USA: Autoindustrie im Südosten boomt

New York/Wien (APA) - Der Südosten der USA entwickelt sich immer mehr zum Zentrum der US-amerikanischen Automobilindustrie: Er ist „sicherli...

New York/Wien (APA) - Der Südosten der USA entwickelt sich immer mehr zum Zentrum der US-amerikanischen Automobilindustrie: Er ist „sicherlich zu einem neuen Michigan, Detroit gewachsen“, so Michael Friedl, Handelsdelegierter der Wirtschaftskammer (WKO) in New York zur APA. Die Nähe zu Abnehmern im Automotive- und anderen Industriebereichen hat auch viele Zulieferer angelockt.

Während die traditionelle Autohochburg Michigan mit Detroit immer noch für Verkaufs- und Entwicklungsbüros interessant sei, wandere die Komponentenproduktion immer mehr in die kostengünstigeren Südstaaten ab. Auch zahlreiche österreichische Unternehmen haben sich dort angesiedelt, darunter zum Beispiel Fronius, Lenzing, Knapp und voestalpine.

„BMW, Toyota, Mercedes Benz, VW sind alle im nahen Umkreis“, so Friedl. In South Carolina etwa habe sich die Größe der Automotive-Industrie in den letzten zwei Jahrzehnten vervierfacht. Seit 2011 seien dort 6 Mrd. US-Dollar (5,04 Mrd. Euro) investiert worden.

Von knapp 680 österreichischen Niederlassungen in den USA - davon etwa ein Drittel Produktionsniederlassungen - sei etwa ein Fünftel in Georgia, North und South Carolina vertreten. Laut Friedl sind die heimischen Betriebe dort guter Stimmung und berichten von vollen Auftragsbüchern.

Die Region sei aber nicht nur wegen niedrigeren Grundstückspreisen als im Nordosten und der geringeren Zeitverschiebung zu Europa und Österreich interessant. Die südlichen Bundesstaaten Tennessee, Georgia, Alabama, Kentucky und North- und South Carolina liegen auch relativ zentral und können schnell über Autobahnen, Schienen oder Häfen erreicht werden.

Gute Logistikketten sind für Unternehmen, die mit den großen Playern wie BMW und VW Geschäfte machen wollen, wesentlich: Zeit ist Geld - alles wird „just in time“ geliefert. So etwa auch im Mercedes-Werk in Alabama, wo C- und G-Serien vom Band rollen. Die Fertigstellung eines Wagens dauert dort 36 Stunden, am Standort arbeiten etwa 4.000 Mitarbeiter und über 2.000 Roboter. Die Teile, die für das jeweilige Modell gebraucht werden, werden von den etwa 100 Zulieferern in der Region nur wenige Tage zuvor produziert.

Die Südoststaaten locken Unternehmen aber auch mit niedrigen Betriebs- und Arbeitskosten, die Gewerkschaften mischen sich kaum oder nur schwach ein. Die lokale Politik bemühe sich, Betriebe in die Region zu holen und liefere zahlreiche Investitions- sowie Steueranreize. Washington habe dabei kaum Einfluss auf die dortigen Standortbedingungen, die Unternehmen berichten, dass „Entscheidungen und Gesetzgebungen auf lokaler Ebene etwa 90 Prozent ausmachen“, so Friedl.