AGES arbeitet an kontinuierlichem Mortalitäts-Monitoring
Wien (APA) - Die AGES arbeitet an einem kontinuierlichen Mortalitäts-Monitoring für Österreich ab kommendem Jahr. Daraus abzuleitende aktuel...
Wien (APA) - Die AGES arbeitet an einem kontinuierlichen Mortalitäts-Monitoring für Österreich ab kommendem Jahr. Daraus abzuleitende aktuelle Daten zum Einfluss des Hitzesommers 2017 auf die Sterblichkeit der Österreicher können somit nicht vorliegen. Probeläufe mit historischen Daten deuteten auf 150 bis 800 mehr Todesopfer pro Hitzewelle hin, berichtet jetzt der „Falter“.
Die in der neuen Ausgabe der Wochenzeitung unter dem Titel „Komm, heißer Tod“ aufgemachte Story bezieht sich zunächst vor allem auf eine Studie von Hans-Peter Hutter vom Institut für Umwelthygiene, die bereits im Jahr 2007 in der Wiener Klinischen Wochenschrift erschienen ist. Durch die Analyse der Mortalitäts- und Temperaturdaten für Wien im Sommer 2003 kamen die Wissenschafter für die Bundeshauptstadt damals auf zumindest 130 Menschen, die damals an den Folgen der hohen Temperaturen starben. Für Österreich hypothetisch seien rund 660 mehr Sterbefälle durch die Hitze im Jahr 2003 gewesen.
In dem Bericht wird auch auf ein aktuelles Projekt der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) zum kontinuierlichen Beobachten der Mortalität in Österreich Bezug genommen. Einsetzbar sein werde es erst im kommenden Jahr. Bei Probeläufen mit den Daten aus den heißen Sommern der Jahre 2007, 2010 und 2011 hätte sich jeweils aber eine signifikante Übersterblichkeit ergeben: jeweils 150 bis 800 Todesfälle mehr. Das ist eine Schwankungsbreite von mehr als dem Fünffachen. „Die Hitze hat in Wien bereits Hunderte Menschen dahingerafft“, heißt es im neuen „Falter“.
An der Temperaturabhängigkeit der Sterberaten gibt es wenig Zweifel. Dies gilt auch für hohe Temperaturen. Andreas Matzarakis vom Zentrum für Medizin-Meteorologische Forschung des Deutschen Wetterdienstes in Freiburg sagte vor kurzem: „Bei 32 Grad nimmt die Mortalität (Sterblichkeit) um über fünf Prozent zu, bei 38 Grad nimmt sie um elf Prozent und mehr zu.“
Das alles ist aber zu den jahresbedingten Schwankungen von Temperatur und Mortalität in Relation zu setzen. Ein einfacher Zusammenhang zwischen Wetter und Gesundheit existiert nicht. Laut einer im Frühjahr 2015 „Lancet“ publizierten Studie ist kaltes Wetter für die Gesundheit viel schädlicher als warmes. Die Forscher hatten für die Untersuchung 74 Millionen Todesfälle zwischen 1985 und 2012 in 13 Staaten quer über den Erdball ausgewertet. Das Team um Antonio Gasparrini vom Hygiene-und Tropeninstitut in London setzte die Daten in Verbindung zu einer für jedes Land einzeln berechneten Idealtemperatur.
Das Ergebnis der Wissenschafter: Kälte ist für etwa 20 Mal mehr Todesfälle verantwortlich als Wärme. Ist es zu warm, belastet das vor allem Herz und Kreislauf. Ist es zu kalt, kommen laut Studie Probleme mit den Atemwegen als weiteres Risiko hinzu, außerdem ist dann die Immunabwehr schwächer.
Kälte war der Studie zufolge für 7,29 Prozent aller Todesfälle verantwortlich, Wärme nur für 0,42 Prozent. Aber: Extreme Temperaturen - egal ob eisige Kälte oder große Hitze - waren nur für relativ wenige Todesfälle verantwortlich. Die meisten wetterbedingten Todesfälle ereigneten sich an mäßig heißen und vor allem an etwas zu kalten Tagen, wie Gasparrini erläuterte.
In Madrid zum Beispiel starben die meisten Menschen bei acht Grad Celsius. Den zweithöchsten Ausschlag hatte die Kurve bei 25 Grad. Bei extremeren Temperaturen um die Null und über 30 Grad flachte die Kurve stark ab. Die für die Gesundheit ideale Temperatur läge den Daten zufolge für Spanien um die 22 Grad. Egal ob heiße, feuchte oder kalte, trockene Länder.
Rund um die Temperaturschwankungen mit den Jahreszeiten gibt es noch andere Gefahren: Im Winter 2014/2015 forderte die Influenza laut Berechnungen von Wiener Virologen und der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) rund 3.000 Todesfälle. Im Durchschnitt sind es pro Influenza-Saison 1.000 bis 1.200 Todesfälle.