Der Golf, der wilder sein darf
Mit dem T-Roc eröffnet Volkswagen ein neues SUV-Kapitel: Eine hohe Sitzposition, eine coupéförmige Silhouette und ein optional erhältlicher Allradantrieb dürften der Konkurrenz Sorgen bereiten.
Von Markus Höscheler
Como – Es ist vieles ungewöhnlich, was sich derzeit im Volkswagen-Konzern abspielt: Die Stamm-Marke muss sich im Diesel-Skandal behaupten; sie wehrt sich gegen Hardware-Aufrüstung für Selbstzünder, die viel zu viel Stickoxid emittieren; sie propagiert alternative Antriebe wie nie zuvor – mit Elektroautos und Erdgasfahrzeugen; und sie kommt dieses Mal in einem Segment früher zum Zug als erwartet, denn Volkswagen ist normalerweise ein Autobauer, der das Feld gerne von hinten aufräumt. Bestes Beispiel dafür ist der Tiguan, der sich erst spät ins Revier der kompakten Sport Utility Vehicles eingeschaltet hatte. Für den Erfolg war dies aber kein Problem, sofort avancierte das Modell zum Spitzenreiter.
Nun kümmert sich Volkswagen um das Segment darunter: subkompakte SUV. Hier waren die Deutschen bisher nicht präsent, sieht man einmal von nicht sonderlich ernst gemeinten „Cross“-Gebilden ab. Außerdem gibt es schon einige Mitstreiter, aber noch nicht allzu viele. Für VW ist es also fast schon eine Art Frühstart, wenn Ende November der T-Roc auf den Markt kommt. Global betrachtet ist der Zeitpunkt für den Auftritt des coupéartigen Fünftürers geradezu ideal: Erste Vertreter gibt es schon, die meisten sind bloß mit Vorderradantrieb erhältlich. Der Markt für Kompakte und Subkompakte wächst unentwegt, da die Nachfrage nach hoher Sitzposition, bequemem Ein- und Ausstieg sowie attraktiver Karosserie ungebrochen ist. Und VW hat zudem zwei Vorteile: erstens einen ungemein großen Kundenstock in unseren Breiten; zweitens die Möglichkeit, den T-Roc auf Wunsch mit 4Motion-Allradantrieb zu bestücken.
Das sollte nicht wirklich verwundern, denn der T-Roc hat ungefährt die Länge des Golf (minus drei Zentimeter), wirkt aber durch seinen Offroad-Look doch etwas größer. Wie der Golf basiert der T-Roc auf dem modularen Querbaukasten (MQB), und damit erklärt sich auch schon das Motorenprogramm, mit dem Volkswagen in diesem Herbst aufwarten wird: Es sind durchwegs aufgeladene Drei- und Vierzylindermotoren, zwei davon Benziner, drei davon Diesel.
Das Basisangebot stellt der 115 PS starke Dreizylinder-Turbobenziner mit einem Liter Hubraum dar. Er kann mit 200 Newtonmetern Drehmomentmaximum aufwarten. 35 PS mehr und 50 Newtonmeter mehr sind dem 1,5-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner zuzutrauen. Während der kleinere Benziner ab Werk ausschließlich mit einem Sechsgang-Handschalter fahren wird, lässt sich der größere Ottomotor auf Wunsch mit einer Doppelkupplung (sieben Gänge) und auf Zusatzwunsch auch mit 4Motion bestücken. Bei den Ölbrennern markiert ein 115-PS-Vierzylinder mit 1,6 Litern Hubraum den Anfang (sechs Gänge, Frontantrieb). Darüber rangieren zwei 2,0-Liter-Turbodiesel mit 150 und 190 PS. Die erste Variante lässt sich mit sechs manuellen Gängen und mit Siebengang-Doppelkupplung dirigieren, DSG wird es auch in Verbindung mit Allrad geben. Für den Topdiesel sind DSG und 4Motion Pflicht.
Alternative Antriebe? Derzeit nicht vorgesehen, zumindest nicht offiziell, wie VW-Vorstandsvorsitzender (Marke) Herbert Diess gegenüber der Tiroler Tageszeitung am Premierenabend am Comer See bestätigt. Aber ausschließen will er es nicht, betrachtet man den gesamten Lebenszyklus des Modells. Knapp über 20.000 Euro, so dürfen wir erwarten, wird sich der Einstiegspreis für den subkompakten Hochbau befinden, offizielle Tarife will der Importeur im nächsten Monat nachreichen. Wieder im gewohnten Rahmen offeriert der Hersteller dann Aufpreispflichtiges, etwa das Active Info Display (ein volldigitales Instrumentarium) und eine Reihe von Fahrerassistenzsystemen. Während die Basisversion mit Front Assist (samt City-Notbremsfunktion), Klimaanlage und 16-Zoll-Felgen bestückt ist, kann T-Roc Design mit 17-Zöllern, Komfortsitzen, Müdigkeitserkennung und Connectivity-Paket glänzen. T-Roc Sport verfügt unter anderem über LED-Hauptscheinwerfer, Sport-Komfortsitze, rot abgesetzte Bremssättel und ebenfalls über 17-Zöller. Gegen Extrageld gibt es außerdem eine adaptive Fahrwerksregelung und eine Progressivlenkung. Für Volkswagen ist das fast schon wieder gewöhnlich.