Forum Alpbach - Talos sieht Sozialpartnerschaft nicht am Ende

Wien/Alpbach (APA) - Wie steht es um die Zukunft der Sozialpartnerschaft? Dieser Frage ist der österreichische Korporatismusforscher Emmeric...

Wien/Alpbach (APA) - Wie steht es um die Zukunft der Sozialpartnerschaft? Dieser Frage ist der österreichische Korporatismusforscher Emmerich Talos bei den Wirtschaftsgesprächen beim Forum Alpbach nachgegangen - mit den Präsidenten der Wirtschaftskammer, Christoph Leitl und der Arbeiterkammer, Rudi Kaske am Podium. „Ich gehe nicht davon aus, dass das Ende der Sozialpartnerschaft bevorsteht“, so Talos.

„Ausgehend vom veränderten wirtschaftlichen und sozialen Kontext und damit verbundenen Konfliktlagen“ kann sich der Professor für Politikwissenschaft am Institut für Politikwissenschaft bzw. Staatswissenschaft der Universität Wien in Ruhestand aber vorstellen, dass die Sozialpartnerschaft abschlanken könnte. „Abgeschlankt im Sinne dessen, dass sie auf weniger Materien bezogen ist als bisher“, so Talos.

Der Wissenschafter kann sich noch zwei weitere Zukunftsszenarien - allerdings mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit - für die Sozialpartnerschaft vorstellen, wie er im Abschlusspanel der Wirtschaftsgespräche sagte. „Es ist davon auszugehen, dass die traditionelle Koalition von SPÖ und ÖVP, die das Bestehen der Sozialpartnerschaft sehr wesentlich geprägt hat, keineswegs die dominante Regierungsform sein wird.“ Deswegen könne es zu einer „Reduktion der Kooperation zwischen Verbänden und Regierung auf punktuelle Übereinkommen“ kommen. „Das wäre eine Möglichkeit, wenn eine - gar nicht so unwahrscheinliche - andere Regierungskonstellation kommt“, so Talos.

Ein zweites nicht sehr wahrscheinliches Szenario würde „im schlimmsten Fall zu einer Beschränkung der zwischenverbandlichen Kooperation auf den Rahmen der Kollektivverträge“ führen, so der Professor.

Weder Leitl noch Kaske wollten einen etwaigen Bedeutungsverlust der Sozialpartnerschaft je nach Regierungskoalition sehen. Kaske stellte, um die Bedeutung der Sozialpartnerschaft zu betonen die Frage: „Was wäre ohne? Würde dann das Recht des Stärkeren herrschen, das REcht jener, die glauben, in Zukunft das sagen zu haben?“. Die Sozialpartnerschaft könne in Zukunft „sehr erfolgreich sein. Die digitale Arbeitswelt muss offensiv gestaltet werden. Die Arbeitswelt 4.0 verlangt die Mitbestimmung 4.0“, so der Arbeitnehmervertreter.

Leitl und Kaske betonten zum Generalthema des Forum Alpbachs „Konflikt und Kooperation“, dass man bezogen auf die Sozialpartnerschaft den Begriff „gegenseitiges Vertrauen“ dazufügen müsse. Zur Zukunft der Sozialpartnerschaft betonte Leitl, wie auch im aktuellen APA-Interview, dass die Sozialpartnerschaft mit jeder Regierungskonstellation leben könne. Man müssen den (digitalen) Wandel aktiv mitbegleiten. „Das Vertrauen der Menschen wollen wir dabei weiter rechtfertigen“, so der Arbeitgebervertreter.

~ WEB https://news.wko.at/presse

http://www.arbeiterkammer.at ~ APA316 2017-08-31/13:22