wiener Schule und Austropop
Wien (APA) - Österreichische Musik von Alban Berg bis Rainhard Fendrich, Bühnenstars von Maria Happel als Musical-“Mama Rose“ bis zu Anna Ne...
Wien (APA) - Österreichische Musik von Alban Berg bis Rainhard Fendrich, Bühnenstars von Maria Happel als Musical-“Mama Rose“ bis zu Anna Netrebko in zwei Staatsopern-Gastspielen, vom überarbeiteten „Ring“ zum virtuell inszenierten „Füchslein“ - der Wiener Musik- und Musiktheaterherbst ist auch nach dem üppigen Festivalsommer reich an Höhepunkten.
Obwohl die erste Premiere der neuen Staatsopern-Saison erst am 4. Oktober über die Bühne geht - Simone Young dirigiert die erste Neuproduktion von Prokofjews „Spieler“ im Haus am Ring, es inszeniert Karoline Gruber - startet man schon am ersten regulären Spieltag mit einem Publikumsmagneten: Anna Netrebko gibt sich im Herbst gleich mehrmals die Ehre, zuerst mit einer Reihe von „Trovatore“-Aufführungen an der Seite ihres Ehemannes Yusif Eyvazov beginnend am 4. September, dann im November in Cileas „Adriana Lecouvreur“ an der Seite von Piotr Beczala. Mit Traumbesetzung wartet auch die zweite Saisonpremiere am 3. Dezember auf: Angela Denoke, Bo Skovhus und Agneta Eichenholz singen in Alban Bergs „Lulu“ unter der Regie von Willy Decker, es dirigiert Ingo Metzmacher.
Während die Staatsoper Aufführungen der „Zauberflöte“ rund um die Weihnachtsfeiertage angesetzt hat, bestreitet die beliebte Mozart-Oper im Theater an der Wien (TaW) den Saisonauftakt: Rene Jacobs steht ab 17. September am Pult einer Inszenierung von Torsten Fischer. Nach der düsteren Version von William Kentridge bei den Salzburger Festspielen, ist Bergs „Wozzeck“ ab 15. Oktober in der Regie von Robert Carsen an der Wien zu sehen, Leo Hussain dirigiert die Wiener Symphoniker, in der Titelrolle sorgt Florian Boesch für Vorfreude.
Eigens für das Theater an der Wien wurde eine Trilogie-Fassung des wagnerschen „Ring“ konzipiert, in der die Ereignisse aus der Sicht der jüngeren Generation erzählt werden. Die „Hagen“, „Siegfried“ und „Brünnhilde“ betitelten Abende stammen aus der Feder von Regisseurin Tatjana Gürbaca, Dirigent Constantin Trinks und Dramaturgin Bettina Auer und feiern am 1., 2. und 3. Dezember Premiere. Das vom TaW verantwortete Programm in der Kammeroper nimmt am 27. September mit Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“ seinen Auftakt.
Ein kalkulierter Publikumsschlager und Musical mit darstellerischer Ernsthaftigkeit eröffnet die Saison an der Volksoper. Zum ersten Mal zeigt man im Haus am Gürtel „Gypsy“ von July Styne: Maria Happel übernimmt die Rolle der ehrgeizigen Mama Rose, es inszeniert Werner Sobotka. Vor der Premiere am 10. September, feiert man bereits am 2. ein Eröffnungsfest. Bis Weihnachten stehen drei weitere Premieren an, und decken damit sämtliche Sparten des Hauses ab: Verdis selten gespielte „Räuber“ kommen am 14. Oktober heraus, mit Pierangelo Valtinonis „Pinocchio“ steht nicht nur ein Stück für junges Publikum, sondern auch mit Soloparts für Kinder am Spielplan (19. November) und mit „Romeo et Juliette“ zeigt Davide Bombana sein zweites Auftragsballett nach „Carmen“, wieder zu Musik von Berlioz. In der Volksoper ist dies die einzige Neuproduktion des Staatsballetts der Spielzeit, am Ring zeigt man schon am 31. Oktober einen neuen dreiteiligen Abend, diesmal der britischen Choreografie gewidmet.
„I am from Austria“ ist nicht nur Herr und Frau Österreichers liebster Austropop-Song, sondern auch der Titel eines neuen Musicals mit Hits von Rainhard Fendrich, das am 16. September seine Uraufführung im Raimund Theater erlebt. Knapp zwei Wochen später kehrt mit „Tanz der Vampire“ ein Erfolgsstück aus dem Hause der Vereinigten Bühnen Wien ins Ronacher zurück (30. September) - wo es vor 20 Jahren uraufgeführt wurde.
Nach dem üppigen klassischen Festivalsommer kehrt der Konzertgenuss ab der zweiten Septemberwoche heim in Konzerthaus und Musikverein. Bereits am 8. und 9. wird in letzterem mit einem Gastspiel der Sächsischen Staatskapelle Dresden unter Christian Thielemann und mit Rudolf Buchbinder am Klavier ein erster Höhepunkt geboten. Ein ungewöhnliches Projekt und technologische Herausforderungen für den Goldenen Saal reist dann im Oktober mit der Residenz des Cleveland Orchestra an: Die in den USA umjubelte, semi-konzertante, per Leinwand virtuell inszenierte Fassung von Janaceks „Schlauem Füchslein“ wurde im „Opera Lab“ des US-Spitzenorchesters erarbeitet und wird von Chefdirigent Franz Welser-Möst nun erstmals (19. und 20. Oktober) nach Wien gebracht.
Im Konzerthaus feiert man die Saisoneröffnung am 12. September mit den Wiener Philharmonikern, Gustav Mahler und Daniel Harding und legt gleich tags darauf mit einem Nachhall der Salzburger Festspiele nach - Teodor Currentzis und seine MusicAeterna-Musiker bringen ihr in der Felsenreitschule gefeiertes Mozart-Requiem in den Großen Konzerthaussaal. Herbstliche Fixpunkte sind etwa das Konzert zum Nationalfeiertag der Wiener Symphoniker, die unter der Leitung von Francois-Xavier Roth erstmals ein im Auftrag des Konzerthauses entstandenes Werk von Johannes Maria Staud in Österreich spielen, sowie der Start des heurigen „Great Voices“-Zyklus, diesmal eröffnet durch Juan Diego Florez (22. November).
Mit Verdis „Trovatore“ startet der Premierenreigen in Graz mit Dirigent Andrea Sanguineti (30. September, Regie: Ben Baur) und geht mit einer Staffelübergabe der Opernhits zwischen „La Boheme“ (1. Oktober) und dem „Figaro“ (2. November) weiter. In Salzburg machen „Hoffmanns Erzählungen“ am 23. September den Auftakt, ehe man für den herbstlichen Höhepunkt des Landestheaters in die Felsenreitschule übersiedelt und für das vierstündige, rauschhafte Theaterspektakel „Dionysien“ Theater, Oper und Ballett in vier altgriechischen Stücken zusammenbringt. Dennis Russell Davies dirigiert das Mozarteumorchester in diesem Gesamtkunstwerk von Regisseur und Intendant Carl Philip von Maldeghem. Das Opernhighlight in Linz verspricht Strauss‘ „Frau ohne Schatten“ zu werden, die Inszenierung von Marc Reibel feiert am 30. September Premiere. Dabei ist Markus Poschner erstmals in neuer Funktion als Chefdirigent des Bruckner Orchesters am Opernpult zu erleben.