Bezirk Innsbruck-Land

Neue Diskussionen über alten Gasthof in Zirl

© Domanig

Der Zirler Gemeinderat hat beschlossen, den ehemaligen Gasthof Hirschen an jene Bieter zu verkaufen, die die „Substanz“ erhalten wollen. Ein zu spät gekommenes Angebot und die Ausschreibung sorgen für Debatten.

Von Michael Domanig

Zirl –Die Zukunft des ehemaligen Gasthof Hirschen in der Zirler Bahnhofstraße sorgt einmal mehr für politische Diskussionen. 2011 hatte die Marktgemeinde Zirl, damals noch unter BM Josef Kreiser (Zirl Aktiv), das markante, allerdings nicht denkmalgeschützte Gebäude um 350.000 Euro erworben – mit dem Ziel, darin ein neues Heimat- bzw. Regionalmuseum einzurichten.

Unter Kreisers Nachfolger BM Thomas Öfner (Für Zirl) wurde wegen der angespannten Finanzlage der Gemeinde jedoch beschlossen, den aufgelassenen Gasthof wieder zu verkaufen. Im Budgetentwurf für 2017 wurde einnahmenseitig eine Summe von 350.000 Euro eingeplant. Im Februar traf der Gemeinderat die Grundsatzentscheidung für den Verkauf – unter der Prämisse, dass die „Substanz“, also der Kern des Gebäudes, erhalten bleiben solle.

Nach der Ausschreibung für den Verkauf gingen mehrere Angebote ein – aber nur eines, das den Erhalt der Gebäudesubstanz vorsah. In seiner jüngsten Sitzung beschloss der Gemeinderat nun mehrheitlich, diesem Angebot in Höhe von 360.000 Euro – eingebracht von einem Zirler Architekturbüro – näherzutreten. Die anderen Angebote wären höher gelegen, aber allesamt mit dem Abriss des Gasthofs verbunden gewesen, erklärt Öfner.

Nun gelte es das Ganze vertraglich abzusichern – und zum Beispiel auch zu regeln, was passiert, wenn der Erhalt doch nicht möglich sein sollte. In diesem Fall solle die Marktgemeinde das Vorkaufsrecht erhalten. Öfner zeigt sich aber zuversichtlich, „dass wir hier als Marktgemeinde gute und verlässliche Partner haben“. Diese hätten auch schon ein Nutzungskonzept mit vielen kreativen Ideen vorgelegt.

Auch die Liste „Zirl Aktiv“ stimmte für den Verkauf an die Architekten. Doch inzwischen habe sich die Situation geändert, sagt Vize-BM Victoria Rausch. Denn es liege ein weiteres Angebot zum Ankauf des Gasthofs vor, das ebenfalls den Erhalt der Substanz vorsehe – allerdings erst nach der Frist für die Angebotseinholung eingegangen sei. „Wir wussten, dass es dieses Angebot gibt, aber zunächst nichts Näheres über Inhalt und Höhe“, so Rausch.

In einer Anfrage an Bürgermeister Öfner fordert Zirl Aktiv nun ein, auch dieses – zu spät abgegebene – Angebot noch zu berücksichtigen und zumindest Gespräche mit dem Angebotsleger, einem Zirler Immobilienunternehmen, zu führen. Zum einen liege das Angebot „deutlich höher“ als jenes der Architekten, erklärt Rausch. Vor allem aber habe es ohnehin breite Kritik an der Ausschreibung des Verkaufs gegeben, die weder einem Ausschuss noch dem Gemeinderat vorgelegt und außerdem „unglücklich formuliert“ worden sei. In der Gemeinderatsdiskussion hätten sich Vertreter mehrerer Fraktionen für eine neue Ausschreibung ausgesprochen.

BM Öfner, diese Woche eigentlich noch auf Urlaub, erklärt im TT-Gespräch, dass er sich mit der Anfrage erst im Detail auseinandersetzen müsse. Für kommende Woche hat er eine „umfassende Stellungnahme“ angekündigt.

Unzufrieden mit den jüngsten Abläufen zeigt sich auch Vize-BM Iris Zangerl-Walser (Zukunft Zirl – VP): „Unsere Liste wollte eine neue Ausschreibung“, man habe in der letzten Sitzung daher mit Nein gestimmt. „Ich wäre auch dafür gewesen, erneut einen Sachverständigen beizuziehen, der beurteilt, ob das Gebäude überhaupt noch zu erhalten ist oder nicht – und was es wirklich wert ist.“

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