Kolumbiens FARC-Rebellen wollen nur noch mit Worten kämpfen
Bogota (APA/dpa) - Die frühere kolumbianische Guerillaorganisation FARC betritt die politische Bühne. Nach über einem halben Jahrhundert im ...
Bogota (APA/dpa) - Die frühere kolumbianische Guerillaorganisation FARC betritt die politische Bühne. Nach über einem halben Jahrhundert im Untergrund stellen die Rebellen am Freitag in der Hauptstadt Bogota ihre neue Partei vor. Künftig wollen die einstigen Aufständischen auf legalem Weg für ihre Ziele wie eine gerechtere Landverteilung eintreten.
„Nur noch Worte werden unsere Waffen sein“, sagte FARC-Kommandant Rodrigo Londono alias „Timochenko“ kürzlich. Die neue Partei soll Fuerza Alternativa Revolucionaria del Comun (Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes) heißen. Darauf einigten sich die Delegierten des Gründungskongresses am Donnerstag. Damit behalten die Rebellen die Abkürzung FARC bei, die sie bereits während des bewaffneten Kampfs als Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens) führten.
„Wir werden für Frieden und soziale Gerechtigkeit eintreten“, sagte Londono. Den ehemaligen Rebellen sind in den kommenden zwei Legislaturperioden jeweils fünf Sitze im Senat und in der Abgeordnetenkammer garantiert. Ab 2026 müssen sie ihre Sitze regulär bei den Wahlen erringen. Fraglich ist, ob die Kolumbianer die Gräueltaten den Guerilla vergessen und sie als politische Kraft akzeptieren werden. Vor allem in den Städten können die FARC bisher kaum mit Unterstützung rechnen.
„Wenn sie sich als breite, inklusive Partei aufstellen, die an die Zukunft, die städtische Bevölkerung und politische Bündnisse denkt, könnten sie sich in eine bedeutende Kraft verwandeln“, sagt der Ex-Guerillero und politische Analyst Leon Valencia.
Seit Mitte der 1960er-Jahre kämpften die FARC gegen die staatlichen Sicherheitskräfte und rechte Paramilitärs. Über 220.000 Menschen kamen in dem blutigen Konflikt ums Leben. Nach der Unterzeichnung eines Friedensvertrags mit der Regierung im vergangenen Jahr legten sie ihre Waffen nieder.
„Das Ziel unserer Partei wird sein, jenen eine Stimme zu geben, die nicht gehört werden, jenen, die in der traditionellen Politik nur auf taube Ohren stoßen“, sagte Londono. Sorge bereitet den FARC vor allem die Sicherheit ihrer Mitglieder. Nachdem die rund 6800 Kämpfer den Vereinten Nationen ihre Waffen übergeben haben, befürchten sie Angriffe krimineller Banden und Paramilitärs.
Die FARC hatte in den 1980er-Jahren bereits einmal eine Partei gegründet. Rund 5000 Mitglieder der Union Patriotica (UP) wurden damals getötet, darunter zwei Präsidentschaftskandidaten, acht Kongressabgeordnete sowie Dutzende Gemeinderäte und Bürgermeister.