Ehemaliger Föderalismusminister Jürgen Weiss wird 70
Bregenz (APA) - Der Vorarlberger ÖVP-Politiker Jürgen Weiss hat seine ganze politische Karriere dem Wohl der Bundesländer gewidmet. Sowohl a...
Bregenz (APA) - Der Vorarlberger ÖVP-Politiker Jürgen Weiss hat seine ganze politische Karriere dem Wohl der Bundesländer gewidmet. Sowohl als Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform (1991 bis 1994) als auch in 30 Jahren Tätigkeit als Bundesrat trat Weiss stets für die Stärkung der Länderrechte ein. Am morgigen Mittwoch, 30. August, wird Weiss 70 Jahre alt.
Nach der Matura an der Handelsakademie in Bregenz 1965 trat der in Hard am Bodensee geborene Weiss in den Landesdienst ein, schon vier Jahre später wechselte er zur Vorarlberger Volkspartei. Noch im selben Jahr, 1969, übernahm er als 22-Jähriger die Funktion des Landesgeschäftsführers. Diese behielt er bis zu seiner Berufung zum Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform im Oktober 1991 als Nachfolger des ausgeschiedenen ÖVP-Parteiobmanns Josef Riegler. Bundeskanzler war damals Franz Vranitzky (SPÖ), Weiss agierte als Kanzleramtsminister.
Bei seiner Angelobung als Minister erklärte der stets ruhig und bescheiden auftretende Weiss, er wolle „in besonderer Weise die Interessen der Länder vertreten und in die Bundesregierung hineintragen“. Bundesstaats- und Verwaltungsreform waren die wichtigsten Projekte seiner Tätigkeit als Minister.
Dabei hatte er allerdings an vielen Fronten gleichzeitig zu kämpfen. So bezeichnete Weiss die ersten 100 Tage als Minister als die „härtesten 100 Tage meines Lebens“. Die Apparate in Wien seien größer und daher auch schwerfälliger. Er könne sich durchaus darauf einstellen, habe aber „nicht die Absicht, sich daran zu gewöhnen“, sagte Weiss damals. Nach einem Jahr resümierte er zufrieden, er habe „eine Reihe von sachlichen Erfolgen erzielt“, das sei ihm wichtiger als möglichst häufig in den Schlagzeilen aufzutauchen.
Nach der Nationalratswahl 1994 war die Agenda „Föderalismus und Verwaltungsreform“ im Bundeskanzleramt Geschichte und damit auch die diesbezügliche Arbeit von Weiss beendet. Er kehrte in den Landesdienst und den Bundesrat zurück, dem er schon von 1979 bis 1991 angehört hatte. Während dieser Zeit übernahm er vier Mal für jeweils sechs Monate das Amt des Bundesratspräsidenten und war über zehn Jahre lang Vizepräsident der Länderkammer des Parlaments. Im April 2009 zog er sich im Alter von 61 Jahren aus dem Bundesrat zurück. Es sei besser, „den Stab bei vollem Tempo zu übergeben und nicht erst dann, wenn man ihn entkräftet sinken lässt“, sagte er. Im Sommer 2009 ging Weiss schließlich in Pension, aktuell analysiert er das politische Geschehen in Österreich als Kolumnist der „Vorarlberger Nachrichten“.
Vorarlberg wird den Jubilar am 14. September mit einer Festveranstaltung unter dem Titel „Ein Leben für den Föderalismus“ würdigen. Als Redner sind Matthias Tschirf, der ehemalige Kabinettschef von Weiss, sowie Peter Bußjäger, der Direktor des Föderalismusinstituts, angekündigt.
~ WEB http://www.oevp.at ~ APA181 2017-08-29/11:06