Deutsche Pressestimmen zum deutschen Bundestagswahlkampf

Berlin (APA/AFP) - Deutsche Tageszeitungen kommentieren am Dienstag die Sommer-Pressekonferenz der deutschen Kanzlerin Angela Merkel anlässl...

Berlin (APA/AFP) - Deutsche Tageszeitungen kommentieren am Dienstag die Sommer-Pressekonferenz der deutschen Kanzlerin Angela Merkel anlässlich des bevorstehenden deutschen Bundestagswahlkampfes:

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“:

Manchmal hat es den Anschein, von Politik werde im Wahlkampf erwartet, sie verwandle sich in medienwirksamen Zirkus. Da müssen Kunststücke vollführt werden, muss es Lichtkegel und Trommelwirbel geben, und - Tusch! - wieder hat sich ein Kandidat im Löwenkäfig um Kopf und Kragen gepeitscht. (...) Wenn sie nicht gerade Schlachtrosse sind wie Gerhard Schröder oder Helmut Kohl, wirken Politiker (...) leider oft wie Clowns. Nur sind sie nicht zum Lachen. Auch von Angela Merkel wird seit Jahren erwartet, dass sie im Wahlkampf, (...), Messerwurf auf ihre Gegner veranstaltet. Allein, sie kann es nicht, sie will es nicht, es ist nicht ihre Art. Also lässt sie es. (...) Das hat nichts mit Einlullen oder „asymmetrischer Demobilisierung“ zu tun, schon gar nichts mit „Entpolitisierung“. Das ist Politik ohne Zirkus.

„Westfälischen Nachrichten“ (Münster):

„Die Sommer-Pressekonferenz bietet Merkel einen präsidialen Bühnenboden, hier kann sie Rede und Antwort stehen. Ihre Routine versprüht dabei einen gewissen Grad an Langeweile. Auch, weil die Fragestunde keinen Neuigkeitswert geliefert hat. Höchstens den Erkenntnisgewinn: Die Methode Merkel funktioniert noch immer wie geschmiert. Die Kanzlerin erklärt die Welt - von Asyl bis Zollunion. (...) Was der Wähler wirklich in den kommenden vier Jahren zu erwarten hat: Dazu hat die Kanzlerin nichts Konkretes zu verkaufen.“

„Nürnberger Nachrichten“:

„Einen sichtbaren Plan für Deutschlands Zukunft hat sie nicht. Sie verwaltet seine Gegenwart. Und das reicht vielen aus, weil sie nicht behelligt werden möchten mit Risiken und Nebenwirkungen einer Politik auf Sicht. Das ist das Problem von Martin Schulz: Er nervt viele, weil er Probleme anspricht und teils zu sehr zuspitzt. An den Problemen aber ändert das nichts.“

„Straubinger Tagblatt“:

„Angela Merkel hat mit ihrer Art die politische Kultur in diesem Land verändert. Man kann Wahlen gewinnen, ohne dass man die Konfrontation sucht oder gar mit persönlichen Diffamierungen um Aufmerksamkeit buhlt. Merkels Masche dagegen ist ebenso banal wie erfolgreich: Sie macht ihr Ding, notfalls korrigiert sie sich selber und passt sich fließend neuen Gegebenheiten an. Ihre Gegner werfen ihr Arroganz und Abgehobenheit vor - und doch finden sie kein Rezept, die ewige Merkel zu knacken. Wer probiert es als nächstes?“