Gewerkschaft forderte Maßnahmen gegen Lkw-Manipulationen
Teesdorf (APA) - 74 Menschen sind im Vorjahr bei Verkehrsunfällen mit Lkw auf Österreichs Straßen getötet worden. Laut Schätzungen sind EU-w...
Teesdorf (APA) - 74 Menschen sind im Vorjahr bei Verkehrsunfällen mit Lkw auf Österreichs Straßen getötet worden. Laut Schätzungen sind EU-weit bis zu 40 Prozent der Kontrollgeräte in den Lkw manipuliert. Dadurch werden auch die Sicherheitssysteme außer Kraft gesetzt. Maßnahmen dagegen forderte die Gewerkschaft vida am Dienstag bei einem Medientermin im ÖTC-Fahrsicherheitszentrum Teesdorf.
„Ist das digitale Kontrollgerät abgeschaltet, um gesetzliche Lenk- und Ruhezeiten zu umgehen, steht die Tachonadel auf null. Fahrer sehen dann nicht einmal, wie schnell sie fahren“, sagte Karl Delfs, der zuständige vida-Fachbereichssekretär Straße. Die Geräte sind „absolut einfach zu manipulieren, ein herkömmlicher Magnet reicht aus“, erklärte Gruppeninspektor Horst Meixner von der burgenländischen Landesverkehrsabteilung. „Damit sind dann alle Helferlein weggeschaltet“, sagte der Polizist. Antiblockiersystem (ABS), Antriebsschlupfregelung (ASR), die elektronische Steuerung der Bremsanlage (EBS) sowie der Notbremsassistent (AEBS) sind dann außer Kraft gesetzt.
Was das in der Praxis bedeutet, demonstrierten ÖAMTC-Experten am Fahrtechnikgelände. Während ein Lkw bei einer Vollbremsung bei einer Geschwindigkeit von knapp 40 km/h steuerbar bleibt, stellt sich dies mit manipuliertem Kontrollgerät gänzlich anders dar. Der Lkw ist nicht mehr kontrollierbar, bricht aus, dreht sich bei der Vollbremsung um die eigene Achse.
Die Gewerkschaft vida forderte eine eigene Behörde zur besseren Kontrolle der Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten. „Hier muss endlich gehandelt werden“, sagte vida-Vorsitzender Roman Hebenstreit. Die Strafen für Manipulationen müssen angehoben werden, dazu braucht es eine spezialisierte Behörde mit vier Stützpunkten in Österreich, die rein auf Lkw-Kontrollen spezialisiert ist, verlangte Hebenstreit.
Durch die Manipulationen werden außerdem Lenk- und Ruhezeiten nicht aufgezeichnet. Insbesondere in südosteuropäischen Ländern steigt der Druck auf Fahrer, sie werden oft kilometerabhängig bezahlt. Manipulation und Übermüdung können bei Unfällen zu schwerwiegenden und auch tödlichen Kettenreaktionen führen, warnten die Experten. In Österreich sind laut Schätzungen zehn bis 15 Prozent der Lkw manipuliert. Wie oft solche Fahrzeuge an Unfällen beteiligt sind, ist unklar. Darüber gebe es keine Aufzeichnungen, erklärten die Experten.
Die Unfallzahlen mit Lkw sind jedenfalls in Österreich gestiegen. Im Vorjahr waren von den 74 Toten 13 Insassen von Lkw, 2015 waren es 66 gewesen. Die Zahl der Verletzten bei Unfällen mit Lkw-Beteiligung stieg um 11,5 Prozent auf 1.668 Personen. Während lediglich sechs Prozent aller Unfälle auf Autobahnen und Schnellstraßen passieren, ereignen sich dort aber 28 Prozent aller Unfälle mit Lkw-Beteiligung. Allein in Österreich wurden 2014 von Lkw insgesamt 38,9 Milliarden Tonnenkilometer zurückgelegt. Ein Tonnenkilometer ist die Beförderung von Gütern in Gewicht von einer Tonne über einen Kilometer.
Die Gewerkschaft will mit der Veranstaltung mit dem Titel „Spiel mit dem Tod auf unseren Straßen“ sensibilisieren und die Verantwortlichen zum Handeln bringen. Strafen für schwarze Schafe in der Branche müssten erhöht werden. „Lkw-Manipulationen dürfen künftig für die Unternehmer nicht mehr einfach aus der Portokasse zu begleichen sein“, sagte Hebenstreit. Demnach würde der Strafrahmen im Arbeitszeit- und Arbeitsruhegesetz bei nur 75 Euro beginnen und bei rund 3.600 Euro im Wiederholungsfall enden. „Das ist keine abschreckende Wirkung“, meinte Hebenstreit und forderte die Anwendung des Strafrechts für Lkw-Manipulationen.
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