NEOS: „Das geht an Betroffenen vorbei“
NEOS reichen die Arbeitsmarktaktionen für Frauen mit Migrationshintergrund nicht.
Von Karin Leitner
Wien –Die Erwerbstätigenquote bei Frauen mit Migrationshintergrund war 2015 deutlich niedriger als bei jenen, die einen solchen nicht haben: 57 zu 70 Prozent. Das zeigt eine Statistik des Integrationsfonds. Die Folge: Diese Frauen sind finanziell und sozial schlecht abgesichert – und vom Partner abhängig.
Herkunftsland und Erwerbsquote bei Frauen mit Migrationshintergrund hängen zusammen: Der Wert bei Frauen aus EU/EWR-Staaten und der Schweiz ist mit 73 Prozent höher als der von Frauen ohne Migrationshintergrund. Mehr als die Hälfte (59 %) aller Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien (außerhalb der EU) ist berufstätig. Besonders niedrig ist die Quote unter Frauen, die aus der Türkei stammen: 42 Prozent. Und so bekommen Frauen mit Migrationshintergrund jährlich netto viel weniger als andere. Türkinnen haben 2015 im Schnitt um 6141 Euro weniger verdient als in Österreich geborene Frauen – das sind lediglich 69 Prozent von deren Jahres-Nettoeinkommen. NEOS-Abgeordnete Claudia Gamon wollte in einer Anfrage von SPÖ-Frauenministerin Pamela Rendi-Wagner und von SPÖ-Sozialminister Alois Stöger wissen, was getan wird, um Frauen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeitsmarkt zu unterstützen.
Die Antworten befriedigen sie nicht. „Das Frauenministerium leistet vor allem Förderungen an Frauenberatungseinrichtungen, nicht spezifisch für Migrantinnen, während das Sozialministerium vor allem die vom Arbeitsmarktservice angebotenen und finanzierten Leistungen aufzählt“, sagt Gamon der Tiroler Tageszeitung. „Das Problem dabei: Die Frauen kommen oft gar nicht in Berührung mit jenen Institutionen, die Leistungen und Beratung anbieten. Gerade zum AMS kommt ja nur, wer arbeitslos gemeldet ist, Kurse besucht. Das geht an betroffenen Frauen häufig vorbei.“
Sie drängt darauf, „mit den Frauen dort in Kontakt zu treten, wo sie ohnehin hingehen. (Kinder-)Arztbesuche für den vollständigen Bezug des Kinderbetreuungsgeldes sind jetzt schon nötig.“
Gamon sieht auch im verpflichtenden Kindergartenjahr und den Vorgesprächen „Ansatzpunkte, um zu diesen Frauen vorzudringen“. Bei den Beratungsgesprächen von Vierjährigen sollte zusätzlich „auf Fragen der Beschäftigung der Mütter und das sozioökonomische Umfeld eingegangen – und fähiges Fachpersonal beigezogen werden, etwa Sozialarbeiter“. Männer seien zu involvieren, befindet Gamon: „Sie müssten beraten werden, was die Erwerbstätigkeit von Frauen für die Familie bedeuten würde. Dass das sinnvoll ist.“