Herzflimmern in High Definition
Mira Lu Kovacs ist eine der interessantesten Stimmen in der heimischen Poplandschaft. Gerade hat sie mit der neuen Band 5K HD ein famoses Album vorgelegt.
Von Ivona Jelcic
Innsbruck –Mit einem Auftritt von Schmieds Puls ist am vergangenen Samstag im Treibhaus ein hochkarätig besetztes, in die unterschiedlichsten Winkel weltweiten Musikschaffens leuchtendes Sommerfestival zu Ende gegangen. Das zum Final-Konzert angetretene Trio Schmieds Puls, bestehend aus dem Tiroler Kontrabassisten Walter Singer, Schlagzeuger Christian Grobauer und Sängerin und Gitarristin Mira Lu Kovacs, betört schon seit einigen Jahren mit seinem reduzierten und zugleich raffiniert arrangierten Akustik-Pop mit leiser Jazz-Affinität, der aus der Stille heraus den Lärm des Herzens hörbar macht. Die Stimme von Frontfrau und Schmieds-Puls-Gründerin Mira Lu Kovacs ist dafür wesentlich verantwortlich.
Die Mittzwanzigerin, geboren im Burgenland, aufgewachsen in Niederösterreich, textet und komponiert die Songs von Schmieds Puls, macht derzeit aber auch mit einem Zweitprojekt von sich reden, nämlich der Kollaboration mit jenem Wiener Quartett, das als Kompost 3 im Ruf selbstbewusster Jazz-Innovatoren steht. Dass sich die elektronisch aufgemotzten Klangkompostierungen von Manu Mayr, Martin Eberle, Benny Omerzell und Lukas König stilistischen Einordnungen strikt entziehen, ist ihr eigentliches Markenzeichen. Aus zunächst vereinzelten Kollaborationen mit Kovacs und einer daraus folgenden EP ist am Ende eine eigene Band entstanden ist. Sie heißt 5K HD, hat gerade das Debütalbum „And To In A“ veröffentlicht – und damit den noch jungen Musikherbst mit einem ebenso komplexen wie mitreißenden Werk bereichert, das wie ein willkommenes Störgeräusch ins weite Feld der Gleichförmigkeit eindringt. Irgendwo zwischen leichtem Elektro-Pop und düsteren Noise-Abgründen über Funk-Grooves, Synthie-Klängen, dröhnenden Bässen und Kovacs’ klarer Stimme, die auch technoid kann, werden Genre-Grenzen über Bord geworfen und neue Ufer gesucht.
Wie das alles zusammenkommt, beschreibt Kovacs im TT-Gespräch als „überschwängliches Miteinander“. „Jemand bringt eine Idee mit, einen Entwurf, einen halbfertigen Song, das kann jeder von uns fünf sein, und dann arbeitet man zusammen daran.“ Die Zusammenarbeit habe vom ersten Moment an gepasst „wie die Faust aufs Auge“, sagt Kovacs, die zwei der vier neuen Bandkollegen bereits aus Schul- und Jazzwerkstatt-Zeiten kennt. Die Jazzwerkstatt und das Porgy & Bess waren früh so etwas wie Kovacs’ Wohnzimmer, dort, glaubt sie selbst, habe sie auch eine gewisse „Liebe zu Dissonanzen oder zu etwas, das einen verdutzt oder mit Fragezeichen zurücklässt“, entwickelt. Gitarre am Musikgymnasium in Wien, ein abgebrochenes Jazzgesangsstudium in Linz, eine frühe Folk-, dann eine Funkband mit 16 und schließlich auch ein Elektropop-Duo gehören zur Musikerinnen-Biografie Kovacs’, die außerdem von sich preisgibt, schon als Kind in einer Fantasiesprache für sich selbst gesungen zu haben. Und deren Erzähllust und makelloses Englisch auch auf exzessives Lesen der Rowling’schen Zauberer-Saga („Ich bin die Harry-Potter-Generation“) zurückzuführen sein könnte.
Der Bandname 5K HD sei, sagt Kovacs, nach „langer Suche“ entstanden, man habe mit Begriffen „herumjongliert“, etwa für hochauflösende Videoformate. Da stand dann HD auch für „klare Gedanken und ganz klaren Sound“ und schließlich eine Buchstaben-Zahlen-Kombination, an der Kovacs nicht zuletzt gefällt, dass sie „wie ein kalter Produktname aussieht“. Was wiederum als Kritik am Musikbusiness gelesen werden könne, „das eigentlich einfach nur Produkte sucht, die es verkaufen kann. Es ist zwar schön für uns alle, auf der Bühne zu stehen, aber man muss sich auch im Klaren sein darüber, dass man Teil von diesem Business ist. Und das ist nicht immer so easy.“
Gleichwohl schlagen derzeit gleich zwei musikalische Herzen in Kovacs’ Brust, auch Schmieds Puls arbeiten an einem neuen Album, im Oktober geht es außerdem mit 5K HD auf Tour – sie führt am 18. Oktober ins Treibhaus.