Evakuierungen in Frankfurt für Bombenentschärfung verzögerte sich
Frankfurt am Main (APA/dpa) - Weil einige Wenige das Sperrgebiet nicht verlassen wollen, verzögert sich die Entschärfung der Weltkriegsbombe...
Frankfurt am Main (APA/dpa) - Weil einige Wenige das Sperrgebiet nicht verlassen wollen, verzögert sich die Entschärfung der Weltkriegsbombe in Frankfurt weiter. Polizei und Rettungskräfte sind sauer und prüfen rechtliche Konsequenzen. Mindestens ein Bewohner sei in Gewahrsam genommen worden, weil er seine Wohnung nicht freiwillig verlassen hatte, sagte Polizeipräsident Gerhard Bereswill am Sonntag.
Die Feuerwehr habe die uneinsichtige Person mit einer Drehleiter über den Balkon rausholen müssen. Zwei kleinere Gruppen hätten sich geweigert, aus dem Sperrgebiet zu gehen.
Ursprünglich wollten die Experten um 12.00 Uhr damit beginnen, die Luftmine aus dem Zweiten Weltkrieg unschädlich zu machen. In der umfangreichsten Evakuierungsaktion in der Geschichte der Bundesrepublik hatten mehr als 60.000 Menschen in der Bankenstadt ihre Wohnungen verlassen müssen. Der Blindgänger war bei Bauarbeiten im Frankfurter Westend gefunden worden.
„Ich kann nur hoffen, dass dies rechtliche Folgen hat“, sagte der Chef der Frankfurter Feuerwehr, Reinhard Ries, sichtlich verärgert. „Wenn jemand am Fenster steht und winkt, ist das für mich Vorsatz.“ Er sprach von einer Mischung aus „Ignoranz und Dummheit“.
„Wegen weniger als einem Dutzend Leuten ist jetzt die ganze Maschinerie angehalten.“ Seit Beginn der Evakuierung hätten Polizei und Rettungskräfte einen super Job gemacht „und diese Herrschaften verhageln uns alles“.
Auch Polizeichef Bereswill ist sauer: „Das ist ärgerlich, weil eine ganze Stadt davon betroffen ist, und einige den Eigensinn über das Allgemeinwohl gestellt haben - meiner Meinung nach eine Ungeheuerlichkeit.“ Einige Bewohner hätten sich zunächst versteckt und dann doch Angst bekommen und die Polizei gerufen.
Länger als erwartet dauerte es am Sonntag auch, hilfsbedürftige Menschen aus der Zone zu bringen. Das sei „super ärgerlich und super aufwendig“ gewesen, sagte ein Sprecher der Frankfurter Feuerwehr. Polizei und Rettungskräfte hätten in der Früh ausreichend Zeit und Kapazitäten gehabt, Hilfsbedürftige zu transportieren, man habe aber nichts von ihnen gewusst. „Erst wenn keine Meldungen mehr ankommen, können wir den Raum freigeben.“
Bei einem der Krankentransporte gab es laut Polizei einen Zwischenfall. Eine Person sei beim Transport bewusstlos geworden und habe reanimiert werden müssen.
Der Frankfurter Hauptbahnhof liegt außerhalb der Sperrzone, der Bahnverkehr ist daher nicht von Einschränkungen betroffen. Die Bombenentschärfung könnte aber zumindest kurzzeitig Folgen für den Luftverkehr haben. Denn bei Ostwind überqueren normalerweise einige Flugzeuge im Anflug auf den größten deutschen Flughafen in Frankfurt das Gebiet über dem Fundort der Bombe.