Tennis: Jungstar Shapovalov erstmals in zweiter Grand-Slam-Runde

New York (APA) - Viele hätten sich eine Wildcard für den 18-jährigen Jungstar aus Kanada gewünscht. Doch bei den US Open werden nun einmal b...

New York (APA) - Viele hätten sich eine Wildcard für den 18-jährigen Jungstar aus Kanada gewünscht. Doch bei den US Open werden nun einmal bis auf wenige Ausnahmen die heimischen Nachwuchsspieler bevorzugt. Denis Shapovalov scheint nach seinem Sensationslauf beim Masters-1000-Event ins Montreal-Halbfinale schon auf Platz 69 im Ranking auf, für den automatischen Platz im Hauptfeld kam sein Erfolg aber zu spät.

Doch der in Tel Aviv geborene Blondschopf, dessen Eltern mit ihm in seinem ersten Lebensjahr nach Kanada ausgewandert waren, qualifizierte sich recht sicher für sein nunmehr zweites Major-Turnier. In Wimbledon hatte er die Wildcard übrigens erhalten und in vier Sätzen gegen Jerzy Janowicz (POL) verloren. Doch am Montag, dem ersten Tag des mit 50,4 Mio. Dollar dotierten letzten Grand-Slam-Turniers des Jahres, ließ Shapovalov gegen den Russen Daniil Medwedew beim 7:5,6:1,6:2 nichts anbrennen.

Der Youngster zeigte sich nach dem ersten Major-Erfolg auch vom Support in Flushing Meadows angetan. „Ich hätte nicht erwartet, dass ich hier so viele Anhänger habe. Einige Fans haben mit mir gesprochen und gesagt, sie seien aus Calgary, Montreal oder Toronto hierhergekommen, um mich anzufeuern. Wie ich schon in Montreal gesagt habe, die Fans helfen mir wirklich, mein bestes Tennis zu spielen“, war Shapovalov begeistert.

Der Jungstar hatte sich vor wenigen Wochen nicht nur in die Herzen der kanadischen Fans gespielt, als er sich als jüngster Akteur überhaupt nicht nur für das Viertel-, sondern sogar für das Halbfinale eines Masters-1000er-Events qualifiziert hatte. Mit einem Zweitrunden-Sieg über Juan Martin del Potro (ATP-31.) und vor allem einem knappen Dreisatz-Erfolg über Rafael Nadal (7:6 im dritten) im Achtelfinale sorgte er weltweit für Schlagzeilen. Und er verzögerte die Rückkehr Nadals auf Platz eins damit - allerdings nur um eine Woche.

Shapovalov bestätigte den Erfolg mit einem weiteren Sieg über Adrian Mannarino im Viertelfinale, damals immerhin auch die Nummer 42 im Ranking. Erst Deutschlands Top-Ten-Mann Alexander Zverev stoppte den Lauf im Halbfinale mit einem 6:4,7:5-Sieg.

Die Erwartungen sind an Shapovalov trotz so junger Jahre schon sehr hoch, das stört den Linkshänder, der die Rückhand einhändig schlägt, aber nicht. „Ich spüre keinen Druck. Ich spiele für mich selbst, für mein Team und für mein Land. Und ich spiele mit meinem Herzen“, sagt er selbstsicher, aber demütig. Shapovalov hatte sich übrigens bei Thiem-Coach Günter Bresnik gemeldet und in dessen Akademie im vergangenen Oktober bis Februar dieses Jahres trainiert. Allerdings wollte er einen Trainer, der 25 Wochen mit ihm auf Turniere reist und das war für Bresnik nicht möglich.

Schon am Mittwoch hat Shapovalov die nächste Begegnung vor sich: Denn der Qualifikant trifft in der zweiten Runde auf den als Nummer 8 gesetzten Jo-Wilfried Tsonga. „Jo ist schon sehr lange auf der Tour. Ich habe ihm als Kind sowie auch Rafa und DelPo zugesehen. Ich gehe in das Match und habe nichts zu verlieren, natürlich hat er mehr Druck. Das wird für mich wieder ein guter Test“, sagte Shapovalov.

Möglicherweise wird der Kanadier schon auf einem der ganz großen Plätze spielen dürfen, sein Erstrundenmatch hatte auf Platz 7 für lange Warteschlangen gesorgt. „Es ist eine wirkliche Ehre für mich, dass ich hier im Hauptbewerb der US Open stehe. Und jetzt geht es gegen einen so tollen Spieler, mehr kann ich mir nicht wünschen“, erklärte „Shapo“, wie er von Fans auch genannt wird.

Mit fünf Jahren hat er mit Tennis begonnen. Mit seiner Mutter Tessa, die ihn heute noch gemeinsam mit Martin Laurendeau coacht. Sein Idol war immer Roger Federer, sein zweiter Lieblingssport ist, wie es sich für einen Kanadier gehört, Eishockey. Wäre es mit dem Tennis nichts geworden, würde er heute einen Schläger auf dem Eis schwingen, hat der Fan der Toronto Maple Leafs einmal gesagt. Doch nun liegt sein Fokus ganz auf dem Tennis.