Volksoper: Burg-Star Maria Happel gibt in „Gypsy“ ihr Musicaldebüt
Wien (APA) - In der vergangenen Saison war Maria Happel u.a. als Agamemnon in der „Orestie“, als Putzfrau Marusja in „Europäisches Abendmahl...
Wien (APA) - In der vergangenen Saison war Maria Happel u.a. als Agamemnon in der „Orestie“, als Putzfrau Marusja in „Europäisches Abendmahl“ oder als Dorothea in Goethes „Hermann und Dorothea“ zu sehen. Auch ihre gefeierte „Mutter Courage“ steht weiter auf dem Spielplan des Burgtheaters. Ihren ersten Auftritt in dieser Spielzeit absolviert der Publikumsliebling jedoch im Musical „Gypsy“ an der Volksoper.
Das Stück von Jule Styne ( „Blondinen bevorzugt“, „Funny Girl“ u.a. ), Arthur Laurents (Buch) und Steven Sondheim (Liedtexte) erzählt die wahre Geschichte der Autorin und Schauspielerin Rose Louise Hovick (1914-1970), die als Burlesque-Tänzerin und Stripperin unter dem Namen Gypsy Rose Lee bekannt wurde. Im Zentrum steht allerdings ihre Mutter, Mama Rose, die ihre beiden Töchter mit viel Ehrgeiz und sanfter Gewalt zu jener Bühnenkarriere drängte, die ihr selbst verwehrt geblieben war. Eine tragische Hauptfigur, und für den englischen Kritiker Clive Alexander Barnes „einer der wenigen wirklich komplexen Charaktere des amerikanischen Musicals“.
„Ich mag die Rolle wahnsinnig gerne. Es ist eine Rolle, bei der das Schwergewicht aus dem Schauspiel kommt. Sie bietet echtes Futter - von der liebenden Mutter über die ehrgeizige Frau aus einfachen Verhältnissen bis zum Monster ist alles drinnen“, erzählt Maria Happel im Gespräch mit der APA. Besonders reizvoll empfindet sie, dass sie manche Problemstellungen aus der Erziehung ihrer beiden Töchter aus erster Hand kennt: „Es ist die Frage der Fragen: Was ist fördern, was ist fordern? Und was ist überfordern? Natürlich gibt es auch diese Eislaufmütter, die sich in ihrem Kind selbst verwirklichen wollen und sie als Trophäe vor sich her tragen, aber es ist schwierig, diesen schmalen Grat zu erwischen, der gerade richtig ist.“
Sich selbst fordert die Schauspielerin, bei deren Ernennung zur Kammerschauspielerin im Vorjahr Ex-Kollege und Volksopern-Direktor Robert Meyer die Laudatio hielt, immer wieder aufs Neue heraus. Zwar begleiten sie die Lieder von Edith Piaf schon beinahe ihr gesamtes Bühnenleben, zwar stand sie in der „Csardasfürstin“ bereits auf der Bühne der Volksoper, zwar bewies sie 2007 als Maria Theresia in „Die Habsburgischen“, einer musikalischen Familiensatire von Michaela Ronzoni und Christian Kolonovits, schon ihre Affinität zum Musiktheater - doch die Mama Rose wird Happels Debüt in einem klassischen Musical. „Jetzt bin ich dort, wo ich mit 16 hinwollte“, lacht sie. Ihre Teilnahme am Casting für die erste „Cats“-Produktion auf der Hamburger Reeperbahn war jedoch nicht von Erfolg gekrönt. Die singenden und tanzenden Katzen wurden auch ohne sie ein Hit.
Singen und Tanzen ist für Maria Happel heute kein Problem, wenngleich sie weiß, dass sie sich stimmlich sehr gut einteilen muss („Es ist musikalisch richtig fordernd, mit sechs Songs und dazu noch Duetten. Und die höchste Hürde wartet am Schluss.“) und auch froh ist, dass die Rolle „in einem Alter ist, in der sie das Bein nicht mehr wirklich hoch bekommen muss“, wie sie lachend gesteht. Die Verfilmung aus 1993 mit Bette Midler als Rose hat sie übrigens bewusst nicht gesehen, „aber bei dieser Besetzung weiß ich auch so, wo die Reise hingeht“.
(S E R V I C E - „Gypsy“, Musical von Jule Styne, Dirigent: Lorenz C. Aichner, Regie: Werner Sobotka, Choreografie: Danny Costello, Bühnenbild: Stephan Prattes, Kostüme: Elisabeth Gressel. Mit u.a.: Maria Happel - Rose, Toni Slama - Herbie, Marianne Curn - June, Lisa Habermann - Louise, Volksoper Wien, Premiere: 10. September, 19 Uhr. Nächste Vorstellungen: 12., 14., 17., 23., 25. und 28. September. Karten: 01 / 513 1 513, www.volksoper.at)