Dokumentarfilm

Zollfreilager Genf: Die dunkle Seite der Kunstwelt

© ORF

Das Zollfreilager Genf ist das größte, aber auch geheimste Museum der Welt. Dokumentarfilmer Pascal Henry gelang ein Blick ins „Milliarden-Dollar-Versteck“.

Innsbruck –Die Panama Papers enthüllten Anfang 2016 einen globalen Steuerskandal – und legten auch schmutzige Spuren in den internationalen Kunstmarkt frei. Die Geschichte eines Falles ging im Zuge der Panama-Papers-Enthüllungen um die Welt: In seinem Zentrum steht Amedeo Modiglianis Porträt eines „Sitzenden Mannes mit Stock“, einst im Besitz des Pariser Galeristen Oscar Stettiner, von den Nationalsozialisten beschlagnahmt, verkauft – und 1996 bei einer Auktion von Christie’s in London wieder aufgetaucht, wo es von der Briefkastenfirma International Art Center ersteigert wurde. Bis dorthin und noch weiter verfolgte ein kanadischer Kunstdetektiv die Geschichte des Gemäldes. Um dann just durch die Panama Papers den entscheidenden Hinweis zu bekommen, dass hinter dem International Arts Center der Kunsthändlerclan Nahmad steht, der das zuvor von sich gewiesen hatte. Ein Kunst-Krimi, der bis zur Beschlagnahmung des Modigliani-Gemäldes durch die Genfer Staatsanwaltschaft geht, gefolgt von seiner erneuten Freigabe wegen nicht bestätigter Verdachtsmomente.

Interessant ist der Schauplatz dieser Vorgänge: das Zollfreilager Genf, wo – abseits der Steuerbehörden – Waren im Wert von mehreren Milliarden Euro lagern, vor allem Kunst. Der Freihandelshafen sei „das größte Museum der Welt“, heißt es in der Dokumentation „Kunst: Das Milliarden-Dollar-Versteck“. Es ist aber auch das geheimste. Dem französischen Journalisten Pascal Henry ist es dennoch gelungen, einen Blick hineinzuwerfen. Seine bereits 2016 im französischen Fernsehen gezeigte Dokumentation zeigt der ORF heute um 23.15 Uhr im Rahmen des Kulturmontags. Es geht darin nicht allein um den Modigliani, auf dessen Rückseite Henrys Kamera den schlecht ausradierten Eigentümervermerk „Stettiner“ entdeckt. Auch darüber hinaus werden die Mittel und Machenschaften, über die milliardenteure Kunstwerke den Weg in den Genfer Free Port hinein und wieder hinaus finden, beleuchtet. Henry trifft etwa den französischen Kunsthändler Yves Bouvier, einen der wichtigsten Strippenzieher am globalen Kunstmarkt, Hauptmieter des Zollfreilagers und verwickelt in Ermittlungen und Verfahren zu Betrug, Wucher und Hehlerei. (jel)