Deutschland hat viele offene Jobs - aber ein Problem bei Lehrstellen

Nürnberg (APA/dpa) - In Deutschland herrschen gute Zeiten für Jobsucher, mancherorts auch für Lehrstellenbewerber: Im August hat es nach Ang...

Nürnberg (APA/dpa) - In Deutschland herrschen gute Zeiten für Jobsucher, mancherorts auch für Lehrstellenbewerber: Im August hat es nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit (BA) so viele unbesetzte Arbeitsplätze wie selten zuvor gegeben. In fast allen Branchen sei die Nachfrage nach Arbeitskräften höher als vor einem Jahr, berichtete die Nürnberger Bundesbehörde unter Berufung auf ihren Stellenindex BA-X.

Der Indikator für den Umfang unbesetzter Stellen sei im August um einen auf 239 Punkte gestiegen. Dies seien 20 Punkte mehr als vor einem Jahr - und der höchste jemals gemessene Wert, schrieb die Agentur.

Die größten Zuwächse bei freien Stellen gab es in der Industrie, bei Unternehmensdienstleistern, im Baugewerbe und im Handel. Auch in der Zeitarbeitsbranche stieg der Personalbedarf. Nur im Öffentlichen Dienst und im Bereich Erziehung und Unterricht sei die Nachfrage geringer geworden - eine Folge der rückläufigen Flüchtlingszahlen.

Dagegen stoßen junge Leute bei der Lehrstellensuche in einigen Regionen auf Probleme, anderen Gegenden fehlt es dagegen an Bewerbern, wie die Bundesagentur einen Monat vor Ende des Berufsberatungsjahres 2016/2017 betonte. Aktuelle Daten will sie mit den Arbeitslosenzahlen an diesem Donnerstag veröffentlichen.

Für den August erwarten Volkswirte einen leichten Anstieg der Arbeitslosenzahl - und zwar um 24.000 im Vergleich zum Vormonat. Damit wären zuletzt 2,542 Millionen Männer und Frauen ohne Job gewesen. Im Vergleich zum Vorjahr wäre dies ein Rückgang um 142.000.

Ein Anstieg der Arbeitslosenzahl im August ist normal, denn viele Schulabgänger und Ausbildungsabsolventen melden sich im Sommer zunächst arbeitslos. Auch viele Unternehmen halten sich während der Betriebsferien mit Neueinstellungen zurück. In den vergangenen drei Jahren war die Zahl der Jobsucher im August im Schnitt um 23.000 gestiegen.

Mit Beginn des Ausbildungsjahres rückt auch die Lage auf dem Ausbildungsmarkt stärker in den Fokus der Experten. Die Bundesagentur geht rein rechnerisch von einem ausgeglichenen Ausbildungsmarkt aus: Bis Ende Juli hatten sich zuletzt 512.000 Lehrstellenbewerber bei den Arbeitsagenturen gemeldet; ihnen hätten exakt 512.000 von Unternehmen gemeldete Lehrstellen gegenübergestanden.

Regional klaffen Angebot und Nachfrage aber stark auseinander. Während Firmen in Bayern und Baden-Württemberg, dem Saarland aber auch in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern händeringend nach Lehrlingen suchen, fehlen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Hessen Zehntausende von Ausbildungsplätzen, wie jüngste BA-Zahlen zeigen. Nicht immer passten auch Berufswunsch und Lehrstellenangebot zueinander, berichtete ein Bundesagentur-Sprecher ergänzend.

Zugleich widersprach er der Einschätzung, Hauptschüler hätten im Unterschied zu Realschülern oder Abiturienten wegen der hohen Ansprüche der Firmen nur vergleichsweise geringe Chancen auf dem Ausbildungsmarkt. Tatsache sei, das Unternehmen allein im Ausbildungsjahr 2016/17 264.000 Ausbildungsstellen gemeldet hätten, für die bereits ein Hauptschulabschluss ausreichte, berichtete der Sprecher. Auch die verstärkte Nutzung der BA-Förderinstrumente wie ausbildungsbegleitende Hilfen für Lehrlinge zeigten, dass Arbeitgeber zunehmend bereit seien, leistungsschwächeren Ausbildungsbewerbern eine Chance zu geben.