Tirol

„Wolffreie Zonen“ sind für WWF „fachlicher Nonsens“

Infolge von Abschüssen würden junge Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und leichter zu erbeutende Tiere wie Schafe reißen.Foto: iStockphoto
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Entgegen den Forderungen von Bauernvertretern aus Südtirol, Tirol und Bayern nach einer „wolffreien Zone“, könnten Abschüsse von Wölfen laut Umweltschützern sogar zum Anstieg von „Nutztierrissen“ führen. Zudem würden derartige Zonen dem geltenden EU-Naturschutzrecht widersprechen.

Innsbruck – Die angesichts vermehrter Wolf-Attacken tags zuvor von Bauernvertretern aus Südtirol, Tirol und Bayern geforderten „wolffreien Zonen“ hat die Umweltorganisation WWF am Freitag als „fachlichen Nonsens“ bezeichnet. Abschüsse würden Nutztiere nicht schützen, argumentierte WWF-Wolfsexperte Christian Pichler: „Ganz im Gegenteil – getötete Wölfe führen oft sogar zu einem Ansteigen an Nutztierrissen“. Grund für diese Forderung von Seiten der Bauern waren zahlreiche Wolfsangriffe auf Schafe in Südtirol, die sie dazu zwangen, ihre Tiere früher von den Almen zu treiben.

Untersuchungen aus den USA und Europa hätten allerdings gezeigt, dass die von den Bauern geforderten Maßnahmen keine Lösung dieses Problems wären, so Pichler: „Solche Eingriffe bringen die soziale Struktur in Wolfsrudeln durcheinander. Der Abschuss eines Elterntieres kann beispielsweise dazu führen, dass Wölfe ihr Jagdverhalten ändern und die jüngeren, unerfahreneren Wölfe dann auf leichter zu erbeutende Tiere wie ungeschützte Schafe ausweichen“. Abschüsse könnten folglich dazu führen, dass die Anzahl der Risse sogar stiegen.

Obergrenze für Wölfe und Bären?

Zudem gab der Umweltschützer zu bedenken, dass „wolfsfreie Zonen“ nicht lange auch wolfsfrei bleiben müssen. Denn diese Tiere können bis zu 1.000 Kilometer weit wandern. Immer wieder würden dann Einzeltiere aus umliegenden Regionen diese Gebiete besuchen. „Wenn man eine populistische Forderung immer wieder wiederholt, wird sie deswegen nicht wahrer“, so Pichler. Die einzige wirksame Methode zum Schutz von Schafen sei der Herdenschutz. Zudem würden derartige Zonen geltendem EU-Naturschutzrecht widersprechen.

In Südtirol sticht den Hirten aber neben dem Wolf auch ein anderes Tier ins Auge: der Bär. Berichten der südtiroler Tageszeitung Dolomiten zufolge wolle das Land, das die Wiederansiedlung der beiden Tiere außer Kontrolle sieht, sogar aus EU-Projekten wie „Life Ursus“ aussteigen. Die Forderung nach einer Obergrenze für Bären- und Wolfspopulationen könnte vorerst einen Kompromiss zwischen Umweltschützern und Landwirten bedeuten. (APA/TT.com)

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