WM-Qualifikation

Arnautovic für Aussprache, Koller vor Abschied vom ÖFB?

Marco Arnautovic und Marcel Koller stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben.
© APA/ROBERT JAEGER

Die Niederlage des ÖFB-Teams gegen Wales traf Spieler wie Trainer hart. Nun ist Aufarbeitung angesagt. Wie lange der Trainer noch bleibt, ist unklar.

Von Alois Tschida/APA aus Cardiff

Cardiff – Nach der 0:1-Niederlage am Samstag in Cardiff gegen Wales und dem damit verbundenen Ende aller realistischen Chancen auf eine Teilnahme an der Fußball-WM 2018 in Russland sieht Marko Arnautovic die Zeit für ein klärendes Gespräch innerhalb der Mannschaft gekommen. Man müsse schonungslos die Ereignisse der vergangenen Monate aufarbeiten, forderte der West-Ham-Legionär.

„Wir werden uns zusammensetzen und darüber reden, denn man muss über Fehler reden. Das tut natürlich jedem weh“, erklärte der Wiener. Auch die noch nicht lange zum Stamm zählenden Kicker seien nun gefordert, ihre Sicht der Dinge darzulegen. „Ich will von jedem eine Meinung haben, nicht nur von den Älteren, auch von den Jungen, von den Neuen, die dabei sind. Die sollen auch ihre Gefühle herzeigen, weil sie das gut von außen sehen.“

Arnautovic kündigte an, die ÖFB-Kollegen bei dieser Gesprächsrunde auf ein erfolgreiches Finish einer verkorksten Qualifikation einzuschwören, beginnend mit dem Heimmatch am Dienstag gegen Georgien. „Ich werde meine Mannschaft motivieren in den nächsten Tagen, um mit voller Motivation gegen Georgien zu spielen.“

Arnautovic: „Mental sehr heftig“

Das könnte kein einfaches Unterfangen werden. „Ich denke nicht, dass irgendwer heute schlafen wird. In den nächsten Tagen wird es mental sehr heftig. Ich erwarte und erhoffe von den Spielern, mental stark zu sein“, meinte der 28-Jährige.

Zu verkraften gibt es eine laut Arnautovic unverdiente Niederlage gegen Wales. „Wir haben alles reingehaut und aus meiner Sicht dominiert“, sagte Arnautovic zu den wartenden Journalisten. „Ich stehe nach jedem Spiel hier und erzähle das Gleiche. Wir hätten jedes Spiel gewinnen können, wir hatten genug Chancen. Natürlich haben wir uns hinten manchmal blöd angestellt. Aber die Waliser hatten gar nichts, keine Chancen, null, zero, und dann kommt so ein Schuss.“

Dabei hatte der Wiener bei seiner Topchance in der ersten Hälfte die Führung auf dem Fuß. „Ich muss das Tor machen“, gab Arnautovic zu und haderte auch mit fehlendem Spielglück. „In der EM-Qualifikation hat alles geklappt, da war fast jeder Schuss ein Treffer, und jetzt will der Ball einfach nicht reingehen.“

Klärendes Gespräch mit Fan gesucht

Das ärgerte nicht nur den ÖFB-Internationalen – auch ein mitgereister Anhänger verkraftete die bittere Niederlage nur schwer, weshalb sich Arnautovic nach dem Schlusspfiff länger mit ihm unterhielt. „Ich habe gesehen, dass er irgendwie ausgerastet ist gegenüber mir. Dann bin ich hingegangen, um zu reden. Ich habe gesagt, es tut uns genauso weh wie euch“, erzählte Arnautovic und betonte: „Wir hatten immer eine gute Beziehung zu den Fans.“

Die Zeit der klärenden Gespräche scheint angebrochen, was Teamchef Marcel Koller begrüßt. „Wenn man Spiele nicht gewinnt, kommt der Frust raus. Unmittelbar nach dem Match fallen laute Worte, die man nicht gleich persönlich nehmen muss. Grundsätzlich ist es wichtig, dass Spieler miteinander sprechen. Wenn ich ein Problem mit einem Mitspieler habe, versuche ich das zu besprechen und fresse es nicht in mich hinein“, sagte der Schweizer, als er nach der bevorstehenden mannschaftsinternen Unterredung gefragt wurde.

Steht Abschied bevor?

Die Enttäuschung stand Österreichs Fußball-Teamchef Marcel Koller ins Gesicht geschrieben, als er am Samstag die 0:1-Niederlage in Cardiff gegen Wales analysieren musste. Bei sieben Punkten Rückstand auf Platz eins und fünf Zähler auf Rang zwei ist die letzte realistische Hoffnung auf eine WM-Teilnahme 2018 schon drei Runden vor Schluss dahin, wie auch der 56-Jährige eingestand.

„Natürlich ist es schwierig, dass wir das noch erreichen, da muss alles supergut für uns laufen. Da sind wir realistisch“, sagte Koller. Vorerst richtete der Coach den Blick auf die noch ausstehenden Partien, die erste davon am Dienstag im wohl nur spärlich gefüllten Happel-Stadion gegen Georgien. „Es sind noch drei Spiele. Für Österreich ist es wichtig, dass die gut ablaufen.“

Ob Koller jedoch in den Matches am 6. Oktober in Wien gegen Serbien und drei Tage später in Chisinau gegen die Republik Moldau noch auf der Bank sitzen wird, ist offen. Sein Vertrag läuft zwar bis Jahresende, ein vorzeitiger Abschied des seit November 2011 amtierenden Teamchefs scheint aber nicht ausgeschlossen. „Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, wie es weitergeht. Jetzt ist es noch zu früh“, erklärte der Schweizer kurz nach Spielende.