Forum Alpbach - Zeitenwende im Bankensektor

Wien/Alpbach (APA) - Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen fort. Der Bankensektor durchlebt derzeit nach Worten des OeNB-Vi...

Wien/Alpbach (APA) - Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen fort. Der Bankensektor durchlebt derzeit nach Worten des OeNB-Vizegouverneurs eine „Zeitenwende. Noch nie hatte man mit so vielen Änderungen gleichzeitig zu tun“, sagte Andreas Ittner im Rahmen der Finanzgespräche beim Forum Alpbach bei einer Diskussion zu neuen Banken-Geschäftsmodellen. Die Aufsicht brauche eine Konsolidierung im Regelwerk.

Digitalisierung, Margendruck, Wettbewerb, Bankenregulierung, notwendige höhere Kapital- und Liquiditätsanforderungen, Going Concern und Co: „Veränderungen sind unvermeidbar im Bankensektor“, sagte der Notenbanker am Freitagvormittag. „Ganz sicher muss auch die Effizienz nachhaltig gesteigert werden.“ Auf steigende Zinsen als Problemlösung zu hoffen, „wird nicht ausreichen“.

Ittner geht davon aus, dass Bankprodukte stärker standardisiert werden müssen. Auch die Organisationsstruktur der Banken wird wohl geändert werden müssen. Die derzeitige Struktur sorge dafür, dass die Veränderungsprozesse lange dauern. Verglichen mit Start-ups, die neue Ideen binnen zwei, drei Tagen umsetzen könnten, müssten in der Bankenstruktur unglaublich viele Stufen durchlaufen werden. „Es ist einfach anders.“

Die gewachsenen Strukturen machten es auch schwierig, die reichen Datenschätze, über die Banken verfügen, ideal zu nutzen - im Gegensatz zu Fintechs, die diese Schwierigkeit wegen ganz anderer Methoden nicht hätten, so Ittner. Die Aufsicht müsse bei „diesen neuen Konkurrenten dafür sorgen, dass gleiche Risiken auch gleich reguliert werden“. Ein besonderer Vorteil der Banken sei das Vertrauen, das Vertrauen auf Datensicherheit.

„Die Aufseher sind genauso gefordert, wie die Banken“, sagte Ittner zur Bedeutung der laufenden Umbrüche für die Aufsicht. „Auch dort brauchen wir eine Konsolidierung, nämlich eine Konsolidierung des Regelwerks.“ Die Regeln seien „zu komplex und teilweise unübersichtlich“ geworden, auch wenn sie notwendig seien. Ittner würde sie aber lieber „prinzipienbasiert“ umsetzen, das sei aber schwierig. „Etwas darf es nicht geben: Ein Zurückdrehen des Regulierungsniveaus“, betonte Ittner. Auch wenn man den Detailreichtum absenken könne, ohne zu wenig streng zu sein: „Kapitalhöhen und Liquiditätsvorhaltungen sind erforderlich“, so der Notenbanker.

~ WEB http://www.oenb.at/ ~ APA117 2017-09-01/10:09