40 Jahre „Deutscher Herbst“ - Zentrale Protagonisten
Berlin (APA/dpa) - Im Jahr 1977 erreicht der Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) in Deutschland seinen blutigen Höhepunkt. Zentrale Protag...
Berlin (APA/dpa) - Im Jahr 1977 erreicht der Terror der Roten Armee Fraktion (RAF) in Deutschland seinen blutigen Höhepunkt. Zentrale Protagonisten:
HANNS MARTIN SCHLEYER (1915-1977): Am 5. September wird der Arbeitgeberpräsident und Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) vor einem RAF-Kommando in Köln entführt, 44 Tage später wird seine Leiche gefunden. Vor seiner Karriere in den Verbänden stieg der promovierte Jurist beim Autobauer Daimler-Benz auf. Während des Zweiten Weltkriegs war der Sohn eines Richters als SS- und NSDAP-Mitglied unter anderem an einflussreicher Position im von Deutschen besetzten Prag tätig.
HELMUT SCHMIDT (1918-2015): Auf dem Höhepunkt der Terrorwelle vertritt der seit 1974 regierende SPD-Kanzler Deutschlands die Linie, dass der Staat „mit aller notwendigen Härte“ antworten müsse. Bereits unter seinem Vorgänger Willy Brandt bekleidete er diverse Kabinettsposten. Nach dem Bruch seiner sozialliberalen Koalition 1982 ist Schmidt bis zu seinem Tod Mitherausgeber der Wochenzeitung „Die Zeit“. Den Sozialdemokraten war der Diplomvolkswirt 1946 nach seinem Einsatz im Zweiten Weltkrieg beigetreten.
HANS-JÜRGEN WISCHNEWSKI (1922-2005): Das SPD-Urgestein gilt als „Held von Mogadischu“, weil er im Oktober 1977 als Staatsminister im Kanzleramt der entführten Lufthansa-Maschine „Landshut“ bis nach Somalia hinterher reist - und dort vermittelt. Die Geiseln werden von der deutschen Anti-Terror-Einheit GSG 9 befreit. Zuvor bekleidete Wischnewski bereits mehrere Partei- und Staatsämter. Wegen seiner guten Kontakte in die arabische Welt bekommt er damals den Spitznamen „Ben Wisch“. Als Krisenmanager ist er aber über den Nahen Osten hinaus aktiv.
HORST HEROLD (geboren 1923): Der damalige Chef des deutschen Bundeskriminalamts (BKA) führt in den 1970er-Jahren die elektronische Rasterfahndung ein - und jagt Terroristen. Die Datenerhebung wird später als Einschränkung bürgerlicher Freiheiten angesehen. Nach zehn Jahren muss der promovierte Jurist 1981 wegen Differenzen mit dem liberalen Innenminister Gerhart Baum seinen Stuhl räumen. Der 93-Jährige lebt heute hinter den Mauern einer Kaserne der Bundespolizei in Bayern.
BRIGITTE MOHNHAUPT (geboren 1949): Die Tochter eines Verlagskaufmanns gilt als Rädelsführerin der zweiten Terror-Generation, die etwa für den Schleyer-Mord verantwortlich ist. Anfang der 1970er-Jahre stößt die Philosophiestudentin zur RAF. Wegen ihrer Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung und weiterer Vergehen muss sie 1972 in Haft - und wird Anfang 1977 entlassen. 1982 wird Mohnhaupt in Hessen gefasst und später zu lebenslanger Haft verurteilt. Nach Ablauf der Mindesthaftdauer kommt die heute 68-Jährige 2007 vorzeitig frei.
CHRISTIAN KLAR (geboren 1952): Der aus einer bürgerlichen Freiburger Familie stammende spätere Philosophie- und Geschichtsstudent schließt sich 1976 der RAF an. Als Mittäter bei mehreren Morden wird er nach jahrelanger Fahndung 1982 nahe Hamburg verhaftet und später zu lebenslanger Gefängnisstrafe verurteilt. Nach der Mindesthaftzeit kommt der heute 65-Jährige kurz vor Weihnachten 2008 vorzeitig frei. Eine Begnadigung hatte der damalige Bundespräsident Horst Köhler im Frühjahr 2007 abgelehnt.