„Größtes Kletter-Event aller Zeiten“ ab heute in Innsbruck
Die Kletterwelt blickt von heute bis 10. September ins neue Kletterzentrum Innsbruck. Mit der Jugend- und Junioren-WM gibt es mehr als nur einen Vorgeschmack auf die Weltmeisterschaft der Großen 2018.
Von Max Ischia
Innsbruck – Nein. Niemand aus der Führungsetage des Österreichischen Kletterverbandes (KVÖ) kommt nur im Entferntesten in den Verdacht, ein Lautsprecher zu sein. Große Töne sollen andere spucken. Mit falscher Bescheidenheit hat freilich auch noch keiner die (Sport-)Welt erobert. Also wollte Michael Schöpf, KVÖ-Sport-Manager und OK-Chef der heute beginnenden Jugend- und Junioren-Weltmeisterschaft in Innsbruck, Folgendes festhalten: „Diese Titelkämpfe sind das größte Kletter-Event aller Zeiten. Zumindest, was Teilnehmerzahl und Anzahl der Entscheidungen betrifft.“ Und weil Innsbruck 2018 (6. bis 16. September) auch die Weltmeisterschaften der „Großen“ beherbergen wird, bezeichnet Schöpf die Nachwuchstitelkämpfe als „bestmögliche Generalprobe“.
Rekordfeld: 1172 Nachwuchskletterer aus 50 Nationen sind mit von der Partie. Geklettert wird in den vier Disziplinen Lead (mit Seil), Bouldern (in Absprunghöhe), Speed (Geschwindigkeit) und Kombi. 24 Medaillensätze werden dabei vergeben. Ein logistischer Kraftakt. Schöpf: „Es ist so, als würden wir in zehn Tagen jeweils sechs Vorstieg-, Boulder- und Speedweltcups durchführen.“
Gastgeber-Team: Die Nachwuchscoaches Florian Klinger und Hannes Brunner setzen auf ein 36-köpfiges Aufgebot. „Wir haben bei acht Europacups in dieser Saison etwa 20 Medaillen geholt und einmal die Mannschaftswertung gewonnen. Wir haben also ein sehr fittes Team“, versichert Brunner, warnt aber im selben Atemzug vor überhöhten Erwartungen: „Mit dem Trubel und der Größe der Veranstaltung müssen viele erst zurechtkommen.“ Heiko Wilhelm, langjähriger Nationaltrainer und nunmehriger Verbandsgeschäftsführer, präzisiert: „Die Dichte ist in den letzten vier, fünf Jahren enorm geworden. Kleinigkeiten werden entscheiden. Aber klar: Einige unserer Athleten wären enttäuscht, würden sie ohne Medaille bleiben.“
Jungstars: Bereits in der heutigen Boulder-Qualifikation (Jugend A) ist mit der US-Amerikanerin Ashima Shiraishi ein Ausnahmetalent dabei, welches 2016 vom Forbes-Magazin zu den 30 einflussreichsten Nachwuchsathleten weltweit gezählt wurde. Ein Gold-Triple der 16-Jährigen, die als erste Frau überhaupt den Boulder-Grad 8C meistern konnte, wäre keine Überraschung. Im Vorstieg warten allerdings mit Laura Rogora (ITA), Brooke Raboutou (USA) und Nolwenn Arc (FRA) weitere Spitzenkräfte, die jederzeit auch in der allgemeinen Klasse ins Finale klettern können. Bei den Juniorinnen ist Margo Hayes das bekannteste Gesicht. Die US-Amerikanerin kletterte im Februar eine 9a+Route. Bei den Herren sind die enorm starken Japaner zu favorisieren. Allen voran Yoshijuki Ogata, der sich zuletzt binnen einer Weltcupwoche in München (Boulder) und Arco (Vorstieg) in die Top5 vorgehangelt hat.
Eröffnungsfeier: Wenn nicht noch ein Gewitter dazwischenfunkt, dann wird die WM heute Abend (20 Uhr/Kletterzentrum Innsbruck) unter blauem Himmel eröffnet. Das Brüderpaar Florian und Tobias Rudig, das zuletzt bei der Beachvolleyball-WM in Wien die Massen launig wie fachkundig unterhielt, moderiert Eröffnung und WM. Für die musikalische Umrahmung sorgt das Musikduo Harfonie, 2014 Gewinner der ORF-Castingshow „Die große Chance“.
Rahmenprogramm: Weil die Stars von morgen auch Gäste von übermorgen sein können, legen sich Stadt und Land ins Zeug und laden unter dem Titel „Climbers Paradise“ zu Stadtführungen, Kletter- und Wandertouren, Gletscher-Exkursionen etc.