Tirol

In Innsbruck studieren, in Deutschland arbeiten

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Trendfach Psychologie: Der Andrang steigt weiter, nach Innsbruck pendeln viele aus Bayern. Eine Umfrage unter Absolventen soll Aufschluss über die Motive bringen.

Von Sabine Strobl

Innsbruck –Ob Schule, Verkehr, Politik, Gesundheit, Mitarbeiterrekrutierung oder Fernsehkrimi: Herr und Frau Psychologe sind gefragt. Dementsprechend groß war heuer wieder der Andrang auf die Studienplätze. In Innsbruck stellten sich 1438 Kandidaten dem Aufnahmeverfahren. 200 konnten einen Platz ergattern. Die Tests würden wohl schwieriger werden, meint ein Innsbrucker Student, der vor ein paar Jahren noch mit 800 Kandidaten angetreten ist. Der Ansturm sei aber nicht nur auf die Psychologie, sondern auf viele Fächer enorm. Eine Studentin berichtet, dass sie für das Bachelorstudium auf die UMIT ausgewichen sei.

„Ein Grund für das weiter steigende Interesse an Psychologie dürfte auch der in den Medien immer wieder berichtete Anstieg psychischer Erkrankungen sein. Deren Ursachen liegen im Privaten, aber auch im Arbeitsbereich. Dadurch werden nicht nur die Öffentlichkeit, sondern auch Arbeitgeber sensibilisiert“, lautet der Befund von Jürgen Glaser, Leiter des Instituts für Psychologie in Innsbruck. So steige die Nachfrage nach ausgebildeten Psychologen auch in Betrieben. Psychische Gesundheit, Motivation, Resilienz und Stress seien in aller Munde. Mit der Automatisierung und Digitalisierung sieht Aljoscha Neubauer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Psychologie, weitere Arbeitsfelder auf den Berufsstand zukommen. Ein Einsatzgebiet der Psychologie, die sozialen Medien, bereitet Neubauer Sorgen. „Dort findet Headhunting statt.“ Menschen, die sich in sozialen Medien tummeln, werden nicht nur für die passende Werbung durchleuchtet, sondern darauf, ob ihr Auftritt gut genug ist, um zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden.

Eine Besonderheit der Unis in Innsbruck und Salzburg ist der hohe Anteil deutscher Studierender. Im Nachbarland braucht es für die raren Studienplätze je nach Universität einen Notendurchschnitt von bis zu 1,1. „Der Umstand, dass in Innsbruck 80 Prozent deutsche Psychologiestudierende ausgebildet werden, die in aller Regel nach Deutschland zurückkehren, macht gewisse Probleme – auch wegen der bei uns im Vergleich sehr schlechten Betreuungsrelation zwischen Studierenden und Professoren“, sagt Glaser. In Innsbruck kommen auf einen habilitierten Lehrenden 98 Studierende. „In den USA schlägt man angesichts unseres Betreuungsschlüssels die Hände über dem Kopf zusammen.“ Dieser ist in Deutschland und in der Schweiz deutlich günstiger. Bevor man in Österreich an mehr Studienplätze denken könne, sei die Betreuungsrelation zu verbessern.

Vergangenes Jahr machten schon die Nachricht von einem kommenden Psychologenmangel in Österreich und der Vorschlag einer Quotenregelung wie in der Medizin die Runde. Dies relativiert Neubauer mit Blick auf die jüngsten Daten der Gesellschaft für Psychologie. „Noch sind die Bedürfnisse in Österreich gedeckt. Aber wir beobachten die Situation sehr genau. Das Thema ist sensibel. Wir müssen aber in der EU in Kauf nehmen, dass für einen anderen Markt ausgebildet wird.“ Derzeit wird eine Umfrage unter Psychologiestudenten in Österreich ausgewertet. Unter anderem wurde nach den Motiven für die Rückkehr nach dem Studium nach Deutschland gefragt. Neubauer schätzt deutsche Studierende ingesamt als mobiler ein. Es kristallisieren sich zwei Gruppen heraus. Eine Gruppe kehrt aus Verbundenheit zum Heimatort zurück. Die andere Gruppe erhofft sich, egal wo in Deutschland, bessere Berufschancen. Ein Teil der deutschen Studierenden in Innsbruck und Salzburg sind Tagespendler. Innsbruck hat an der Umfrage nicht teilgenommen. Die Salzburger Ergebnisse werden aber auch für Innsbruck interessant sein.

Studien im Trend

Spitzenreiter Medizin. Heuer bewarben sich 3670 Interessierte für 400 Medizin-Studienplätze in Innsbruck. Ohne Zutrittsverfahren fanden heuer folgende Studien den meisten Zulauf: Wirtschaftswissenschaften (472 Studienanfänger), Rechtswissenschaften (439), Erziehungswissenschaften (407).

Spezialfall Psychologie.

1438 Studienwerber ritterten um 200 Studienplätze. Wien: 3067 Studienwerber für 500 Studienplätze. Betreuungsschlüssel

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Innsbruck 1 habilitierter Lehrender: 98 Studierende, Wien hat mit 1:272 den schlechtesten Betreuungsschlüssel, Graz mit 1:66 den besten.

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