Buchhandels-Präsident Föger wünscht sich „Regierung aus Buchlesern“

Wien (APA) - Der Herbst ist traditionell eine starke Jahreszeit für Literaturszene und Buchhandel. Zahlreiche Auszeichnungen, Buchmessen und...

Wien (APA) - Der Herbst ist traditionell eine starke Jahreszeit für Literaturszene und Buchhandel. Zahlreiche Auszeichnungen, Buchmessen und Lese-Veranstaltungen bringen jene Titel in Stellung, die für das Weihnachtsgeschäft die Umsatzbringer sein werden. Benedikt Föger, Präsident des Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels, über seine Erwartungen an die kommenden Monate und an die neue Regierung.

APA: Das zweite Halbjahr, insbesondere das Weihnachtsgeschäft, gilt im Buchhandel immer als besonders umsatzstark. Wie optimistisch geht der österreichische Buchhandel in die kommenden Monate?

Benedikt Föger: Bis jetzt hat der Buchhandel in Österreich 2017 ein leichtes Wachstum, das aber sicher noch ausbaufähig ist. Der Herbst und das Weihnachtsgeschäft hängen ganz stark von einzelnen Spitzentiteln ab, die Umsatz generieren und auch andere Bücher mitziehen. Bücher sind nach wie vor Weihnachtsgeschenk Nummer 1, also ist sicher Optimismus angebracht.

APA: Im Vorjahr wurde erstmals ein Österreichischer Buchpreis vergeben. Was sind Ihre Erfahrungen aus 2016: Wirkt sich der Preis auf den Verkauf der nominierten bzw. ausgezeichneten Bücher aus?

Föger: Der Österreichische Buchpreis in seiner ersten Ausprägung war ein großer Erfolg und konnte viel Aufmerksamkeit auf die österreichischen Autorinnen und Autoren aber auch auf die Buch Wien lenken, an deren Vorabend er verliehen wurde. Die Verkäufe steigen natürlich durch einen solchen Preis, aber immer nur im Verhältnis zu dem was zuvor schon verkauft wurde.

APA: Was sind Ihre persönlichen Tipps für den diesjährigen Buchpreis und den Newcomer-Preis?

Föger: Die Longlist wird am 5. September bekannt gegeben und schon die Einreichungen waren hervorragend. Als Mitveranstalter des Preises werde ich mich hüten, persönliche Favoriten zu nennen.

APA: Wie kommentieren Sie die Longlist zum Deutschen Buchpreis? Hat einer der fünf nominierten Österreicher Chancen auf den Preis?

Föger: Österreichische Autorinnen und Autoren sind traditionell sehr stark beim Deutschen Buchpreis vertreten und ich denke, dass jeder der Nominierten gute Chancen auf den Preis hat und ihn auch verdienen würde.

APA: Sind Auszeichnungen generell etwas, das die Verkäufe am Österreichischen Buchmarkt beeinflusst?

Föger: Auszeichnungen lenken sicher die Aufmerksamkeit der Buchhändler und Journalisten auf einzelne Autoren und Titel und bewirken somit auch mehr Leser. Aber wie zuvor gesagt, die Wirkung steht meist im Verhältnis zu dem, wieviel Aufmerksamkeit der Titel zuvor schon bekommen hat.

APA: Was sind jene Bücher, von denen Sie sich am meisten in diesem Herbst erwarten, auf die Sie sich als Leser am meisten freuen?

Föger: Ich freue mich sehr auf den neuen Roman von Robert Menasse „Die Hauptstadt“, der im September bei Suhrkamp erscheint und von dem ich bislang nur eine Leseprobe kenne. Und aus dem eigenen Verlag (Czernin, Anm.) auf „Schildkrötentage“ von Sophie Reyer, das ich ganz großartig finde.

APA: In Kürze wählen wir einen neuen Nationalrat. Was sind die dringendsten Wünsche des Buchhandels an die neue Regierung?

Föger: Der Politik sollte bewusst sein, dass Bücher und Kultur das beste Mittel gegen Fake News, Desinformation und somit Verhetzung und Nationalismus sind. Das sollte sich in einer größeren Wertschätzung der Literatur- und Buchbranche niederschlagen. Für die Vielfalt und Freiheit der Meinungsäußerung brauchen wir Steuerungsmittel wie die Buchpreisbindung, die Möglichkeit zur Förderung von wirtschaftlich mageren aber inhaltlich gewichtigen Titeln und ein starkes Urheberrecht. Am meisten wünsche ich mir von der neuen Regierung, dass sie vornehmlich aus Buchlesern besteht, die sich trotz ihrer Aufgaben täglich Zeit nehmen zumindest ein paar Seiten zu lesen.

(Die Fragen stellte Wolfgang Huber-Lang/APA)