Air Berlin - Germania zieht wegen Staatshilfe vor Gericht
Berlin (APA/AFP) - Die Hoffnung auf eine rasche Lösung im Bieterkampf um die Niki-Konzernmutter Air Berlin schwindet: Die Fluggesellschaft G...
Berlin (APA/AFP) - Die Hoffnung auf eine rasche Lösung im Bieterkampf um die Niki-Konzernmutter Air Berlin schwindet: Die Fluggesellschaft Germania zog gegen die Bürgschaft der deutschen Bundesregierung für die insolvente Airline vor Gericht, wie die Justiz am Dienstag mitteilte. Mit dem Eilverfahren will Germania erreichen, dass der vom Bund gewährte Millionen-Kredit untersagt wird.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) sprach sich unterdessen gegen den irischen Billigflieger Ryanair als Käufer von Air Berlin aus.
Germania gab nach Angaben der Berliner Justiz zur Begründung für das eingeleitete Eilverfahren an, dass der Bund die an Air Berlin interessierte Lufthansa einseitig bevorzuge. Mit dieser Fluggesellschaft solle ein „deutscher Champion“ geschaffen werden, hieß es. Diese Wortwahl hatte kürzlich unter anderem Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) gebraucht, als er sich für die Übernahme „wesentlicher Teile“ von Air Berlin durch die Lufthansa aussprach.
Mit dem Verfahren soll dem Bund nun untersagt werden, den Überbrückungskredit zu gewähren, bevor die EU-Kommission diese Form der Beihilfe nicht genehmigt hat. Mit dem Geld soll in den kommenden Wochen der Flugbetrieb von Air Berlin aufrechterhalten werden. Germania hält dies nach Justizangaben aber für „nicht nachvollziehbar“.
Der Antrag der Airline Germania richtet sich gegen das Verkehrsministerium, das Wirtschaftsministerium und das Finanzministerium. Die mündliche Verhandlung darüber wurde auf den 15. September angesetzt. Für den Fall, dass bereits Bürgschaften gestellt wurden, beantragte Germania zudem, diese rückabzuwickeln und bis zur Genehmigung durch die EU-Kommission abzuwarten, wie weiter mitgeteilt wurde.
Müller sagte unterdessen in Berlin, er wünsche sich für Air Berlin einen „verlässlichen Partner“, der ein langfristiges Interesse an Berlin als Luftverkehrsstandort habe. Das Beschäftigungsmodell des Konkurrenten Ryanair sei nicht das, was er anstrebe, fuhr er fort, ohne den Billigflieger beim Namen zu nennen. Der Billigflieger arbeite mit Subunternehmen in den Kabinen und Beschäftigte erhielten nur eine befristete Anstellung.
Müller äußerte sich an der Seite von Arbeitnehmervertretern und Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne). Air-Berlin-Betriebsrat Wolfgang Fleischer forderte, vor allem den Air-Berlin-Mitarbeitern müsse eine Perspektive geboten werden, und zwar unabhängig davon, wer für die Airline biete. „Ohne Technik geht gar nichts“, sagte Fleischer, der diese Beschäftigten im Betriebsrat vertritt. Gemeinsam mit der Verwaltung seien die Techniker derzeit am meisten gefährdet, ihren Job zu verlieren.
Die Gewerkschaft ver.di verlangte „schnelle nachhaltige Lösungen für die Beschäftigten und ihre Familien“. Interessenten und Unternehmen müssten dazu in die Verantwortung genommen werden. Gemeinsam mit den Betriebsräten forderte ver.di Müller auf, sich dafür stark zu machen. Auch Pop betonte: „Es geht nicht nur um Flugzeuge, sondern auch um die Mitarbeiter.“ Wichtig sei eine schnelle, tragfähige Lösung.
Air Berlin hatte vor zwei Wochen Insolvenz angemeldet. Derzeit laufen Gespräche mit Interessenten, die Teile der Fluggesellschaft übernehmen wollen. Neben der Lufthansa wird auch der britische Billigflieger Easyjet als Interessent gehandelt, der Unternehmer Hans Rudolf Wöhrl und Ryanair möchten Air Berlin als Ganzes übernehmen. Die nächste Gläubigerversammlung soll am 15. September stattfinden - am selben Tag also wie die Verhandlung zum Eilverfahren von Germania.
~ ISIN GB00B128C026 WEB http://www.airberlin.com ~ APA399 2017-08-29/16:32