Pressestimmen zu Nordkorea

Pjöngjang (APA) - Zum neuerlichen Raketentest Nordkoreas schreiben Zeitungen am Mittwoch:...

Pjöngjang (APA) - Zum neuerlichen Raketentest Nordkoreas schreiben Zeitungen am Mittwoch:

„El Pais“ (Madrid):

„Mit dem gestrigen Abschuss einer Mittelstreckenrakete über japanischem Territorium hat das Regime von Kim Jong-un einen weiteren Schritt in der gefährlichen Rüstungseskalation getan und bestätigt, dass Nordkorea in diesem Moment die wichtigste Gefahr für den Weltfrieden darstellt. (...) Peking, der wichtigste Beschützer Pjöngjangs, hat schon seit einiger Zeit keine Argumente mehr, um weiter ein Regime zu unterstützen, das nicht nur Südkorea und Japan in Gefahr bringt, sondern auch die Beziehungen zwischen China und den USA, die sehr leiden werden, falls Kim Jong-un diese Eskalation weiter vorantreibt.“

„Badisches Tagblatt“ (Baden-Baden):

„Wie das endet, ist unschwer vorherzusagen: Spätestens dann, wenn Nordkoreas Diktator eines seiner Lieblingsspielzeuge Richtung Guam schickt, werden die USA militärisch reagieren. (...) Deshalb muss Peking den Druck auf seinen ungeliebten Nachbarn und Partner erhöhen. Und gefordert ist auch Russland - nicht zuletzt deshalb, weil die Ursprünge der ungeahnten technischen Fähigkeiten Nordkoreas in den ehemaligen Entwicklungszentren des Warschauer Pakts lokalisiert werden.“

„Le Journal de la Haute-Marne“ (Chaumont):

„In einer Konfrontation, in der sich ein rationales Vorgehen nur schwer erkennen lässt, muss dieser Hagel an nordkoreanischen Provokationen erst einmal erklärt werden. (...) All das, um Amerika und seinen ausgesprochen nervösen Präsidenten zu reizen. Eine Vermutung: Der Größenwahn von Kim Jong-un lässt ihn glauben, dass er sein Land auf Augenhöhe mit den USA heben könnte. Das könnte ihn teuer zu stehen kommen, denn sein Gegner macht ungern halbe Sachen.“

„Neue Osnabrücker Zeitung“:

„Kim Jong Un spielt mit dem Feuer. Die militärische Option liegt auf dem Tisch. Das hat US-Präsident Donald Trump mehrfach betont. Umso unverständlicher ist es, dass die Regierung in Peking nicht endlich ihr ganzes Gewicht in Pjöngjang geltend macht und Kim Jong Un zu Gesprächen zwingt. Oder ist es gar nicht mehr so weit her mit dem Einfluss der Chinesen? Das allerdings wäre verheerend. Pjöngjang will nicht reden, weder mit Südkorea über Aussöhnung noch mit der Staatengemeinschaft über das Atomprogramm. Das ist dumm. Denn es treibt das Land immer weiter ins wirtschaftliche Aus. Am Verhandlungstisch führt kein Weg vorbei.“

„Rheinpfalz“:

„Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un dagegen genießt das zweifelhafte Privileg, im Grunde alles riskieren zu können, was er will. Wofür er will. Statt mit Widerspruch darf er mit frenetischem Jubel seiner Landsleute rechnen. (...) Kim will, dass sein Staat als Atomstaat anerkannt wird; dass sein Land in den Club dieser Mächtigen aufgenommen wird. Natürlich ahnen der Despot und seine Militärs, dass sie einen Angriffskrieg niemals würden gewinnen können. Aber Kim wird das Spiel ausreizen - bis ein anderer nervös zuckt. Und dabei vielleicht den falschen Knopf drückt.“

„Independent“ (London):

„Chinas Führung ist beunruhigt über Kim Jong-un und fürchtet einen Krieg auf der Koreanischen Halbinsel, Millionen von Flüchtlingen sowie eine Präsenz amerikanischer Truppen an der chinesischen Grenze. So brutal und unberechenbar Kim auch sein mag, Peking zieht ihn jeder realistischen Alternative vor. Ein Blick auf Libyen und Syrien genügt, um zu sehen, welches Chaos entstehen kann, wenn ein starker Mann von der Macht vertrieben wird. Peking möchte dem US-Präsidenten Donald Trump zweifellos helfen, aber nicht auf Kosten seiner Sicherheit. Die Drohungen des Präsidenten hinsichtlich der chinesischen Wirtschaftspolitik waren zudem nicht hilfreich.

Südkorea hat nach den jüngsten Wahlen eine Regierung, die ein sanfteres Herangehen an Kim Jong-un bevorzugt. Und angesichts der viertgrößten Armee der Welt nur 35 Meilen von Seoul entfernt hat es bei einer militärischen Eskalation mehr als jeder andere zu verlieren. Der letzte Akteur in diesem großen Spiel, Russland, ist ebenfalls nicht geneigt, Trump Gefälligkeiten zu erweisen. Der US-Präsident hat also kaum zuverlässige Freunde, mit denen er Kim zähmen könnte.“

„Verdens Gang“ (Oslo):

„Neue Drohungen und übereilte Handlungen sind keine gute Antwort. Zunächst ist es wichtig, dass sich der UN-Sicherheitsrat auf eine deutliche Botschaft an Pjöngjang einigt. Es ist äußerst wichtig, dass die USA und China, die beide stark involviert sind, gemeinsam an diplomatischen Initiativen arbeiten. China muss seinen Einfluss nutzen, um Kim Jong-un zu überzeugen, sich für Verhandlungen anstelle von militärischen Provokationen zu entscheiden. Die Konsequenzen eines Krieges wären so enorm und schrecklich, dass alles getan werden muss, um eine friedliche Lösung durch Verhandlungen zu finden.“