Bezirk Reutte

Chaletdorf-Gegner Bayer „nach wie vor kampfbereit“

© Tschol

Im Frühjahr beginnt das Unternehmen LLM voraussichtlich mit dem Bau des Chaletdorfs in Biberwier. Während Dorfchef Paul Mascher sich Arbeitsplätze im Ort erhofft, überlegt Gegner Heinz Bayer neue rechtliche Schritte.

Von Simone Tschol

Biberwier –Seit 2004 beschäftigen die Pläne für ein Chaletdorf nahe dem Weißensee die Gemeinde Biberwier. Nach 13 Jahren der Planung und zahlreichen rechtlichen Auseinandersetzungen hat der Bauträger, die „LMM (Langes, Melchior, Marcati) Hotelerrichtungs- und Betriebsgesellschaft mbH & Co KG“, nun auch die letzte Hürde genommen. Nach der naturschutzrechtlichen im Jänner und der gewerberechtlichen im Februar folgte im Juli auch die baurechtliche Verhandlung für das Großprojekt.

Heinz Bayer, der genau am Bauort ein Häuschen besitzt, hatte den Bauträger mehrere Male ins Straucheln gebracht und das Projekt immer wieder beeinsprucht. „Ich bin nicht generell gegen das Projekt und ich habe auch Verständnis dafür, dass sich Unternehmen so ein schönes Platzerl aussuchen“, sagt Bayer im Gespräch mit der TT und fügt hinzu: „Ich habe selbst zwölf Jahre nach einem Haus in Ruhelage in der Natur mit guter Luft gesucht. 1987 habe ich dann dieses Haus gefunden und auch gekauft.“ Zuvor sei ihm erklärt worden, dass es unwahrscheinlich sei, dass dort eine Tankstelle, ein Campingplatz oder Ähnliches geplant werde, da es sich um ein Natur- und Wasserschutzgebiet handle.

Bayer, dessen Grundstück anfangs direkt an jenes für das Chaletdorf der LMM grenzte, hoffte bis zuletzt, dass durch seine vielen Einwände das Projekt nicht mehr weiter verfolgt wird. Doch diese Hoffnungen zerschlugen sich. Bayer: „Nachdem ich meine Parteistellung wahrgenommen und das Projekt mehrfach beeinsprucht habe, sind sie hergegangen und haben zwischen meinem Grundstück und der zu bebauenden Fläche eine schmale, L-förmige Parzelle eingezogen. Diese gehört zwar laut Grundbuch auch der LMM, ist aber eine eigens verbücherte Parzelle. Somit bin ich kein direkter Anrainer mehr und habe auch keine Parteistellung mehr.“ Zwar habe ihm der Bauträger angeboten, er solle sich ein neues Häuschen suchen, „aber um die angebotene Summe habe ich nichts Gleichwertiges gefunden“, so Bayer. Das einzig Positive an der neuen Parzelle sei, dass zwischen seinem Grundstück und den geplanten Chalets nun nicht wie ursprünglich vier, sondern 16 Meter Abstand sind. „Ich sehe das als kleinen Etappensieg. So kann mir wenigstens nicht jeder beim Essen in den Teller schauen“, erklärt er.

Mit der Ruhe ums Haus ist es aber vorerst vorbei. Die Rodungen des bewaldeten Areals laufen. Aber Bayer will nicht klein beigeben: „Mein Anwalt wird prüfen, ob und wann zivilrechtliche Ansprüche angemeldet werden können.“ Zudem überlege er den Gang zum Europäischen Gerichtshof. „Ich wollte das Projekt nicht verhindern. Man hätte sich ja auch in der Mitte treffen können. Hätten sie mir damals das bisschen Geld mehr gezahlt, das ich gefordert habe, um mir ein annähernd gleichwertiges Waldhäuschen – natürlich als genehmigten Freizeitwohnsitz – zu suchen, wäre das alles nicht notwendig gewesen. Und bei der veranschlagten Bausumme von über 30 Millionen Euro wäre das für die LMM ein Klacks gewesen. Aber so war ich gezwungen, zu kämpfen.“ Und das will Bayer weiterhin tun: „Ich bin nach wie vor kampfbereit.“

Derzeit laufen die Rodungsdarbeiten auf dem Gelände. „Der Baubeginn wird voraussichtlich im Frühjahr 2018 erfolgen“, erklärt LMM-Geschäftsführer Luigi Marcati auf Anfrage der TT und konkretisiert: „Der Plan sieht ein Hoteldorf mit 50 Chalets in der 4-Sterne-Kategorie sowie ein Hauptgebäude und ein Wirtschaftsgebäude auf 4,5 Hektar vor.“ 190 Betten sind vorgesehen. Damit ist die Hotelanlage extrem abgespeckt. Denn in den ursprünglichen Planungen war man noch von 556 Betten ausgegangen.

Bürgermeister Paul Mascher ist froh, dass es mit den Bauarbeiten bald losgeht. Nicht nur, weil dann auch das Geld für den Grundstückskauf an die Gemeindeguts­agrar fließt. „Wir haben es fast nicht mehr geglaubt, nach all den Jahren. Aber die LMM hat uns signalisiert, das jetzt auch rasch durchziehen zu wollen“, so der Gemeindechef. Er erwartet positive Impulse für den Ort. „Auf jeden Fall erhoffen wir uns Arbeitsplätze. Für solch ein Chaletdorf braucht es ja nicht nur Putzfrauen, sondern auch Gärtner oder Buchhalter. Da wünsche ich mir schon, dass die Biberwierer auch zum Zug kommen.“ Mit den neuen Gästen soll, geht es nach dem Bürgermeister, auch die Liftsituation verbessert werden, „damit die Leute zum Skifahren auch in Biberwier bleiben und nicht nach Ehrwald oder Lermoos ausweichen“.

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