Bildung

Schule ist nicht gleich Schule

Schritt für Schritt bewegt sich Österreich in Sachen Schule in Richtung Reform. Erste Änderungen sind im neuen Schuljahr sichtbar. Foto: iStock
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Was machen die Finnen in Sachen Schule besser als die Österreicher? – Es braucht noch Geduld, sagen Bildungsexperten wie Christiane Spiel.

Sie erforschen wesentliche Grundlagen für ein besseres Bildungssystem, momentan schauen wieder einmal alle nach Finnland, das kürzlich die Schulfächer abgeschafft hat. Sind uns die Skandinavier wirklich ein paar Schritte voraus und wenn ja, können Sie in ein paar wenigen Sätzen sagen, warum?

Die Finnen haben gut 20 Jahre vor uns die Notwendigkeit von Investitionen in Bildung erkannt und auch die Bedeutung, die den Lehrerinnen und Lehrern zukommt. Sie haben daher das Ausbildungssystem der Pädagoginnen und Pädagogen radikal umgestellt. Außerdem haben sie es geschafft, dass der Beruf des Lehrers/der Lehrerin ein enorm hohes Ansehen hat. Es bewerben sich für das Studium zehnmal mehr Personen, als es Ausbildungsplätze gibt. Folglich werden die Leistungsbesten und Motiviertesten eines Jahrgangs Lehrerinnen und Lehrer. Die Schulen haben Autonomie und Unterstützungssysteme.

Motivation, Schulklima und Selbstvertrauen spielen beim Lernen eine große Rolle. Überhaupt weiß man mittlerweile sehr genau, was Menschen brauchen, um einen Lerner- folg zu haben. Warum ist es trotzdem so schwierig, neue Lernkulturen in die Schulen zu bekommen?

Wir reden immer über „die Schulen". Dabei gibt es hier große Unterschiede. Sehr viele Schulen sind sehr erfolgreich in der Förderung von Motivation und Selbstvertrauen und haben ein gutes Schulklima. Nur eben nicht alle. Eltern, die höher gebildet sind, suchen sehr gezielt nach den Schulen für ihre Kinder, daher geben sie diese in Schulen, die einen guten Ruf haben. Eltern mit niedriger Schulbildung und Migrationshintergrund, die nicht oder schlecht Deutsch sprechen, tun dies zumeist nicht. Daher landen deren Kinder häufiger in nicht so motivierten Schulen. Wichtig wäre eine Verpflichtung zur Schulentwicklung, zur Weiterbildung, die durch Evaluation begleitet wird. Des Weiteren sollten wir mehr darüber nachdenken, wie wir den Lehrberuf so attraktiv machen, dass wir — wie in Finnland — die Jahrgangsbesten dafür gewinnen. Schließlich sollten wir auch eine „Verabschiedungskultur" entwickeln und etablieren. Nicht alle Lehrerinnen und Lehrer sind für den Beruf wirklich geeignet.

Viele erhoffen sich mit der neuen Pädagogen-Ausbildung, dass es endlich zu Reformen von innen kommt. Glauben Sie auch daran, Motivation, Schulklima und Selbstvertrauen in die Schulen zu bekommen — krankt es nur am politischen Willen?

Die neue PädagogInnen-Ausbildung war ein sehr wichtiger Schritt. Sie ist für die ausbildenden Institutionen (Pädagogische Hochschulen und Universitäten) eine beachtliche Herausforderung. Ich bin optimistisch, dass sich daraus langfristig auch in den Schulen (und zwar möglichst in allen) ein Professionsverständnis entwickeln wird, das die Verantwortung für die Schülerinnen und Schüler bei jedem/r einzelnen Lehrer/Lehrerin inkludiert sowie eine reflexive und evaluative Grundhaltung mit Blick auf das eigene Lehrverhalten. Auch in Finnland hat es lange gedauert, bis sie so erfolgreich waren.

Das Gespräch führte Liane Pircher

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