Museal soll auch digital werden
Der deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt, derzeit Chef der weltberühmten Uffizien in Florenz, wird 2019 die Leitung des Kunsthistorischen Museums in Wien übernehmen.
Wien –Eine letzte große Personalentscheidung ging sich kurz vor der Nationalratswahl noch aus: Und Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) hat sich punkto KHM für Veränderung – und damit gegen eine Verlängerung des Ende 2018 auslaufenden Vertrags der amtierenden Generaldirektorin Sabine Haag – entschieden. Ihr wird – allerdings erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2019 – der derzeitige Chef der Florentiner Uffizien, Eike Schmidt, nachfolgen. Er habe sich entschlossen, das Kunsthistorische Museum „offensiv weiterzudenken“, erläuterte Drozda am Freitag seine Entscheidung. „Es gilt jetzt die Weichen für die Zukunft zu stellen.“ Eike Schmidt habe sich in Florenz mit zahlreichen Reformen seit seinem Amtsantritt als erster Nicht-Italiener an der Spitze des legendären Museums Ende 2015 einen Namen gemacht.
Zugleich lobte Drozda „den soliden Weg“, auf den Sabine Haag das KHM seit 2009 gebracht habe, worauf nun aufzubauen sei: „Sie hat in den vergangenen zehn Jahren das Haus mit ruhiger Hand professionell geführt.“ Haag hatte sich – neben 14 weiteren Kandidaten – um eine Verlängerung ihres Vertrages bemüht. „Ich nehme die Entscheidung von Bundesminister Thomas Drozda zur Kenntnis, meinen Vertrag nach zehnjähriger Tätigkeit für eines der bedeutendsten Museen nicht mehr zu verlängern“, so die 55-Jährige am Freitag in einer kurzen, nüchternen Stellungnahme.
Der 49-jährige deutsche Kunsthistoriker Eike Schmidt erklärte, ein Schwerpunkt seiner Zukunftspläne liege auf dem Digitalen. Hinzu komme der Ausbau der internationalen Stellung des Hauses, die von einer lokalen Verankerung flankiert werden müsse. Zugleich müssten die neuen Ansätze immer verortet sein, so Schmidt: „Das Digitale ist nur dann sinnvoll, wenn es auf eine Vielzahl von Besuchergruppen bezogen ist.“ Die Entscheidung der jetzigen KHM-Führung, zeitgenössische Kunst ins Haus zu holen, halte er für absolut richtig. Aber es müsse einen fruchtbaren Dialog zwischen beiden Ebenen geben. Seinen Abgang in Italien nach nur vier Jahren empfinde er dabei nicht als überhastet: „Wir haben in dieser Zeit viel mehr realisiert, als ich mir erträumt hatte.“ Seine Reformen seien zum Ende seines Vertrages dann quasi „Selbstläufer“.
Schmidt wird seinen Vierjahresvertrag bei den Uffizien erfüllen, also nicht bereits (wie eigentlich vorgesehen) ab 1. Jänner 2019 zur Verfügung stehen. Wie genau der Übergang im KHM geregelt wird, werde man „mit Sabine Haag besprechen“, so Drozda, der seine Pläne für die Bundesmuseen auch über das Kunsthistorische Museum hinaus noch vor der Wahl umsetzen will. Er sei „wild entschlossen“, die aus den Erkenntnissen des in Auftrag gegebenen Weißbuchs entsprungenen Reformen im Herbst durchs Parlament zu bringen: „Wenn es sein muss, auch mit Mehrheiten abseits der Koalition.“ (APA, TT)