Debatte um Wölfe

Große Beutegreifer im Visier: Ruf nach wolffreier Zone

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In Südtirol kocht die Debatte um den Umgang mit Wolf und Bär über. Bauernvertreter aus dem Bundesland Tirol, Südtirol und Bayern fordern jetzt eine wolffreie Zone.

Bozen, Innsbruck –Die Landwirte dies- und jenseits des Brenners sowie nördlich des Karwendels machen mobil gegen den Wolf. Bei ihrem traditionellen Drei-Länder-Treffen in Vahrn in Südtirol haben Bauernvertreter aus Südtirol, dem Bundesland Tirol und aus Bayern das Ziel formuliert, ihre Länder wolffrei zu machen. Hintergrund der Forderung sind die jüngsten Wolfsangriffe auf Schafe von Südtiroler Bauern: Ende Juli wurden auf einer Weide von Südtiroler Landwirten im nördlichen Trentino über 80 Tiere getötet, in den vergangenen Wochen auf der Kirchbergalm in Innerulten in Südtirol insgesamt 27 Schafe und Ziegen gerissen. „Südtirols Bauern haben heuer erstmals damit begonnen, ihre Tiere frühzeitig von den Almen zu holen, um sie vor Wolfsattacken zu schützen“, sagt der Südtiroler Bauernbundobmann Leo Tiefenthaler.

Für Tirols Bauernbunddirektor Peter Raggl handelt es sich bei den Vorfällen in Südtirol längst nicht mehr um Einzelfälle. Er schlägt daher auch für das Bundesland Tirol Alarm: „Ich sehe unsere flächendeckende Almbewirtschaftung massiv gefährdet. Ein Wolf wird sich wohl kaum an die Landesgrenzen halten. Unsere Kollegen aus Bayern und Südtirol kämpfen bereits massiv gegen die Wölfe an, bei uns wird das in absehbarer Zeit genau gleich werden“, meint Raggl. In Nordtirol hatte zuletzt im Stubaital ein Angriff auf eine Schafherde für Aufsehen gesorgt. Ende April waren in Fulpmes drei tote und vier verletzte Schafe entdeckt worden, laut DNA-Analyse hatte ein Wolf die Tiere gerissen. „Wir fordern gemeinsam, die drei Länder Südtirol, Tirol und Bayern zur wolf­freien Zone zu erklären. Sonst werden Land- und Tourismuswirtschaft schon sehr bald mit massiven Problemen zu kämpfen haben“, sagt Bauernbunddirektor Peter Raggl.

Der Hirtenberuf in Tirol stirbt aus. Und den Tieren auf den Weiden kommt ein Beschützer abhanden.
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Bei den südlichen Nachbarn ist aber nicht nur der Wolf ins Visier geraten, sondern auch der Bär. Wie die Tageszeitung Dolomiten in ihrer gestrigen Ausgabe berichtet, steigt das Land Südtirol aus den EU-Projekten „Life Ursus“ und „Life WolfAlps“ aus. „Die Wiederansiedelung von Bär und Wolf ist völlig außer Kontrolle geraten: Uns reicht es“, wird Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher zitiert. Neben dem Rückzug aus den beiden Initiativen werde man eine Offensive in Brüssel starten. Mit dem Ziel, den Schutzstatus von Wolf und Bär auf das Niveau von Murmeltier, Dachs und Steinbock zu senken. Außerdem will Bozen in Rom erreichen, dass eine maximale Obergrenze für die Wolfspopulation in Italien festgelegt wird. Auch soll die Entscheidung über Aussiedelung und Abschuss von Bär und Wolf in Südtirol getroffen werden können, so die Forderung.

Einen Grund für die gestiegene Zahl von Angriffen durch große Beutegreifer auf Weidetiere sieht der Tiroler Schafzuchtverband im Fehlen von Hirten. Immerhin beobachte, pflege und ernähre der Hirte seine Herde nicht nur, sondern er beschütze sie auch. Der Hirtenberuf sei allerdings vom Aussterben bedroht, nur noch jede fünfte Tiroler Alm verfügt über einen Hirten. „Es finden sich einfach keine Idealisten mehr“, sagt Stefan Brugger, Obmann-Stellvertreter des Tiroler Schafzuchtverbandes. „Heutzutage muss der Bauer die Tätigkeit des Hirten übernehmen. Das führt oft dazu, dass die Tiere nicht die notwendige Versorgung bekommen. Verletzungen, mangelhafte Ernährung und eine steigende Fehlzahl an Schafen sind die Folge.“ (np)

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